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Bertarelli im siebten Himmel

Ernesto Bertarelli, der strahlende Seefahrer. Keystone

Ernesto Bertarelli geniesst den Sieg der Alinghi gegen die Oracle. Der Chef von Serono ist ein glücklicher - voll in seinem Segelteam integrierter - Seefahrer.

Doch das Schwerste steht noch bevor: Im America’s Cup das Team New Zealand zu besiegen.

Ein Tag ist für immer in die Schweizer Segelannalen eingegangen: Sonntag, der 19. Januar 2003! Der Name Alinghi, Botschafter eines Landes, wo Salzwasser nur zum Nudelkochen gut ist, ist nun für alle Ewigkeit in eine der anspruchsvollsten Segeltrophäen eingraviert, denn das Boot hat im Final des Louis-Vuitton-Cup die amerikanische Oracle 5 zu 1 geschlagen.

“Das ist ein unerhörtes Gefühl von Glück und Erfüllung. Wenn ich unseren Teamgeist spüre, sehe, was wir erreicht haben, so ist das ein vollkommener Erfolg!”

Ernesto Bertarelli, sonst eher zurückhaltend, ist in dem Moment, wo das rote, schwarzgeflammte Boot in die Ziellinie einfährt, voller Überschwang. Die Mannschafts-Mitglieder umarmen sich. Einige weinen vor Freude, der Champagner fliesst in Strömen.

Neue Ideen, neue Energie

Einige Tage nach diesem historischen Sieg kann Bertarelli die Glanzleistung noch immer nicht recht fassen.

“Es ging vielleicht alles ein wenig schnell. Ich lasse die starken Augenblicke des letzten Rennens in der Erinnerung nochmals vorüberziehen. Der Moment, wo das Boot durch die Ziellinie fährt, die riesige Freude bei der Übergabe der Trophäe.

Der Patron und Segler dieser gemeisterten sportlichen Herausforderung strahlt. Der Cup und vor allem der Erfolg der Alinghi waren ein veritabler Jungbrunnen für ihn. Mit leiser Stimme und einem breiten Lächeln sagt er, er sei zehn Jahre jünger geworden.

“Ich habe seit 1993 so viel gearbeitet. Dieses Abenteuer hilft mir nun, zu regenerieren und meine Leidenschaft voll auszuleben. Mit dem America’s Cup wird ein Kreis in meinem Leben geschlossen, danach fängt ein neuer an. Ich habe neue Ideen, neue Energie, neue Projekte!”

Eine Niederlage vor dem Aufstieg

In Auckland ist der Initiator der Schweizer Challenge und Chef der Biotechfirma Serono ein Segler wie alle andern auch. Bei der ersten Niederlage gegen die Amerikaner der OneWorld wurde klar, wie die Dinge lagen.

“An jenem Tag”, gibt er zu, “habe ich Fehler begangen. Die halfen aber, dass das Eis brach. Seither habe ich mich nie mehr als Chef der Alinghi gesehen, sondern als Ernesto, den Seefahrer.”

Seit bald sechs Monaten ist Bertarelli jetzt Mitglied im Segelteam der Alinghi und trägt mit seinen Seefahrer-Qualitäten zum Erfolg des Schweizer Boots bei.

Aber das Abenteuer des Seefahrers hilft auch dem Betriebsleiter.

Werte und Ideen

Der Chef der Biotechfirma Serono erklärt, dass er sich bei dieser sportlichen Herausforderung einen neuen Führungsstil angeeignet hat.

“Bei Serono war ich seit zehn Jahren an allen Beschlüssen beteiligt. Auf der Alinghi habe ich einen anderen Beitrag geleistet, der mehr mit Werten oder philosophischen Ideen zu tun hat. Ich habe meinen Führungspersonen mehr Vertrauen entgegen gebracht und gewann so mehr Abstand. Es war für mich neu, dass man Erfolg haben kann, indem man eine neue Art des Denkens einbringt.”

swissinfo, François Egger, Auckland

Übertragen aus dem Französischen: Charlotte Egger

Am 19. Januar gewann Alinghi den Louis Vuitton Cup.

Alinghi-Präsident ist Ernesto Bertarelli, Chef des Biotech-Unternehmens Serono.

Es ist das erste Mal seit 150 Jahren, dass ein Schweizer Boot am American’s Cup teilnimmt.

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