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Auslandschweizer-Kinder: Erstmals im Schnee

Auslandschweizer-Kids entdecken das weisse Wunder. swissinfo.ch

Die verschneite Heimat entdecken: Die Stiftung für junge Auslandschweizer organisiert in diesem Jahr wieder Skilager für Kinder aus der Fünften Schweiz.

Dasjenige in Bosco Gurin fand bei strahlendem Sonnenschein statt. Am Hasliberg gibt es dafür Winter pur mit Schnee in Hülle und Fülle.

Der Schneefall wird immer stärker. Die Seilbahn hebt in Meiringen ab und bringt die Wintersportler nach Hasliberg-Reuti, Sonnenterrasse und Ausgangspunkt für das weitläufige Skigebiet Meiringen-Hasliberg am Fuss des Brünigpasses. Er verbindet das Berner Oberland mit dem Kanton Obwalden.

Unweit der Seilbahn, im ehemaligen Schulhaus Reuti, steht an der Eingangstüre: “Swiss Camp 2005, Hasliberg”. Deutlicher Hinweis darauf, dass hier Schweizer Kinder und Jugendliche aus aller Welt Skiferien in ihrer oft fremden Heimat verbringen.

“Wir sind praktisch ausgebucht”, sagt Regula Maier, die Geschäftsführerin der Stiftung für junge Auslandschweizer, SJAS, gegenüber swissinfo. “Die Kinder sollen mit diesem Lager einen Eindruck der Schweiz gewinnen.”

Dieser Eindruck begann am Flughafen in Zürich-Kloten. Dort traf sich die globale Schar, welche aus aller Herren Länder anreiste und anschliessend in den tiefen Winter des Berner Oberlandes gefahren wurde.

Schweizer Menuplan

Es ist Zeit für das Mittagessen. Die ersten Kinder und Jugendlichen treffen ein. Sofort schallt ein Sprachgewirr durchs Haus. Englisch scheint die Oberhand zu gewinnen. Doch auch Spanisch ist zu hören. Deutsch sprechen einzig die Leiterinnen und Leiter.

“Hauptsächlich wird Englisch gesprochen, doch das Lager ist dreisprachig: englisch, französisch und spanisch”, sagt Maier.

Am Mittag gibt es Suppe, Salat und Knoblauchbrot (mit und ohne Knoblauch). “Wir machen auch hier etwas auf Heimat”, sagt Regula Maier. Es gibt typische Schweizer Gerichte: Fondue und Müesli gehören zum festen Bestandteil. “Einige haben schon ungläubig geschaut, als es zum Morgenessen Birchermüsli gab.”

Wie in anderen Lagern auch hängt der Ämtliplan an der Wand im Esszimmer. “Tisch decken, abräumen, abwaschen und aufräumen müssen die Kinder selber. Kochen müssen sie nicht, das wäre zu aufwändig.”

Schneeweiss

Etliche Auslandschweizer-Kinder stehen nicht zum erstenmal auf Ski oder Snowboard. Andere wiederum sind Anfänger, wie etwa Albin und William aus Honduras. Sie sind nicht nur zum ersten Mal auf den Brettern, sie sehen auch zum ersten Mal Schnee.

Albin findet die Temperatur des Schnees nicht aussergewöhnlich. Die sei wie Eiscrème. Ihn fasziniert die Farbe: “Dieses helle Weiss, eine Landschaft in weisser Farbe, das ist echt wunderbar”, sagt er.

Das Gleichgewicht auf den Skiern habe er schnell gefunden, doch vorläufig fahre er noch am Kinderskilift. Erste Blasen an den Füssen zeugen vom ungewohnten Schuhwerk. “Zu Hause trage ich keine Schue oder dann Turnschuhe”, sagt Albin.

Und Chairmaine-Anne, die aus dem tropisch-feuchten Norden Australiens in die schneebedeckten Schweizer Berge gekommen ist, findet an diesem Klimawechsel nicht Aussergewöhnliches.

“Bei uns ist es jetzt furchtbar feucht und heiss, ein Ausflug in den Schnee ist eine tolle Abwechslung. So what!”

Charimaine-Anne fährt Snowboard und verkörpert die globalisierte Welt, in der Distanzen eine Frage von Flugstunden sind.

Auf Spenden angewiesen

Die SJAS führt pro Jahr mehrere Ferienlager durch. Rund 300 Auslandschweizer-Kinder können an den Winter- und Sommerlagern teilnehmen.

Damit nicht nur Kinder in die Schweiz kommen, deren Eltern Aufenthalt und Reise berappen können, kann die Stiftung “Subventionen” ausrichten.

“Eine Reduktion um einen Drittel der Kosten ist möglich”, sagt Regula Maier. “Wir bezahlen auch schon mal das Flugticket.” Die Leiterinnen und Leiter der Lager arbeiten übrigens ohne grosse Entschädigung.

Deshalb sei die Stiftung auf Spendengelder angewiesen. Nur so könne das Angebot, Kindern der Fünften Schweiz ihre Wurzeln zu zeigen und gleichzeitig den Blick auf die weite Welt zu richten, aufrecht erhalten werden.

swissinfo, Urs Maurer, Meiringen

Im Jahr 2004 hat die Stiftung für junge Auslandschweizer 7 Ferien-Lager durchgeführt.

312 Kinder aus 5 Kontinenten nahmen teil.
79 Leiterinnen und Leiter haben sie begleitet.
70 junge Auslandschweizer erhielten eine Beitrags-Reduktion oder Reisebeiträge.

Die Stiftung für junge Auslandschweizer (SJAS) ist eine anerkannte gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, den Auslandschweizer Kindern, ungeachtet ihrer finanziellen Möglichkeiten, Ferienerlebnisse in ihrer Heimat zu verschaffen und damit ihre Beziehungen zur Schweiz zu festigen.

Die Institution führt Schweizer Kinder aus den fünf Kontinenten zusammen und ermöglicht so neue Freundschaften und Kontakte.

Die SJAS hilft Auslandschweizer Kindern aus Not- und Krisengebieten.

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