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Bankenhochzeit in der Südschweiz

Mit ihrem Zukauf will die BSI-Bank in die erste Liga der Privat-Banking-Institute aufsteigen. Keystone

Der Schweizer Versicherungskonzern Swiss Life verkauft seine Tochtergesellschaft Banca del Gottardo an die Tessiner Bank BSI. Der Kaufpreis beträgt knapp 1,9 Mrd. Franken.

Mit dem Zusammenschluss entsteht eines der führenden Private-Banking-Institute in der Schweiz. Insgesamt wird die neue Bank Vermögenswerte von rund 100 Mrd. Franken verwalten.

Die Tessiner Bank BSI, eine Tochter des italienischen Finanzdienstleistungs-Konzerns Generali, bezahlt 1,775 Milliarden Schweizer Franken sowie zusätzlich 100 Mio. Franken für die im Jahr 2008 fällige Dividende der Bank.

Der Kaufpreis könne auf Basis der Zahlen zum Jahresende bezüglich verwalteten Vermögen und Eigenkapital noch angepasst werden, wie Swiss Life mitteilt.

Analysten hatten schon länger damit gerechnet, dass der Versicherungskonkzern seine Gottardo-Bank verkaufen wird. In Branchenkreisen wurde ein Verkaufspreis von etwa 1,7 Mrd. Franken erwartet.

Stellenabbau

Die Übernahme wird zu einem Stellenabbau führen. Zum Ausmass war von den beteiligten Instituten zunächst keine Auskunft erhältlich.

In einer gemeinsamen Mitteilung der beiden Banken heisst es, der Abbau auf Grund von Doppelspurigkeiten werde über vorzeitige Pensionierungen, natürliche Fluktuation, die Besetzung noch offener Stellen und das angestrebte Wachstum verwirklicht.

Wo Entlassungen unumgänglich seien, werde ein grosszügiger Sozialplan zum Einsatz kommen.

Vorstoss in die Spitzengruppe

Die aus dem Zusammenschluss von BSI und Banca del Gottardo entstehende Bank stosse mit verwalteten Vermögen von rund 100 Mrd. zu den führenden Schweizer Private-Banking-Instituten vor, heisst es in der Mitteilung weiter.

Die Transaktion soll vorbehältlich der Genehmigung der zuständigen Behörden gegen Ende des ersten Quartals 2008 abgeschlossen werden. Die Banca del Gottardo wird deshalb im Swiss Life Konzernabschluss für das Jahr 2007 voll konsolidiert.

Im ersten Halbjahr 2008 erwartet Swiss Life aus dem Verkauf einen Gewinnbeitrag nach Steuern in Höhe von rund 600 Mio Franken. Mit dem Erlös will sich Swiss Life künftiges Wachstum finanzieren, erwägt aber auch, Kapital an die Aktionäre zurückzuzahlen.

Schlussstrich

Die Swiss Life setzt mit diesem Verkauf einen Schlussstrich unter die Allfinanz-Träume der gescheiterten Manager aus der Zeit der Rentenanstalt. Sie hatte die Gotthardbank 1999 für 2,4 Mrd. Franken von der japanischen Sumitomo-Bank übernommen.

Nach der Sanierung der Rentenanstalt versuchte die neue Swiss-Life-Spitze unter Präsident Bruno Gehrig, die Bankentochter zu verkaufen, konnte die damals verlangten 1,5 Mrd. Franken aber nicht lösen. Das Vorhaben wurde deshalb im März 2004 auf Eis gelegt.

Als ideale Partnerin galt schon damals die BSI, die von der Grossbank UBS 1998 für 1,9 Mrd. Franken an den italienischen Versicherungsriesen Generali verkauft worden war.

swissinfo und Agenturen

1857 unter dem Namen Rentenanstalt gegründet, ist die Swiss-Life-Gruppe einer der führenden europäischen Lebensversicherer.

Die Gruppe mit Sitz in Zürich ist in rund 60 Ländern aktiv und beschäftigt etwa 8700 Mitarbeiter, die Hälfte davon in der Schweiz.

2002 fand sich Swiss Life am Rande des Kollapses und registrierte einen Verlust von 1,7 Mrd. Franken.

Die Nummer 1 der Schweizer Lebensversicherer hat 2006 einen Reingewinn von 954 Mio. Franken erwirtschaftet.

Die Banca del Gottardo wurde 1957 als Universalbank gegründet.

1963 übernahm die Mailänder Banco Ambrosiano die Aktienmehrheit.

Nach dem Zusammenbruch des italienischen Mutterhauses kam sie zur japanischen Sumitomo Bank.

1999 wurde die Gotthard Bank von der Versicherungsgesellschaft Rentenanstalt, der heutigen Swiss Life, für 2,4 Mrd. Franken übernommen.

Die BSI (Banca della Svizzera Italiana) wurde 1873 als erste Bank im Kanton Tessin gegründet.

Seit 1998 gehört die BSI zur Generali-Gruppe, einem italienischen Finanz- und Versicherungskonzern.

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