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BANKEN/Irlands Institute immer noch tief in der Krise (Zus)

DUBLIN/LONDON/BRÜSSEL (awp international) – Irland muss erneut Milliarden in seine kriselnden Banken pumpen. Sorgenkind bleibt vor allem die verstaatlichte Anglo Irish Bank, die am Mittwoch den vermutlich grössten Verlust in der Geschichte des Landes bekanntgab.
Zugleich genehmigte die EU Finanzhilfen für die angeschlagenen Banken. Die Anglo Irish Bank dürfe bis zu 10,4 Milliarden Euro erhalten, entschieden die Brüsseler Wettbewerbshüter. Zur Rettung der Bausparkasse Irish Nationwide Building Society (INBS) könnten 2,7 Milliarden Euro Steuergelder fliessen. Die Genehmigung gelte für sechs Monate. Irland war 2008 als erstes EU-Land in die Rezession gerutscht und kämpft seitdem verzweifelt gegen die Krise.
EU-WETTBEWERBSKOMMISSAR
Zugleich nimmt die Kommission jedoch alle Hilfen, die die Anglo Irish Bank bislang erhalten hat, sowie den Sanierungsplan unter die Lupe. Das Geld sei nötig, um die Finanzstabilität in Irland zu retten, sagte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. Die Bank müsse so umgebaut werden, dass sie ohne staatliche Unterstützung auskomme. Beide Institute müssen bis Mai beziehungsweise Juni ihren Umstrukturierungsplan in Brüssel vorlegen.
Die Anglo Irish Bank machte in den 15 Monaten bis Ende Dezember 2009 ein Minus von 12,7 Milliarden Euro. Im vorangegangenen Geschäftsjahr bis September 2008 gab es noch einen Gewinn von 664 Millionen Euro. Der Crash am Immobilienmarkt hatte die Bank ins Trudeln gebracht.
WEITERE MILLIARDEN
Die irische Regierung hatte am Dienstag bekanntgegeben, weitere 8,3 Milliarden Euro in die Bank zu stecken. Finanzminister Brian Lenihan hatte zudem angekündigt, die Regierung müsse möglicherweise mit weiteren zehn Milliarden Euro für künftige Verluste einspringen. Lenihan sagte, eine langfristige Lösung für die Anglo Irish Bank zu finden, sei “bei weitem die grösste Herausforderung” in der irischen Bankenkrise.
Auch die Allied Irish Bank (AIB), eine der grössten auf der Insel, steckt weiter in Schwierigkeiten. Wenn sie bis Ende April keinen überzeugenden Sanierungsplan präsentieren kann, könnte der Staat auch hier die Kontrolle übernehmen. Schon jetzt gehört AIB zu 25 Prozent dem Steuerzahler.
Irlands Rettungsprogramm besteht aus zwei Phasen: Neben den Milliardenhilfen vom Steuerzahler kauft die Regierung den Banken faule Kredite ab und packt sie in eine sogenannte “Bad Bank”. Dazu wurde die Finanzagentur NAMA (National Asset Management Agency) gegründet.
AUFRÄUMEN
Im Zuge des Aufräumens sollen bis spätestens Februar 2011 die faulen Kredite von fünf Geldhäusern – wie von der EU-Kommission gefordert – in die “Bad Bank” ausgelagert werden. Mit der Befreiung der Banken von ihren Altlasten will die Regierung die schleppende Kreditvergabe und die Konjunktur wieder ankurbeln.
Irland hatte die Finanzkrise vor rund zwei Jahren besonders hart getroffen. Die Spekulationsblase am Immobilienmarkt war geplatzt, der Konsum ging stark zurück und in der Folge schlitterte das Land in eine schwere Rezession./gür/mt re/DP/jha

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