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Andersen zu Ernst & Young

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Nach der Enron-Pleite spannt die Schweizer Gesellschaft der angeschlagenen US-Beratungs-Gesellschaft Arthur Andersen mit der Konkurrentin Ernst & Young zusammen.

Die Schweizer Beratungsbranche ist nicht erst seit dem Enron-Crash in den USA in Schieflage. Seit Monaten sind Stagnation oder vielerorts gar Stellenabbau im Gang.

Die Wirtschaftsflaute hatte verschiedene Unternehmen bewogen, ihre Zusammenarbeit mit Berater-Firmen zu überdenken. Zudem war das Swissair-Debakel schlecht für das Image der Branche: Die Rolle der Berater in den ganzen Swissair-Entwicklungen ist auch heute für Aussenstehende noch unklar.

Gemeinsam unter “Ernst & Young”

Neuer Partner ist überraschenderweise Ernst & Young und nicht Konkurrentin KPMG. Die Perspektive mit Ernst & Young sei für Andersen besser gewesen, sagte Andersen-Schweiz Chef Peter Athanas. Mit der Fusion rücken die beiden Unternehmen zur Nummer eins im Schweizer Markt – der PriceWaterhouseCoopers – auf.

Das gemeinsame Geschäft werde unter dem Namen Ernst & Young auftreten und in der Schweiz mit rund 2500 Beschäftigen einen Umsatz von rund 520 Mio. Franken erzielen.

Arbeitsplätze gesichert

Über die personelle Besetzung der Konzernspitze des neuen Unternehmens machten Athanas und Ernst & Young-Chef Marcel Maglock am Mittwoch keine Angaben. Als kleinerer Partner habe Andersen jedoch gleichberechtigtes Mitbestimmungsrecht.

Der Zusammenschluss, der “in den nächsten Monaten” erfolgen soll, unterliegt der Genehmigung durch die schweizerische Wettbewerbskommission (Weko).

Andersen Schweiz erwirtschaftete im vergangenen Geschäftsjahr mit total 750 Angestellten einen Umsatz von 177 Mio. Franken. Ernst & Young ist in der Schweiz mit rund 2000 Beschäftigten präsent.

Nicht Teil der Transaktion in der Schweiz ist Andersen Business Consulting (Management- und Technologieberatung). Grund dafür sei die aktuelle Entwicklung im Markt zur Trennung von Beratungs- und Wirtschaftsprüfungs-Bereichen. Andersen Business Consulting beschäftigt 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von 50 Mio. Franken.

KMPG bedauert Entscheid

KPMG, mit der Andersen Schweiz seit Anfang April in Verhandlungen stand, bedauert den Entscheid, wie sie am Mittwoch mitteilte. Die Fusion hätte auf den 1. Oktober besiegelt werden sollen.

Da Andersen Schweiz kundenmässig stark mit Frankreich verbunden sei, habe die Übernahme in Frankreich einen massgeblichen Einfluss auf den Entscheid gehabt, heisst es.

Die Diskussionen bei den Verhandlungen mit KPMG hätten sich einerseits um das vorhandene Potenzial einer Kombination gedreht, andererseits um die Risiken, welche sich aus der Situation von Andersen USA für die Ländergesellschaften ergeben hätten, heisst es. Die Lage in den USA hätte eine sofortige Übernahme von Andersen noch nicht möglich gemacht.

Enron-Bankrott führte zur Zerschlagung

Das Mutterhaus Arthur Andersen wird nach dem Skandal um den Bankrott des US-Energiegiganten Enron neu strukturiert. Andersen USA hatte die Bücher von Enron geprüft. Andersen-Beratern wird zudem vorgeworfen, Akten vernichtet zu haben.

Ende März hatte Andersen angekündigt, ausserhalb der Vereinigten Staaten mit dem Konkurrenten KPMG zusammenzugehen. Mehrere Tochter-Gesellschaften verhandelten jedoch mit anderen Beratungsunternehmen.

swissinfo und Agenturen

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