Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Bank of America hat sich schön gerechnet

NEW YORK (awp international) – Die Bank of America hat mitten in der Finanzkrise ihre wahren Risiken verschleiert. Das zeitweise staatlich gestützte Institut räumte gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC ein, in den Jahren 2007 bis 2009 mehrere Geschäfte falsch gebucht und so den Schuldenstand rein optisch gedrückt zu haben. Die Bank sprach in einem Brief von “unbedeutenden Ungenauigkeiten”.
Wie das “Wall Street Journal” und die Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg am Samstag berichteten, geht es um insgesamt 10,7 Milliarden Dollar, die an falscher Stelle in den Bilanzen auftauchten. Für die Grossbank ist das ein vergleichsweise kleiner Betrag. Allerdings werden derlei Tricksereien für die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers mitverantwortlich gemacht. Die SEC durchleuchtet deswegen seit Monaten alle wichtigen US-Institute.
Es geht um sogenannte Repo-Geschäfte. Diese sind eigentlich ein normaler Vorgang in der Finanzwelt: Banken haben den Grossteil des Geldes in langfristige Anlagen investiert. Um für neue Geschäfte flüssig zu bleiben, nehmen die Institute mit diesen Vermögenswerten als Sicherheit kurzfristige Kredite auf. Statt als Schulden hatten aber die Bank of America und Lehman Brothers das Ganze als Verkäufe gebucht.
Lehman Brothers hatte sich mit US-Hypothekenpapieren verspekuliert und war 2008 zusammengebrochen. Durch Geschäfte namens “Repo 105” verschleierte die Bank ihren wahren Zustand. In den Wirren der folgenden Finanzkrise musste die US-Regierung dann der Bank of America mit 45 Milliarden Dollar zur Seite springen. Das Institut hatte sich mit der spektakulären Milliardenübernahme der Investmentbank Merrill Lynch Anfang 2009 verhoben.
Die Staatshilfe hat die Bank of America mittlerweile samt Zinsen zurückgezahlt. Auch schreibt sie schon wieder Milliardengewinne. Doch die Verfehlungen der Vergangenheit wiegen schwer. Laufend gelangen neue Vorwürfe über unsaubere Geschäfte an die Öffentlichkeit. Der damals amtierende Konzernchef Kenneth Lewis hat bereits seinen Platz räumen müssen.
Wie die Anleger die neuen Vorwürfe aufnehmen werden, sich zu Beginn der Börsenwoche zeigen. Sie dürften vor dem Hintergrund besonders kritisch bei der Bewertung des Quartalsberichts sein, den die Bank of America am Freitag vorlegen will./das/DP/ang

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft