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Beziehungen Schweiz-Südafrika seit 1948

Verurteilung der Apartheid, aber rege Wirtschaftsbeziehungen zum Apartheid-Staat - diese Gegensätze prägten gut 40 Jahre die schweizerischen Beziehungen zu Südafrika.

Hier die wichtigsten Schritte:

26. Mai 1948: Mit dem Sieg der National Party unter D.F. Malan bei den Parlamentswahlen in Südafrika beginnt der systematische Ausbau der Apartheid (Rassentrennung).

Ab ca. 1950: Ciba (heute Novartis), Bankgesellschaft (UBS) , Roche, BBC (heute ABB) und andere grosse Schweizer Unternehmen gründen Filialen in Südafrika.

30. Nov. 1956: Gründung der Swiss South African Association in Zürich, die als Handelskammer fungierte.

21. März 1960: Beim Sharpeville-Massaker erschiesst die Polizei 69 Personen, die gegen die Apartheid-Passgesetze demonstrieren.

Dez. 1963: Der UNO-Sicherheitsrat ruft die Staaten zu einem Waffenembargo gegen Südafrika auf. Die Schweiz erlässt ein (löchriges) Waffenausfuhrverbot.

Mai 1968: Erstmals offizielle Verurteilung der Apartheid durch die Schweizer Regierung.

1973: Die UNO-Vollversammlung verurteilt die Apartheid als Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

1974: Plafonierung der schweizerischen Kapitalexporte nach Südafrika auf 250 Mio. Franken pro Jahr (1980 bis 1991 300 Mio. Fr.).

16. Juni 1976: Beginn des Schüler-Aufstandes in Soweto gegen die Einführung von Afrikaans als Unterrichtssprache. Die Unruhen fordern 600 Tote.

1977: Der UNO-Sicherheitsrat verhängt ein bindendes Waffenembargo gegen Südafrika. Die USA und die EG (heute EU) erlassen Richtlinien für die Unternehmen in Südafrika.

1983-88: Der Chef des Fliegernachrichtendienstes, Peter Regli, organisiert einen geheimen Pilotenaustausch mit Südafrika – auf Anordnung des Luftwaffen-Chefs Arthur Moll.

27. Juli 1985: Nach neuen Unruhen in den Townwhips ruft der UNO-Sicherheitsrat zu Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika auf. 1985/1986 verhängen die EG und die USA Sanktionen. Die Schweiz beteiligt sich nicht daran und hält den “courant normal” ein.

Sept. 1985: Südafrika ist gegenüber internationalen Gläubigern zahlungsunfähig. Daraufhin organisiert alt Nationalbankpräsident Fritz Leutwiler 1986 ein Umschuldungsabkommen.

Juli 1987: Treffen zwischen südafrikanischen Wirtschaftsvertretern und ANC-Vertretern in Dakar unter Schweizer Vermittlung.

Ab Feb. 1990: Der neue südafrikanische Präsident Frederik Willem de Klerk beendet auf Druck der schwarzen Bevölkerung und der internationalen Gemeinschaft die Apartheid. Er entlässt politische Gefangene, unter ihnen Nelson Mandela, Chef des Afrikanischen National-Kongresses (ANC).

8. Juni 1990: Mandela besucht die Schweiz, Treffen mit Bundesrat René Felber.

1993: Die weltweiten Sanktionen gegen Südafrika werden weitgehend aufgehoben.

27. April 1994: Die ersten demokratischen Parlamentswahlen enden mit dem Sieg des ANC. Nelson Mandela wird erster schwarzer Präsident.

1999-2003: Verschiedene administrative und strafrechtliche Untersuchungen in der Bundesverwaltung wegen der militärisch-geheimdienstlichen Kontakte zu Südafrika. Geheimdienstchef Regli wird vom Vorwurf der Beteiligung am B- und C-Waffenprogramm Südafrikas reingewaschen, aber wegen seiner unkritischen und wohlwollenden Haltung gegenüber dem Apartheid-Staat sowie seiner Schattendiplomatie gerügt.

3. Mai 2000: Der Bundesrat gibt beim Nationalfonds ein Forschungsprogramm zu den Beziehungen Schweiz-Südafrika in Auftrag. Leiter des NFP 42+ wird der Historiker Georg Kreis.

Sommer 2002: Amerikanische Anwälte in den USA reichen im Namen südafrikanischer Apartheidopfer Sammelklagen gegen internationale Banken und Konzerne ein, darunter UBS und CS, Nestlé, Novartis, Ems, Holcim, Unaxis und Sulzer.

27. Okt. 2005: Die Ergebnisse des NFP 42+ wurden in Bern vorgestellt.

swissinfo und Agenturen

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