
Welt-Aids-Tag 1999 steht unter dem Motto «Zuhören, lernen, leben»
„Zuhören, lernen, leben! - mit den Kindern und Jugendlichen weltweit gegen Aids": so lautet das Motto des 12. Welt-Aids-Tages. Die Welt-Aids-Kampagne ruft die Öffentlichkeit dazu auf, einander zuzuhören, voneinander zu lernen und miteinander zu leben.
„Zuhören, lernen, leben! – mit den Kindern und Jugendlichen weltweit gegen Aids»: so lautet das Motto des 12. Welt-Aids-Tages. Junge Menschen sind der wichtigste Ansatzpunkt im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit und deshalb möchte die Welt-Aids-Kampagne die Öffentlichkeit dazu aufrufen, einander zuzuhören, voneinander zu lernen und miteinander zu leben.
Die Schweizer Bundespräsidentin Ruth Dreifuss hat in ihrem Aufruf zum Welt-Aids-Tag vor einer Verharmlosung der HIV-Infektion gewarnt. In den reichen Ländern gäben medizinische Fortschritte zwar Infizierten Hoffnung. Die Zahl der Todesfälle sei aber niemals höher gewesen als in diesem Jahr.
Die Epidemie habe ihre Gefährlichkeit keineswegs verloren, betonte Dreifuss. In der Schweiz liessen Prävention und medizinische Fortschritte hoffen, dass der Rückgang bei Aids-Toten und Neuinfektionen dauerhaft sein werde, wie sie weiter sagte. Dies sei kein Grund, die Krankheit zu verharmlosen und leichtfertig mit den Mitteln und Massnahmen umzugehen, die sich als Schutz vor der Infektion erwiesen hätten. Gefordert sind laut der Bundespräsidentin aber auch internationale Anstrengungen, um vor allem die Prävention zu fördern. “Wir dürfen keinen Graben zulassen zwischen denjenigen reichen Ländern, in welchen infizierten Menschen die neuesten medizinischen Errungenschaften zur Verfügung stehen, und der Mehrheit der übrigen Länder, in denen der Zugang zur medizinischen Versorgung vom Zufall abhängt”, forderte Dreifuss.
Mehr als die Hälfte der weltweit über 16’000 Menschen, die sich Tag für Tag mit HIV infizieren, sind jünger als 25 Jahre. Man müsse daher bei jungen Menschen ansetzen, um die Epidemie unter Kontrolle zu bringen, erklärte auch UNAIDS, das HIV/Aids -Programm der Vereinten Nationen, zum Welt-Aids-Tag.
Weltweit starben in diesem Jahr 2,6 Millionen Menschen an den Folgen von Aids. 33,6 Millionen Menschen leben laut UNAIDS-Angaben weltweit mit dem Aids-Virus. Das sind 560 von 100’000 Menschen.
In der Schweiz leben, so schätzt das Bundesamt für Gesundheit BAG, zwischen 11’000 und 21’000 Menschen mit dem HI-Virus. Gemäss der neuesten offiziellen BAG-Statistik gab es seit 1985 total 24’272 positive HIV-Tests. Seit 1983 erkrankten 6’742 Personen an Aids. In diesem Jahr starben bisher 32 Menschen. Insgesamt mussten in der Schweiz seit 1984 4’889 Aidskranke ihr Leben lassen. Und noch immer infizieren sich in der Schweiz pro Tag zwei bis drei Menschen mit HIV, erklärt die Organisation Aids-Hilfe Schweiz. Zwei bis vier Erkrankte würden pro Monat sterben.
Für die Behandlung von Aids sind in den letzten Jahren zwar zahlreiche Medikamente entwickelt worden. Das Virus können sie jedoch bisher nicht endgültig aus dem Körper vertreiben. Experten setzen grosse Hoffnung auf Impfstoffe.
Der Welt-Aids-Tag wird seit 1988 jährlich am 1. Dezember begangen, nachdem sich an diesem Tag die Gesundheitsminister auf einem Weltgipfel für eine von sozialer Toleranz geprägte Gesinnung und einen intensiveren Austausch von HIV- und Aids bezogenen Informationen aussprachen.
Er ist ein Tag der Solidarität mit Menschen mit HIV und Aids sowie denen, die ihnen nahe stehen, aber auch ein Tag, an dem deutlich gemacht wird, dass für diese Menschen jeder Tag des Jahres ein Aids-Tag ist.
Die Aids-Hilfen nehmen ihn zum Anlass, auf vielen Veranstaltungen – von Infotischen in der Fussgängerzone über Podiumsdiskussionen bis zu Benefizabenden – ihre Arbeit darzustellen und zu Spenden aufzurufen, um ihre praktische Arbeit – Aufklärung, Information, Beratung, Betreuung, Pflege und Selbshilfe – finanzieren zu können.
Der Welt-Aids-Tag ist aber auch ein Tag der Mahnung an die Politikerinnen und Politiker, sich ihrer politischen und finanziellen Verantwortung für eine Aids-Politik zu stellen, die an den Lebensrealitäten der Hauptbetroffenen ausgerichtet ist.
Alina Kunz (SRI)

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