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Berufsweltmeisterschaft: Schweiz hat 3. Titel im Visier

David Grandjean im Oktober 2007 anlässlich der Europameisterschaften in Göteborg. Joël Grandjean

In Japan beginnt am Mittwoch die 39. Berufsweltmeisterschaft. Mit 40 Kandidaten will die Schweiz als beste Nation in den Jahren 2005 und 2006 ihren Titel verteidigen.

Mit dem Wettbewerb soll die Berufsbildung aufgewertet werden. Die Schweizer Teilnehmer sind hoch motiviert.

Man spürt die Freude in der Stimme von Lorenz Arbogast, einem Landschaftsgärtner aus dem Kanton Obwalden.

Arbogast hat vor zwei Jahren an den 38. Berufsweltmeisterschaften in Helsinki zusammen mit seinem Kollegen Martin Müller eine Goldmedaille gewonnen.

“Es war unglaublich, wie ein sportlicher Wettstreit”, erzählt Arbogast. Die Medaille war für ihn ein Türöffner, hat ihm Stellenangebote gebracht.

Seit 1953 finden die Berufs-Weltmeisterschaften alle zwei Jahre statt. Lange Zeit führte der Anlass ein Mauerblümchendasein und wurde von der Öffentlichkeit kaum beachtet.

In den vergangenen 20 Jahren hat der Anlass dank den Bestrebungen des Bundesamtes für Berufsbildung und Technologie an Bedeutung gewonnen. Die Anzahl der Teilnehmer aus der Schweiz hat sich auf 40 verdoppelt.

Bei ihrer Rückkehr am 23. November wird die Schweizer Delegation von Volkswirtschaftsministerin Doris Leuthard empfangen werden.

Eine halbe Million

Der Aufwand beläuft sich auf rund 500’000 Franken. Rund 160’000 Fr. kommen von privaten Sponsoren. Der Rest wird von den Berufsbildungsverbänden der Kantone und von der öffentlichen Hand übernommen.

Der Anlass erlaubt es den Nationen, Wissen und Innovationen auszutauschen und so den globalen Standard der Ausbildung zu verbessern.

“Die Jungen müssen sich heute immer mehr mit abstrakten Dingen beschäftigen. Manuelle Fähigkeiten sind weniger gefragt”, führt Daniel Sommer von der Organisation Swisscompetence aus.

“Wir müssen die Berufslehre aufwerten, denn zu viele Eltern haben das Gefühl, ihre Kinder sollten an der Universität studieren.”

Teambildung

Carole Corminboeuf, eine Coiffeuse aus der Westschweiz, die an den Meisterschaften teilnimmt, hat es in ihrem Fach bereits zur Schweizer-, Europa- und Weltmeisterin gebracht.

“Ich hätte studieren können. Coiffeurin gilt als ärmlicher Beruf. Ich habe diese Bemerkung viel gehört, aber jetzt bin ich Weltmeisterin.”

Ein anderer Medaillenanwärter ist der Bäcker David Grandjean aus dem freiburgischen Romont. Grandjean arbeitet im Betrieb seiner Eltern, die ihm grosse Freiheiten für die Vorbereitungen auf Japan gelassen haben.

Er erinnert sich an die Vorbereitungswochenende, welche von Swisscompetence organisiert wurden. “Man wächst zu einem funktionierenden Team zusammen und lernt viel. So haben wir auch Übungen gemacht, bei denen man über Glut gehen muss.”

Theorie und Praxis

Dass die Schweiz die beiden letzten Weltmeisterschaften gewonnen hat, ist laut Daniel Sommer vor allem auf das duale Berufsbildungssystem zurück zu führen. “Eine Verbindung zwischen Theorie und Praxis, welche auf die Bedürfnisse des Marktes eingeht.”

Deshalb sei es auch nicht erstaunlich, dass Österreich, Deutschland und Finnland, welche ein ähnliches System haben, in den ersten sechs Rängen landeten. “Das zeigt, dass wir ein gutes System haben”, so Sommer.

swissinfo, Ariane Gigon, Zürich
(Übertragung aus dem Französischen: Andreas Keiser)

Die 39. Ausgabe der Internationalen Berufsweltmeisterschaft (IBW) findet vom 14. bis 21. November in Numazu, Japan, statt.

2472 Teilnehmende (Richter, Offizielle, Beobachter, Dolmetscher) aus 46 Ländern wurden für die IBW selektioniert, darunter über 820 Kandidatinnen und Kandidaten ab 22 Jahren aus 45 Ländern oder Regionen.

Es gibt Wettkämpfe in 40 Berufen.

Die 39. IBW findet erstmals parallel zur 7. Abilympics statt, der Berufsweltmeisterschaft für Behinderte.

Die 1953 ins Leben gerufene IBW geht regelmässig über die Bühne. 1977 zum Beispiel nahmen 17 Nationen mit 293 Kandidaten teil.

Die nächsten zwei IBW finden 2009 in Calgary und 2011 in London statt.

Der Schweizer Delegation an der IBW gehören 86 Personen an, darunter Offizielle, 37 Experten und 40 Kandidaten aus 38 (von über 250 in der Schweiz anerkannten) Berufen in den Bereichen Handwerk, Industrie und Dienstleistungen.

Die Schweizer Delegation ist die fünftgrösste aus Europa, hinter Frankreich (101 Personen), Finnland (100), Irland (92, aber nur 26 Kandidaten) und Grossbritannien (91, 23 Kandidaten) und zum Beispiel vor Deutschland (68).

Die Schweiz strebt einen weiteren Nationen-Titelsieg an nach 2003 in St. Gallen und 2005 in Helsinki.

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