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Bauern bedingt bereit zur Anpassung

Die Landwirte wollen sich anpassen, doch gehe das nicht ohne Schutz vor den Agrargrossmächten. Keystone

Die Schweizer Landwirtschaft ist unter Druck. Hohe Produktions-Kosten, fallende Preise und sich öffnende Märkte setzen den Bauernhöfen zu.

Die Bauern sind bereit, sich anzupassen, doch nur wenn die Politik sie unterstützt und der Schutz vor Konkurrenz-Produkten an der Grenze erhalten bleibt.

Der Schweizerische Bauernverband (SBV) sieht auch für das laufende Jahr schwarz: Um die Einkommenssituation der Schweizer Landwirtschaft entscheidend zu verbessern, werden die Politiker zum Handeln aufgefordert.

Bedingt bereit zur Anpassung

Die Schweizer Bauern seien zwar bereit, sich weiter anzupassen, aber dazu bräuchten sie die Unterstützung der Politik, sagte Verbandspräsident und Nationalrat Hansjörg Walter von der Schweizerischen Volkspartei (SVP) am Donnerstag vor den Medien auf einem Bauernhof in Barberêche im Kanton Freiburg.

Walter sieht vier Bereiche, in denen die Politik aktiv werden muss. Gefordert wird vor allem die kostendeckende Abgeltung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen.

Kritik an Agro-Food-Kette

Der Zahlungsrahmen soll auch für die nächste Vierjahresperiode 14,09 Mrd. Franken zuzüglich der Teuerung betragen. In der Agrarpolitik 2011 ist zwischen 2008 und 2011 ein Betrag von 13,458 Mrd. Franken vorgesehen.

Weiter verlangte Bauernpräsident Walter eine faire Verteilung der Wertschöpfung innerhalb der Agro-Food-Kette. Die aktuelle “Aldisierung” führe dazu, dass jeder Lieferant von oben unter Druck stehe: Der Bauer als letztes Glied dieser Agro-Food-Kette könne diese Preiseinbussen niemandem mehr mehr weitergeben.

Die Preise sollten deshalb dem Schweizer Niveau entsprechen. Damit sich die Einkommenssituation verbessere, seien mehr unternehmerische Freiräume und ein vernünftiger Grenzschutz gegen Konkurrenz-Importe notwendig.

Mehr Freiräume bei der Raumplanung

Bei den unternehmerischen Freiräumen sollen die Bauern in der Revision des Raumplanungsrechts Handlungsspielraum bekommen. Dieser würde ihnen Nischenangebote wie Agrotourismus oder andere gewinnbringende Dienstleistungen ermöglichen.

Der Bauernverband habe nichts gegen einen fairen Welthandel, sagte Walter, aber es dürfe nicht sein, dass es in einzelnen Ländern nicht mehr möglich sei, einen gewissen Anteil der Nahrungsmittel der eigenen Bevölkerung zu produzieren.

Der Selbstversorgungsgrad in der Schweiz betrage heute noch hohe 58%.

Parallelimporte ja, aber nur für Produktionsmittel

Zur Senkung der Produktionskosten forderte SBV-Direktor Jacques Bourgeois die Zulassung von Parallelimporten für landwirtschaftliche Produktionsmittel. In der Schweiz würden die Landwirte rund 1,4 Mrd. Franken mehr für vergleichbare Leistungen bezahlen als ihre Kollegen im umliegenden Ausland.

Auf der anderen Seite müssten auch die Betriebsleiter mit überbetrieblicher Zusammenarbeit, Spezialisierung und Wachstum ihre Kosten senken.

swissinfo und Agenturen

1990 gab es rund 80’000 Landwirtschafts-Betriebe in der Schweiz.

2003 waren es noch 65’866.

Seither verschwinden täglich im Durchschnitt rund 5 Betriebe.

2002 entfiel nur noch 4,1% der Wohnbevölkerung auf die Landwirtschaft.

Zwischen 2003 und 2007 gibt der Bund 14,09 Mrd. Franken für die Landwirtschaft aus.

Für die Periode zwischen 2008 und 2011 soll diese Summe auf 13.4 Mrd. zurückgefahren werden.

2003 entfiel 1,4% des Bruttoinlandprodukts auf die Landwirtschaft.

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