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Schweizer Eishockey-Frauen mischen mit

Sandrine Ray drückt wuchtig ab. Keystone

Premiere in Turin: Zum ersten Mal in der Geschichte des Frauen-Eishockeys hat sich die Schweiz für Olympische Spiele qualifiziert.

Das Ticket lösten die Eishockey-Spielerinnen erst in letzter Sekunde. Ein Rück- und Ausblick mit Sandrine Ray und Yasmine Monteiro.

Zwei Tore sind es, welche die Beziehung der Schweizer Eishockey-Frauen zu den Olympischen Spiele geprägt haben: Vor vier Jahren war das Frauenteam in der Qualifikation für Salt Lake City hauchdünn gescheitert, an einem einzigen Tor. Jetzt sieht es anders aus: In Turin sind sie dabei, dank eines einzigen Treffers!

Das «chinesische Wunder»

Am vorolympischen Turnier in China kam es zum Hitchcock-Finale. «Alles entschied sich im letzten Drittel», erinnert sich Yasmine Monteiro gegenüber swissinfo. «Zehn Sekunden vor der Schlusssirene stand es noch 2:2», so die 18-jährige Lausannerin.

Montero selber konnte nicht mehr auf dem Eis mittun, sondern musste das Entscheidungsspiel von der Tribüne aus verfolgen. In einem Rollstuhl – ein böses Andenken an einen Check einer Norwegerin im Eröffnungs-Match.

«Die letzten Sekunden zerrannen, als der Schiedsrichter ein Bully in der Zone der Chinesinnen pfiff», schildert Monteiro. Als die Schlusssirene ertönte, hätten die Chinesinnen gejubelt und sich schon in Turin gewähnt. «Aber der Spielleiter liess zehn Sekunden nachspielen, und in unserer letzten Aktion schossen wir das 3:2, selchs Sekunden vor Schluss!»

Das Besondere: Die asiatischen Gastgeberinnen spielen keine Meisterschaft, sondern bereiten sich ausschliesslich in der Nationalmannschaft auf die grossen Turniere wie Weltmeisterschaften und Olympische Spiele vor.

Zwar ist Yasmine Monteiro, welche die Schweizer Meisterschaft mit Lugano bestreitet, wieder fit. In Turin wird sie dennoch nicht dabei sein. «Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben,» tröstet sie sich.

Stolz

Arm gebrochen: Auch Sandrine Ray, die zweite Spielerin aus der Westschweiz, musste das «chinesischen Wunder» von der Bande aus miterleben. Im Gegensatz zu Monteiro wird Sandrine Ray aber in Turin spielen können.

«Ich bin mächtig stolz, ein grosser Traum wird wahr», so die junge Frau aus Yverdon. Ray bezieht bei ihrem Arbeitgeber einen unbezahlten Urlaub von sechs Monaten, um sich optimal auf das Grossereignis in Norditalien vorbereiten zu können.

«Turin ist der Lohn für alle Opfer, die ich von klein auf erbringen musste: In Knabenteams spielen, neben dem Sport arbeiten, alle Ferien für Trainingslager drangeben, unbezahlten Urlaub nehmen und so weiter.»

Der Sport entschädigt Ray aber für all diese Mühen: Mit der Leidenschaft, intensiven Momenten des Glücks und den Reisen rund um die Welt.

Für die Spielerinnen von Trainer René Kammerer zählen jetzt nur noch die Spiele in Turin. «Für alle Sportlerinnen und Sportler ist das ein magischer Moment», sagt Sandrine Ray, «erst recht für uns Amateurinnen.»

Hohes Ziel

Nationalcoach René Kammerer geht mit den Schweizer Hockey-Frauen nicht nach Turin, um einfach mitzuspielen. «Unser Ziel ist ein Platz unter den ersten Sechs. Wir wollen stolz auf unsere Leistung sein können, damit die Schweiz auch auf uns stolz sein kann.»

Realistisch gesehen wird seine Equipe aber Mühe haben, in ihrer Gruppe den zweiten Platz zu belegen, was gleichbedeutend mit der Qualifikation für den Halbfinal (letzte Vier) wäre. Denn die Gegnerinnen aus den USA und Finnland sind eindeutig höher einzuschätzen.

Schlüsselspiel für die Spielerinnen und Trainer Kammerer ist deshalb die Partie gegen Deutschland. Gewinnt die Schweiz, gibt es vielleicht das «Wunder von Turin».

swissinfo, Mathias Froidevaux
(Übertragung aus dem Französischen: Renat Künzi)

Frauen-Eishockey wird in der Schweiz auf Amateurinnen-Basis betrieben.
Es gibt rund 700 Spielerinnen.
Die Nationalligen A, B und C umfassen je acht Teams.
In den Juniorenklassen spielen die jungen Frauen in den Männerteams.
Eishockey der Frauen ist erst seit 1998 olympisch.

Sandrine Ray (1983) hat soeben ihre 150. Partie in der Nationalliga A absolviert.
Die vierfache Vizemeisterin ist rund 100-fache Internationale.

Yasmine Montero (1987) spielt wie Ray bei Lugano. Die Maturandin ist dreifache Vizemeisterin.

Am Olympia-Turnier in Turin sind acht Teams qualifiziert: Kanada, USA, Finnland, Schweden, Russland, Deutschland, Italien und die Schweiz.

Die USA betreiben die einzige Profi-Frauenliga der Welt.

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