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Basel gewinnt gegen Bern

Die Picassos, Chagalls und Jawlenskys verlassen ihren angestammten Platz am Thunersee. Keystone

Im Wettstreit zwischen zwei führenden Kunstmuseen um eine hochkarätige Gemäldesammlung der Klassischen Moderne hat Bern den Kürzeren gezogen.

Das Kunstmuseum Bern hatte gehofft, dass die Gemäldesammlung Im Obersteg die Lücke ausfüllen könnte, die mit dem Auszug seiner Paul Klee-Sammlung in ein neues Museum am Rande Berns entstehen wird.

Keine Wahl gegen Bern

Indes: Der Stiftungsrat der Im Obersteg-Sammlung entschied sich nach langen Beratungen für das Kunstmuseum Basel. Der Rat betonte, die Ausgangslage für die Wahl des neuen Standorts sei äusserst anspruchsvoll gewesen. Man habe zwischen zwei “hervorragenden Alternativen” entscheiden müssen. Es sei keine Wahl gegen Bern, sondern für Basel.

Die Sammlung füge sich zum einen nahtlos ins Kunstmuseum Basel und sein kulturelles Umfeld ein. Biografische und historische Beziehungen der Sammler hätten ebenso eine wichtige Rolle gespielt.

Die Sammlung umfasst über 160 Werke bedeutender Künstler des 20. Jahrhunderts, namentlich von Picasso, Chagall und Jawlensky.

“Ich bin hoch erfreut”, reagierte der Direktor des Basler Kunstmuseums, Bernhard Mendes Bürgi, gegenüber swissinfo. “Wir sind bereits stark mit der Klassischen Moderne vertreten und bieten so einen idealen Rahmen für die Im Obersteg Sammlung.”

Dem gegenüber äusserte sich der amtierende Direktor des unterlegenen Kunstmuseums Bern “sehr enttäuscht” über den Entscheid.

Eingelagerte Kunst

Weiter meinte Baumann, sein Museum hätte die meisten Im Obersteg-Werke auf ständiger Basis ausgestellt, während Basel dies nur mit etwa 40 Bildern im Sinn habe. Alle anderen Bilder würden nur für befristete Ausstellungen aus den Lagerräumen geholt.

Schlussendlich waren wohl Familienbande Ausschlag gebend. Der verstorbene Schweizer Industrielle Karl Im Obersteg – der die Sammlung nach dem Ersten Weltkrieg gründete – und sein Sohn Jürg, der Kunstsammler, hatten enge Beziehungen sowohl zu Basel als auch zum dortigen Kunstmuseum.

Toni Stooss, ehemaliger Direktor des Berner Kunstmuseums und Mitglied des Im Obersteg Stiftungsrats, bekräftigte, dass man sich mit der Wahl schwer getan habe. “Noch bis vor ein paar Tagen war nicht klar, wohin die Sammlung gehen würde.”

Perfektes Umfeld

Das idyllische Dorf Oberhofen am Thunersee, im Kanton Bern, war während der letzten zehn Jahre das ideale Umfeld für die kleine, aber feine Gemäldesammlung. Doch nahmen die Besucherzahlen in den letzten Jahren stetig ab. Waren es 1992 noch 15’000, so wurden 2001 bloss noch 4000 registriert. “Das Wichterheer-Gut im bernischen Oberhofen hat keine Klima-Anlage,” sagt Stoos. “Das heisst, dass das Gebäude in der Winter-Hochsaison geschlossen und die Sammlung im Berner Kunstmuseum eingelagert werden musste.

“Dank dem Umzug nach Basel wird nun eine viel breitere Öffentlichkeit Zugang zu der wertvollen Sammlung haben.”

Richard Dawson

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