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Arbeitskonflikt bei Swiss entschärft

Die Swiss und ihre Regional-Piloten haben ihren Arbeitskonflikt vorerst beigelegt. Keystone

Swiss International Airlines und ihre Regional-Piloten haben sich in letzter Minute geeinigt. Drohende Streiks und Entlassungen sind somit vom Tisch.

Die Airline hatte den Piloten der Gewerkschaft Swiss Pilots mit Kündigung gedroht, wenn sie bis Silvester ihre neuen Arbeitsverträge nicht unterzeichnet hätten.

Der Streit um die Arbeitsbedingungen der Regionalpiloten der zur deutschen Lufthansa gehörenden Fluggesellschaft Swiss hat nach einem Verhandlungsmarathon am Freitagabend eine vorläufige Lösung gefunden.

Wie der Vorstand von Swiss Pilots, der Gewerkschaft der ehemaligen Crossair-Piloten, und die Fluggesellschaft Swiss in gleich lautenden Communiqués bekanntgaben, haben Swiss European Airlines und Swiss Pilots ein Memorandum of Understanding unterzeichnet.

Damit sei die Übergabe der Einzelarbeitsverträge von Swiss Pilots an die Swiss European Airline gesichert.

Neuer GAV in Aussicht

Ausserdem sei der Weg für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) eröffnet worden. Nach den intensiven Gesprächen hätten sich am Freitag die beiden Parteien auf eine gemeinsame Erklärung geeinigt, in der beide Seiten den Willen zu einer sozialpartnerschaftlichen Zusammenarbeit unterstreichen.

Gleichzeitig wurde ein Zeitplan für neue GAV Verhandlungen im Februar festgelegt. Die Verhandlungen sollen bis Ende März abgeschlossen sein und der neue GAV am 1. April 2006 in Kraft treten.

Die Interessen der Cockpitbesatzung von Swiss European werden auch in Zukunft von Swiss Pilots vertreten.

Auch bessere Bedingungen bei Einzelverträgen

Die Einigung im Arbeitskampf zwischen der Swiss und den ehemaligen Crossair-Piloten umfasst quasi als Notlösung auch bessere Arbeitsbedingungen in den umstrittenen Einzelverträgen.

So wurden im Vergleich zum ursprünglichen Angebot der Swiss etwas mehr Ferien, mehr Lohn und ein Kündigungsschutz für 2006 vereinbart. Das Regime der Einzelarbeitsverträge tritt aber nur dann in Kraft, wenn bis zum kommenden 1. April kein neuer GAV ausgehandelt werden kann.

Bis dahin bleiben die geltenden Arbeitsbedingungen in Kraft, die sich noch am alten GAV orientieren. Über mögliche Eckwerte des neuen Vertrages sei noch nicht diskutiert worden, hiess es bei beiden Parteien.

Komplizierte Gespräche

Dem Durchbruch war ein eigentlicher Verhandlungsmarathon vorausgegangen. Die Gespräche hatten am Donnerstagabend begonnen und bis tief in die Nacht hinein gedauert. Nach einer Pause am Freitagmorgen wurden sie fortgesetzt.

Die Einigung kam in letzter Minute. Die Swiss hatte den Regionalpiloten der ausgelagerten Europa-Tochter Swiss European Airlines eine Frist bis am 31. Dezember gesetzt, um nach dem Auslaufen des GAV neue Einzelarbeitsverträge zu unterschreiben.

Sollten sie dies nicht tun, drohte die Airline mit Kündigung per Ende März 2006.

Kampfmassnahmen gegen Leistungsabbau angedroht

Die neuen Verträge sehen Lohnreduktionen, weniger Ferien und mehr Arbeit vor. Rund 80% der 290 Europa-Piloten haben den Vertrag statt der Swiss der Gewerkschaft geschickt und sich zu Kampfmassnahmen bereit erklärt.

Noch am Donnerstag hatte die Swiss mitgeteilt, eine Neuverhandlung der Verträge komme für die Airline nicht in Frage, obwohl Swiss Pilots ab Neujahr mit Streik drohte: “Wir gehen das Risiko ein”, hiess es.

Eine Ausdünnung des Flugplans durch den Konflikt wollte die Swiss in Kauf nehmen. Ein “Grounding” der Regionalflotte wegen Pilotenmangels schloss sie indes aus.

Swiss-Chef Christoph Franz hatte vergangene Woche mit der Anstellung neuer Piloten gedroht. Laut Beobachtern geriet das Swiss-Management jedoch unter Druck, weil 4 von 5 seiner Kurzstreckenpiloten die Verträge nicht unterzeichnet hatten.

swissinfo und Agenturen

Mit Swiss European Air Lines lagert die Swiss Ihr Europageschäft aus. Die Gesellschaft ist seit 1. November eingetragen.
Swiss entstand aus der Fusion der Swissair, die in Konkurs ging, und der Regionalfluggesellschaft Crossair.

Seit 2005 ist Swiss eine Tochter-Gesellschaft der deutschen Lufthansa.

Bereits seit der Gründung der Swiss schwelt ein Salär-Konflikt zwischen den ehemaligen Crossair-Piloten und den Piloten der ehemaligen Swissair.

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