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Anglo Irish Bank: Abwicklung droht

BRÜSSEL (awp international) – Im Ringen um die angeschlagene irische Grossbank Anglo Irish mehren sich die Anzeichen für eine Abwicklung des Instituts. Nach einem Treffen zwischen EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia und dem irischen Finanzminister Brian Lenihan am Vortag in Brüssel werden nach Angaben von EU-Diplomaten die Stimmen lauter, die eine vollständige Abwicklung der maroden Bank befürworten. Die EU wolle das Institut schliessen, räumte auch der Vorstandschef von Anglo Irish, Mike Aynsley, in einem Interview mit der “Sunday Business Post” ein.
Eine Entscheidung über die Zukunft der Bank will die EU erst in einigen Wochen treffen. “Es wird keine Entscheidung in dieser Woche erwartet”, sagte die Sprecherin von Kommissar Almunia am Dienstag in Brüssel. Brüsseler Finanzkreise gehen vom Ende des Monats aus – zunächst hatte es geheissen, es könne schon in den nächsten Tagen entschieden werden. Nach Angaben der Sprecherin kommen die Gespräche mit der irischen Regierung gut voran. Zu Details äusserte sie sich nicht.
In Brüssel gelten die milliardenschweren Kosten für die Sanierung von Anglo Irish als enormes Risiko für die Kreditwürdigkeit Irlands. Seit Monaten herrscht an den Kapitalmärkten die Angst, dass Irland nach Griechenland zu einem neuen Krisenherd der Euro-Zone werden könnte.
Das grösste Sorgenkind des irischen Bankensektors benötigt weitere 25 Milliarden Euro staatliche Hilfen, um wieder in ruhiges Fahrwasser zu kommen. Bereits in der Vergangenheit hatte die Bank wiederholt auf Milliardenhilfen des Steuerzahlers zurückgreifen müssen. EU-Kommissar Almunia hatte der “Financial Times Deutschland” gesagt, die Kosten müssten gerecht verteilt werden, dem irischen Steuerzahler dürften nicht zu grosse Lasten aufgebürdet werden.
Finanzminister Lenihan favorisiert eine Schliessung der Anglo Irish binnen zehn Jahren. Dagegen will das Management der Bank das Institut erhalten und die Risikogeschäfte in eine sogenannte “Bad Bank” abspalten. In jedem Fall wären Milliardenhilfen der öffentlichen Hand notwendig./mt/dm/DP/jsl

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