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Bankkonten von Schweizern im Ausland

Ob die Zahlung mit der Karte oder mit Cash vom Automaten erfolgt - Gebühren fallen meist mit an. Keystone

Einerseits flüchten reiche Ausländer mit ihrem Geld auf Schweizer Banken. Andererseits weichen Schweizerinnen und Schweizer für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr auf Bankkonten im Ausland aus.

Der Grund dafür: Bei hohen Ausgaben und Einnahmen im Euro-Raum lohnt sich die Abwicklung über ein Konto einer ausländischen Bank.

Weil es – trotz schwachem Franken – weiterhin billiger kommt, kaufen Schweizer jährlich für Milliardenbeträge im (grenznahen) Ausland ein. Und verbringen dort oft auch günstigere Ferien.

Doch fallen bei jeder Zahlung, ob mit Plastikkarten, übers Internet oder mit vom Bankomat bezogenem Bargeld, unumgängliche Gebühren an. Diese verteuern sich bei grenzüberschreitenden Transaktionen, und werden von den Geldinstituten unterschiedlich gehandhabt.

In der EU zielt die Wettbewerbs-Kommission bei Banken und Kreditkarten-Anbietern auf einen Abbau der Konto-Gebühren. Zumindest deutsche Banken reduzieren sie deshalb.

In der Schweiz läuft die Tendenz umgekehrt. So führten zahlreiche Banken, frei in ihrer Gebühren-Ausgestaltung, einerseits Konto-Gebühren ein, obwohl sie andererseits ihr Zinsangebot auf jenen Konten sehr tief belassen, die dem Zahlungsverkehr dienen.

“Da Gewerbler rechnen, spricht es sich schnell herum, wenn deutsche oder österreichische Banken im Grenzgebiet bessere Konto-Konditionen bieten”, sagt Patrick Lucca vom Schweizerischen Gewerbe-Verband (SGV) gegenüber swissinfo.

Bankgeheimnis und Auslandkonto

Auch bei der Bankiervereinigung weiss man um den Umstand. “Uns ist jedoch nicht bekannt, dass sich diesbezüglich in letzter Zeit grössere Veränderungen ergeben hätten”, sagt Thomas Sutter. “Die Gebühren sind nicht mehr vorgegeben, und je nach Geschäftsart stellt sich eine Bank ihre Gebührenstruktur selber zusammen.”

Trotz dem Missmut der EU-Finanzbehörden bleiben die Schweizer Banken vorderhand diskret im Umgang mit Kontoinhabern. Das gilt aber auch für Schweizer im Ausland: So wird auf Giro- und Sparkonten in Deutschland für Schweizer Kontoinhaber keine Zinsabschlagsteuer verrechnet.

Vor allem für Gewerbebetriebe, die intensiven Zahlungsverkehr mit der EU aufweisen, sind Konten im Ausland interessant.

Schweizer Hotelier, deutsche Gäste, italienischer Salami

Die süddeutsche “Sparkasse Hochrhein” widmet auf ihrer Website den Schweizer Kunden eine eigene Rubrik und zeigt ihnen an Hand eines Beispiels auf, wie sie ihnen nützlich sein kann:

“Ein Hotelier in Zurzach beherbergt Gäste aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Diese zahlen ihre Rechnung in Euro. Der Hotelier hat ein Eurokonto und zahlt den Eurobetrag auf seinem Konto bei der Sparkasse Hochrhein ein. Von diesem Konto überweist er Geld nach Italien für Salami, nach Frankreich für Wein und nach Deutschland für einen Staubsauger. Bei all diesen Transaktionen entfallen währungsbedingte Umrechnungskosten. Damit spart er die teuren Auslandspesen und gewinnt obendrein Zeit, da der Zahlungsverkehr innerhalb der Euroländer schneller ist (…).” (Text Website)

Grenzüberschreitender Geldverkehr: Bald Vorschriften

Die Sparkasse mit Sitz im deutschen Waldshut verfügt zwischen Bad Säckingen und Jestetten über 30 Geschäftsstellen, liegt also sozusagen zwischen Basel und Thurgau in Reichweite vieler Schweizer. Für alle anderen bietet sie Online-Banking an. Auch im Elsass und Vorarlberg finden sich weitere grenznahe Bankenstandorte.

Im Hotelier-Beispiel der “teuren Auslandspesen” profitiert die Sparkasse von einem Problem der Schweizer Banken respektive ihrer Kundschaft im Geldverkehr mit der EU: Innerhalb der EU kostet eine Zahlung, egal ob ins In- oder Ausland, per Gesetz gleich viel. Doch für den grenzüberschreitenden Geldverkehr nach der Schweiz gibt es noch keine Vorschriften – EU-Banken verlangen deshalb, was sie wollen.

Ab 2008 soll in Europa der Zahlungsverkehrs-Raum über die Euro-Zone hinaus vereinheitlicht werden. Auch die Schweiz macht mit. Noch sind, sagt Sutter, die Folgen für die Schweiz nicht genau abschätzbar.

Doch ist absehbar, dass die Schweizer Banken bis dann ihre Gebühren für grenzüberschreitende Zahlungen an das EU-Niveau werden anpassen müssen. Bis dahin werden noch mehr Schweizer mit ihren Konten ins Euro-Ausland abwandern.

swissinfo, Alexander Künzle

Die Banken sind heute in der Ausgestaltung ihrer Gebühren-Politik gegenüber Konto- und Kreditkarten-Haltern frei.

Sie können Höhe und Ausgestaltung der Gebühren für die Kontoführung je nach Geschäftsstrategie und Spezialisierung ändern.

Bei den Kreditkarten können sie so genannte “Gratiskarten” ohne Jahresgebühr lancieren, bei denen aber die Transaktions-Gebühren höher ausfallen.

Ausländische Banken im grenznahen Gebiet zur Schweiz können ihre Konto-Gebühren speziell auf die Schweizer Kundschaft ausrichten.

Das Zinsniveau liegt im Euro-Bereich generell um rund 1% höher als im Franken-Bereich – also auch bei der Verzinsung von Salär- oder anderen Konti.

Steuervorteile für Schweizer mit Auslandkonti ergeben sich kaum, da das Bankgeheimnis es ermöglicht, auch in der Schweiz selbst Bankkonten nicht zu deklarieren.

Ab 2008 soll in Europa ein einheitlicher Zahlungsverkehrs-Raum (Single Euro Payments Area, SEPA) in Kraft treten.

Diesem sind auch nicht-EU-, Nicht-Euro- oder EWR-Länder wie die Schweiz, Grossbritannien und Norwegen angeschlossen.

SEPA hat zum Ziel, die Kosten grenzüberschreitender Transaktionen den inländischen anzupassen.

Dieser Raum umfasst alle 25 EU- und EWR-Staaten und die Schweiz.

Das entspricht rund 472 Mio. Einwohnern.

1600 Schweizer Bankniederlassungen werden dann ihre Zahlungen in einem Raum von fast 30 Ländern mit rund 36’000 Bankgeschäfts-Stellen abwickeln.

Der Finanzplatz Schweiz wird dann von allen europäischen Banken gleich behandelt.

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