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Basler Chemie dämpft Hoffnungen auf schnelle Sanierung von Bonfol

Hans-Ulrich Müller (l.), Leiter des Lenkungsausschusses BCI, und Kaspar Eigmann, Mitglied des Lenkungsausschusses, informieren über die mögliche Totalsanierung von Bonfol. Keystone

Die Basler Chemische Industrie (BCI) hat ihren Willen zur Totalsanierung der Sondermülldeponie in Bonfol (JU) bekräftigt. Hoffnungen auf eine schnelle Lösung dämpfte die BCI aber. Sie geht davon aus, dass die Sanierung neun bis 15 Jahre dauern wird.

Auch dass eine Totalsanierung überhaupt durchführbar ist, sei noch nicht gesichert, sagte Hans-Ulrich Müller, Leiter der BCI-Projektgruppe, am Dienstag (16.05.) in Basel vor den Medien: “Wir können es dementsprechend nicht verantworten, Hoffnungen auf eine schnelle umfassende Lösung zu wecken.”

Die BCI will nun eine umfassende Machbarkeitsstudie ausarbeiten lassen. Die Experten dieser Studie, die von der BCI finanziert wird, sollen von der Industrie und vom Kanton Jura gemeinsam ernannt werden.

Langer Zeitraum

Insgesamt werde eine Totalsanierung zwischen neun und 15 Jahren dauern, sagte Rolf Bentz, Leiter der BCI-Projektgruppe. Denn selbst bei sofortiger Einsetzung der Expertengruppe dürften bis zum eigentlichen Sanierungsentscheid und dem Vorprojekt noch zwei bis drei Jahre vergehen.

Weitere zwei bis vier Jahre werde die Phase der Bewilligungen und der Umweltverträglichkeitsprüfungen in Anspruch nehmen. Die eigentlichen Ausgrabungsarbeiten, der Transport und die Verbrennung dürften dann noch einmal vier bis sechs Jahre, das Auffüllen der Grube und die Endarbeiten weitere ein bis zwei Jahre dauern.

Gefährliche Arbeiten

Die Totalsanierung von Bonfol sei eine “besondere Herausforderung”, sagte Bentz weiter. So wurde während den Ablagerungen in der Deponie von 1961 bis 1976 nirgends festgehalten, wo welche Substanzen deponiert wurden. “Bei einer nicht sorgfältig geplanten und gesicherten Sanierung setzen wir uns Gefahren aus, die wir nicht kennen”, so Bentz.

Aus der Chemieproduktion der BCI-Firmen lagern in Bonfol etwa 114’000 Tonnen Abfälle. Ausserdem sind in der Deponie Batterien und Zünder der Schweizer Armee, schwach radioaktive Abfälle aus der Uhrenindustrie sowie Bodenaushub aus einem Heizölunfall abgelagert worden.

“Insgesamt befinden sich 300’000 bis 400’000 Fässer in der Deponie, die bei der Einlagerung zum grössten Teil beschädigt wurden”, hiess es von Seiten der BCI weiter. Beim Ausgraben und der Vorbereitung für die Verbrennung bestehe die Gefahr des Entweichens von Dämpfen oder auch von Explosionen durch Lösungsmitteldämpfe oder den Zündern.

Zu geringe Kapazitäten

Ein weiteres Problem stellt aber auch die grosse Menge der Abfälle dar: “Die bestehenden Kapazitäten in der Schweiz reichen bei weitem nicht aus”, erklärten Vertreter der BCI. Deshalb müsse entweder in der Schweiz ein Verbrennungsofen neu errichtet werden oder der Deponieinhalt in ausländischen Verbrennungsanlagen entsorgt werden.

Für den Transport des Materials würden mehrere 10’000 Bahnwagen oder Camions benötigt. Die Kosten der ganzen Sanierung schätzt die BCI weiterhin auf rund 200 Mio. Franken, wobei dies eher “die untere Grenze” darstelle.

Dauerhaft könnten die Probleme der Deponie Bonfol nur mit einer Totalsanierung gelöst werden, bekräftigte Müller. Auf lange Sicht könne nämlich “ein Gefährdungspotenzial nicht ausgeschlossen werden”. Eine aktuelle Gefährdung von Mensch und Umwelt stelle die Deponie aber nicht dar, gab sich der BCI-Vertreter überzeugt.

swissinfo und Agenturen

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