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Altes Haus – offen für die neue Kunst

Seit der Eröffnung 1879 ist das Kunstmuseum Bern im gleichen Gebäude. Keystone

Das Kunstmuseum Bern feiert am 28. August mit einem grossen Fest sein 125-jähriges Bestehen.

In Zukunft will das “alte Haus” vermehrt auf junge Kunst setzen. Es plant daher eine Erweiterung in einer Nachbarliegenschaft.

Was am 9. August 1879 mit rund 300 Werken begann, ist heute eine stattliche Sammlung von 3000 zum Teil weltbedeutenden Gemälden und Skulpturen und fast 50’000 Kunstdrucken, Grafiken und Zeichnungen. Das Berner Kunstmuseum zählt heute zu den grossen Häusern der Schweiz.

Breit abgestützt

“Das Kunstmuseum Bern zählt zu den grössten Kunstinstituten der Schweiz und hat eine Sammlung von internationalem Format”, sagt Fred Zaugg, ein langjähriger Kenner der Schweizer Kulturszene.

Es biete heute “ein umfassendes, qualitativ hochstehendes Angebot” und werde von einer breiten Trägerschaft gestützt, “vor allem aber von der Bevölkerung, wenn man die Abstimmungen für Erweiterungen oder den Einsatz für das aktuelle Geburtstagsfest betrachtet”, so Zaugg.

Dass sich das Kunstmuseum Bern international nie in die Oberliga spielen konnte, liegt laut Direktor Matthias Frehner an der Ausrichtung auf zeitgenössische Kunst: “Man hat nicht die Massenwirkung, wie man sie mit der klassischen Moderne hat. Das ist ein generelles Phänomen”, erklärt er.

Er ist jedoch überzeugt, dass das Museum “mit unserem Bestand national und international mithalten” kann. Denn auch nach dem Verlust der Paul-Klee-Stiftung verfüge es über “eine herausragende Sammlung an Beständen der klassischen Moderne”.

Ausbau geplant

Doch die erste Geige spielt in Bern klar die zeitgenössische Kunst: Sie wird in Zukunft noch mehr Gewicht erhalten, plant doch das Kunstmuseum eine Erweiterung, auf die Frehner und sein Team derzeit alle Energie setzen.

Die Liegenschaft auf der anderen Strassenseite, das ehemalige Progymnasium, soll ab 2007 das dem Kunstmuseum angeschlossene Museum für Kunst der Gegenwart beherbergen. Hauptsächlich junge Künstlerinnen und Künstler sollen dort ein Forum erhalten.

Bis es allerdings so weit ist, muss am 17. November noch die Hürde einer städtischen Volksabstimmung genommen werden. “Es wird die Stadt nichts kosten, uns dieses Gebäude abzutreten”, argumentiert Frehner.

Ein weiteres gewichtiges Argument für Frehner: “Es kann nicht sein, dass man auf historische Bestände setzt und die Gegenwartskunst ausser Acht lässt”, betont er.

“Das wäre meiner Meinung nach eine kulturpolitische Fehlentscheidung.” Denn gerade für die jungen Menschen führe der Zugang zur den Klassikern oft über die zeitgenössische Kunst.

Anker brachte Stein ins Rollen

Die Geschichte des Kunstmuseums hatte sehr gemächlich begonnen: Ganze 59 Jahre verstrichen zwischen dem Entscheid zum Bau (1820) und der Eröffnung des Museums (1879). Das Hin und Her um die Finanzierung und den Standort hatte ein Vorwärtskommen des Projekts während Jahrzehnten blockiert.

Erst nach einem Machtwort des Grossrats und Kunstmalers Albert Anker machte Bern schliesslich Nägel mit Köpfen: Innert drei Jahren baute die Stadt ihr Kunstmuseum, das 1879 an der Hodlerstrasse eröffnet wurde, wo es noch heute steht.

Das Geld für den Bau war zu einem grossen Teil aus privaten Vermögen gekommen – von Mäzenen, wie sie auch heute eine wichtige Rolle für das Museum spielen.

Die Eröffnungs-Ausstellung war schon Programm für die weitere Entwicklung der Institution: Sie stand unter dem Motto “Erstlingsarbeiten einiger junger Talente, früherer Zöglinge der Berner Kunstschule”. Schon von Beginn weg wurde also bereits die Gegenwartskunst gefördert.

swissinfo, Christian Raaflaub

Das Kunstmuseum Bern beschäftigt rund 120 Personen
2003: 82’193 Eintritte
2002: 60’755 Eintritte
2001: 114’433 Eintritte
2003 schrieb das Kunstmuseum schwarze Zahlen
Neben rund 3000 Gemälden und Skulpturen umfasst die Sammlung gegen 50’000 Kunstdrucke und Grafiken.

Das Berner Kunstmuseum feiert dieses Jahr sein 125-jähriges Bestehen.

Seit seiner Eröffnung hat es das Kunstleben der Hauptstadt wesentlich mitgeprägt und konnte sich auch weit herum einen guten Ruf schaffen.

Das Kunstmuseum Bern sieht seine Aufgabe einerseits im Bewahren des historischen Kulturguts, andererseits will es “die Gegenwart im Spiegel der Kunst” kritisch reflektieren.

Das Jubiläums-Fest steigt am 28. August, von 10 Uhr morgens bis spät in die Nacht hinein.

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