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Autos: Glanz und Gloria trotz Wirtschaftsflaute

Am Autosalon in Genf werden die diesjährigen Neuheiten enthüllt. Keystone

Der 73. Automobilsalon Genf wartet, trotz eines politisch und wirtschaftlich schwierigen Umfelds, ab Donnerstag mit Neuheiten und Schönheiten auf.

Während die Auto-Umsätze allgemein abnehmen, verkaufen sich fette Flitzer nach wie vor blendend.

Der 73. Internationale Autosalon in Genf ist so gross wie noch nie: 265 Aussteller zeigen auf einer Fläche von 75’800 m2 ihre Premieren. Und nicht weniger als 900 Automarken aus über 30 Ländern sind an der Genfer Automobilmesse vetreten, unter dem Motto “Die Welt des Autos – die Autos der Welt”.

In der Welt einzigartig ist der Automobilsalon Genf auch insofern, als es die einzige internationale Auto-Show ist, die jährlich stattfindet. Tokyo, Frankfurt und Detroit finden jeweils nur alle zwei Jahre statt.

Im Bereich Personenwagen, der wichtigsten Kategorie, werden zwischen dem 6. und 16. März mehr als 70 Europa- und Weltneuheiten präsentiert.

Luxus-Schlitten nicht in der Krise

Gleichzeitig steckt die Automobilindustrie in der grössten Krise seit Jahrzehnten. In den ersten Monaten des laufenden Jahres ist der Automobil-Absatz in der Schweiz im Vorjahresvergleich um 10% eingebrochen. Im Jahr 2002 war der Autoverkauf generell um rund 7% zurückgegangen.

Einige Segmente konnten sich aber dennoch gut über Wasser halten, sich entgegen dem Negativtrend gar rosig weiterentwickeln. Insbesondere stimmt dies für das Luxussegment, das in der Schweiz eine besondere Wichtigkeit hat. Hier lassen sich die Verkaufszahlen sehen:

Reiche haben immer Geld für schöne Autos

Im Jahr 2002 hielten sich allen voran die deutschen Limousinen und Sportwagen sehr gut. Die Porsche-Verkäufe nahmen trotz des angespannten Marktes in den Jahren 2001 und 2002 um 8,7 % zu.

Mit 1200 verkauften Sportwagen erzielte die Marke somit sogar ihr bestes Verkaufsresultat seit 1996.

Schweiz steht auf kraftvolle Autos

Mercedes verkaufte trotz eines Absatzrückgangs von 3,9% rund 1000 ihres kraftvollen Vorzeigewagens SL. Der Durchschnittspreis des SL 500 beläuft sich auf rund 150’000 Franken.

Rudolf Blessing von der Vereinigung der Autoimporteure: “Reiche Leute haben immer die Mittel, sich schöne Autos leisten zu können.”

Nicht nur im Luxussegment, auch generell kaufen die Schweizer im internationalen Vergleich lieber kraftvolle Autos. Den grössten Absatz in der Schweiz finden Autos der Hubraumklasse 1800-1999 cm3.

Augenmerk auf Umwelt-Stärken

Aber nicht nur schöne und schwere Autos, auch innovative Technologien sind Thema am internationalen Automobilsalon.

Unter dem Druck neuer Gesetze und auch, um zunehmend kritischere Konsumenten für das Auto zu gewinnen, investiert die Autoindustrie zunehmend in neue Technologien und in die Verbesserung bestehender Motorentechnik. Autos mit Wasserstoffantrieb und Brennstoffzellen werden entwickelt.

Einige Hersteller können Prototypen oder sogar Serien-Reife vorweisen. Und doch ist die Autoindustrie noch Jahre davon entfernt, mit Wasserstoff betriebene Autos im grossen Stil anzubieten.

Seit zwei Jahren verkauft Toyota ein Hybrid-Fahrzeug, den Prius. Das Mittelklasse-Auto ist mit einem Benzin- und einem Elektromotor ausgerüstet. Der Verbrauch von 5,1 Liter/100 km ist niedrig.

Seit der Lancierung wurden in der Schweiz weniger als 500 Prius verkauft. Der Absatz blieb deutlich unter den Erwartungen.

Japanern der Schweiz voraus

Ralph Müller, Verkaufsleiter von Toyota Schweiz: “In Japan ist der Absatz dieser Autos viel grösser. Die Japaner haben bereits seit längerer Zeit erdrückend grosse Probleme mit Luftschadstoffen. Aus diesem Grund kaufen sie mehr solche Fahrzeuge.”

Am “EcoCar”-Stand zeigt der schweizerische Verband für elektrische und effiziente Fahrzeuge sieben Elektro-, Hybrid und Erdgasfahrzeuge verschiedener Hersteller. Elektrofahrzeuge fristen jedoch nach wie vor ein Nischendasein. Der Absatz von gasbetriebenen Autos ist mässig, da noch kein flächendeckendes Tankstellennetz existiert.

Diesel als Problemlöser?

Dieselfahrzeuge erfreuen sich steigender Beliebtheit. Dieselmotoren weisen eine bessere Energie-Effizienz auf als Benzinmotoren.

Die Autoindustrie verlangt von der Regierung, den Dieseltreibstoff zu vergünstigen. Nur so liesse sich die Vereinbarung mit dem Bundesrat erfüllen, bis zum Jahr 2008 den durchschnittlichen Flottenverbrauch von 8,4 auf 6,4 Liter/100km zu senken.

Mit Partikelfiltern soll das schlechte Image der Dieselfahrzeuge in Bezug auf die Abgasqualität verbessert werden. Hersteller wie Peugeot verkaufen schon heute “saubere” Dieselfahrzeuge. Andere Hersteller stehen mit eigenen Lösungen kurz vor der Markteinführung.

Die im Cercle’Air organisierten Luftreinhalte-Fachleute der Kantone verlangen, dass eine Dieselförderung nur für Autos in Frage kommen soll, die mit einem Russ-Partikelfilter ausgerüstet sind.

Auch Gesundheitsfrage

Auch Regula Rapp, Ärztin am Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Uni Basel, warnt: “Aus gesundheitlichen Gründen ist eine steuerliche Begünstigung von Diesel gegenüber Benzin abzulehnen, solange Diesel-PW mehr Schadstoffe ausstossen als Benzinfahrzeuge.”

Stau- und abgasfreie Anfahrt nach Genf bieten auch dieses Jahr die SBB-Sonderzüge ab vielen Schweizer Städten und Flughäfen.

swissinfo, Etienne Strebel und Anita Hugi

Der Automobilsalon in Genf findet als einzige Auto-Show weltweit einmal pro Jahr statt.
Der Auto-Umsatz in der Schweiz ist generell rückläufig.
Autos der Luxusklasse verkaufen sich aber weiterhin sehr gut.
Die Autoindustrie spezialisiert sich langfristig auf umwelt-freundlichere Autos.

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