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Bern im Zeichen des schwarzen Tanzes

Bertrand Prévost

Choreographien aus Afrika, Brasilien und der Schweiz stehen im Zentrum der 17. Berner Tanztage. Akteure und Publikum können dabei erkunden, wie sich westliche und südliche Tanzformen gegenseitig beeinflussen.

Neben traditionelleren und experimentelleren Tanzformen sind auch HipHop-Einlagen zu sehen.

Die Berner Tanztage haben sich in den vergangenen Jahren in der Schweiz als eine der wichtigsten Veranstaltungen der Sparte etabliert. Im Fokus der 17. Auflage, die vom 9. bis 19. Juni dauert, steht der Tanz aus Afrika und Südamerika.

Mit der Stossrichtung nach Süden strebt Reto Clavadetscher, Leiter der Tanztage, ein “Kontrastprogramm zu unserer durchdesigneten Welt” an, wie er sagt.

Eröffnet wird das Festival von den Tänzerinnen und Tänzern der brasilianischen Companhia de Dança Quasar. In ihrer “Coreografia para ouvrir” (Choreographie zum Hören) – inspiriert von der TV-Serie “sons da rua” (Töne der Strasse) – mischen sie Akrobatik mit Modern-Dance-Technik und traditionellen Tänzen ihres Landes.

Süchtig und nachdenklich

Mit der Fernsehsucht zahlreicher junger Menschen in Brasilien beschäftigt sich die Grupo Rua de Niterói. Im Stück “Telesquat” zeigt der junge Choreograph Bruno Beltrão, wie er den Tanz der Strasse, HipHop, Rap und Breakdance, in Bühnentanz umwandelt.

Auf dem Programm steht erneut ein Familienabend: Dass eine tolle Bühne schon das halbe Werk sein kann, will dort die “Blikjesbende” beweisen, die holländische “Büchsenbande”.

Anklage gegen Aids-Politik

Aus Südafrika stammen die Choreographien “Ja, Nee” und “Ketima”. Boyzie Cekwanas Stück ist ein Kommentar zur starken Aids-Verbreitung am Kap, eine Anklage der politischen Situation seines Landes und ein Abgesang auf die vor allem männliche Gewalt. V

om Lauf des Lebens erzählt Gregory Maqoma im Stück “Ketima”. Darin agieren schwarze Tänzer zu Musik von Johann Sebastian Bach.

Am Anlass treten aber nicht nur Gast-Ensembles, sondern auch Schweizer Gruppen auf. Cie DeFu, das sind Nadine Fuchs und Marco Delgado, fordern sich in “Dianne und Ramco” gegenseitig heraus.

Weniger auf die Improvisation als auf die Gruppendynamik richtet Jean Marc Heim in “Va et vient” sein choreographisches Augenmerk. Heim lotet tänzerisch die Distanzen aus zwischen einer Persönlichkeit und der Rolle, die sie in ihrem Leben spielt.

Experimentell und hintergründig

Die Verbindung zum Publikum ist für die Genfer Compagnie 7273 besonders wichtig. Seine Reaktion wird in “Les vision du lapin” miteinbezogen. DJ Polar legt nicht nur live auf, er tanzt erstmals auch selber.

Zum letzten Tanz bittet die Compagnie Georges Momboye: Ihr Stück “Adjaya” ist ein Mix aus Trommelwirbeln, Perkussion und Hochgeschwindigkeitstanz.

Die Tänzerinnen und Tänzer kommen aus den staatlichen Ballett-Compagnien Senegals, Kameruns und der Elfenbeinküste.

HipHop-Einlagen bilden einerseits einen Kontrast und zeigen andererseits, wie verwandt der HipHop den Tänzen Afrikas ist.

swissinfo und Agenturen

Choreographien aus Afrika, Brasilien und der Schweiz sind Schwerpunkte der 17. Berner Tanztage.
Auf der Bühne soll gezeigt werden, wie sich westliche und südliche Tanzformen gegenseitig beeinflussen.
Neben traditionelleren und experimentelleren Tanzformen sind auch HipHop- und Breakdance-Einlagen zu sehen.

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