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Bauern schliessen sich WTO-Protest-Marsch an

Norwegische Bauern auf ihrem Marsch von Trondheim nach Genf - hier am Grenzübergang bei Basel. Keystone

Schweizer Bauern schliessen sich in Basel dem Marsch norwegischer Bauern an, die gegen die Agrar-Liberalisierung protestieren.

Der Zug wird die Bundesstadt passieren, bevor sich die Bauern auf den Weg nach Genf machen, um der WTO eine Deklaration zu überreichen.

Zweitausend Kilometer lang ist die Strecke Trondheim – Genf, welche die norwegischen Bauern zurücklegen, um gegen die Liberalisierungs-Bestrebungen der Welthandelsorganisation (WTO) zu demonstrieren.

33 Tage dauerte der Marsch der rund 20 Landwirte aus dem hohen Norden bisher. Am Mittwoch-Morgen haben sie in Basel die Schweizer Grenze überschritten. Dort wurden sie von Schweizer Bauern empfangen.

“Wir unterstützen die Schritte der Kollegen aus Norwegen, weil wir dieselben Ängste vor unserer Zukunft haben”, sagte Jacques Bourgeois, Direktor des Schweizerischen Bauernverbands (SBV).

Bauern in Europa fürchten die Liberalsierung

Auch die Schweizer Bauern wehren sich gegen Veränderungen, die am WTO-Gipfel im Dezember in Hongkong beschlossen werden könnten. Dort sollen die Gespräche der so genannten Doha-Runde, die im Jahre 2001 begonnen hatte und im Jahre 2003 scheiterte, zum Abschluss gebracht werden.

Sollte eine massive Liberalisierung des Agrar-Sektors beschlossen werden, bedeutet das ein grundsätzliches Ende der Subventionen für europäische Bauern. Schweizer Bauern müssten sich auch auf ein Ende der einheimischen Protektion durch Einfuhr-Zölle und andere Schranken gefasst machen.

Zeichen stehen auf Sturm

An einem WTO-Mini-Gipfel in China vergangene Woche hatte Wirtschaftsminister Joseph Deiss klar gemacht, dass die Schweiz zu Konzessionen im Agrarsektor bereit wäre, wenn sie dafür auch etwas erhalten würde.

“Noch nie waren wir so besorgt”, sagt Bourgeois, der die Schweizer WTO-Politik skeptisch beobachtet: “Es zeichnen sich mehr Zugeständnissen ab, als wir befürchtet hatten.”

Er verlangt von der Schweizer Regierung, dass bei der Öffnung des inländischen Marktes keine zu grossen Zugeständnisse gemacht werden. “Als kleines Land können wir nie mit Agrar-Exporteuren wie den Vereinigten Staaten oder Brasilien konkurrenzieren.”

Protest in Genf

Der Mini-Gipfel in China hat die Doha-Runde wieder ins Laufen gebracht, die WTO-Mitgliedländer wollen sich nächste Woche in Genf treffen, um Übergangslösungen zu beschliessen, bevor die Minister im Dezember in Hongkong erneut zusammentreffen.

Dann wollen auch die norwegischen Bauern in Genf sein und der WTO eine Deklaration überreichen. Am selben Tag beginnt zudem eine Protestwoche, zu der die Geneva Peoples’ Alliance aufgerufen hat, hinter der mehrere globalisierungs-kritische Nichtregierungs-Organisationen (NGO) stehen.

Zum Hauptsitz der WTO marschieren die Bauern via Lungern in der Innerschweiz und Waadt. Unterwegs werden die Bundesstadt Bern sowie Bundesrat Joseph Diess’ Heimatort Barberêche in Fribourg besucht.

Auf ihrem Weg durch die Schweiz werden sie von Schweizer Bauern begleitet. Während die Norweger meistens auf Roll-Skis unterwegs sind, fahren die Schweizer auf dem Fahrrad.

Gereizte Basis

Der SBV erhofft sich, noch rechtzeitig Einfluss auf die Position des Bundesrates nehmen zu können. Mit einem Referendum gegen die WTO-Verträge will Hansjörg Walter, Präsident des SBV, nicht drohen.

Nur soviel versicherte er in Basel den Medienschaffenden: Notfalls hätte der SBV die Unterschriften sehr rasch zusammen; die Stimmung an der Basis sei gereizt.

swissinfo und Agenturen

Die laufende WTO-Runde begann 2001 in Doha in Katar.
Diskutiert werden die Reduktion oder Abschaffung von Subventionen, Zöllen und anderer Handelsbarrieren im weltweiten Handel.
Die Verhandlungen sollen noch dieses Jahr beendet und an der WTO-Konferenz in Hongkong im Dezember besiegelt werden.

Norwegische Bauern haben den Weg quer durch Europa unter die Füsse genommen: Sie marschieren 2000 Kilometer von Trondheim nach Genf, um der WTO eine Protest-Deklaration zu überreichen.

Am Mittwoch haben die norwegischen Bauern in Basel die Schweizer Grenze überschritten. Zusammen mit Schweizer Bauern marschieren sie durch die Schweiz und treffen am 26. Juli in Genf ein.

Vom 27. bis am 29. Juli organisieren rund 40 NGO aus der ganzen Welt ebenfalls Proteste in Genf.

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