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Fünf Schweizer Startups erobern die Welt

Das Schweizer Startup Cutiss bildet im Labor menschliche Haut nach, die vor Sonnenlicht schützen und Blut- und Lymphgefässe enthalten kann. WyssZürich

Die Coronakrise hat viele Startups geschwächt. Doch der Kreativität konnte die Krise nichts anhaben, wie der TOP 100 Swiss Startup Award 2020 zeigt.

2010 – 2020: Diese Zeit kann als goldenes Jahrzehnt für die Welt der Schweizer Startups bezeichnet werden. Waren in den frühen 2000er-Jahre junge, innovative Unternehmen mit starkem Wachstumspotenzial noch ein kleines Element der Volkswirtschaft, so haben sie heute eine ganz andere Dimension angenommen.

Die Zahl der Unternehmensgründungen nimmt von Jahr zu Jahr stark zu. Gleichzeitig nehmen auch die Wertschöpfung und die geschaffenen Arbeitsplätze dieser Unternehmen zu, die hauptsächlich in den Bereichen Informationstechnologie, Biotechnologie, Medizintechnik, Fintech, Engineering, Drohnen und Cleantech tätig sind.

Immer mehr junge Menschen wagen diesen riskanten Schritt – die Hälfte der Neugründungen verschwindet innerhalb von 5 Jahren wieder. Im Unterschied zu vor zwanzig Jahren bietet das Startup-Ökosystem heute zahlreiche öffentliche und private Programme zur Unterstützung innovativer Unternehmen. Viele davon sind Spin-offs von Schweizer Hochschulen, allen voran der beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen.

Förderprogramme, Inkubatoren, Forschungszentren, Technologieparks und Wettbewerbe haben viel Kreativität um Startups erzeugt. Und gleichzeitig das Vertrauen der Investoren gestärkt: Das Kapital, das innovativen Startups zur Verfügung gestellt wird, ist in den letzten zehn Jahren spektakulär gewachsen. Die Schweiz gehört heute zu den Ländern, die am meisten in Start-ups investieren.

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Nicht einmal die Coronakrise scheint das Vertrauen der Investoren gebrochen zu haben. Gemäss dem jüngsten Swiss Venture Capital ReportExterner Link gingen die Investitionen in der ersten Hälfte des Jahres 2020 im Vergleich zum Rekordjahr 2019 zurück, stiegen anschliessend aber stark an. Der Startup-Sektor bleibt jedoch weiterhin fragil. Erst Anfang nächsten Jahres werden wir wissen, in welchem Ausmass er von dieser Krise betroffen ist, welche die gesamte Schweizer Wirtschaft in eine Rezession gestürzt hat.

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation besteht kein Zweifel am enormen kreativen Geist der Schweizer Startups. Das hat die Preisverleihung des TOP 100 Swiss Startup Award 2020Externer Link gezeigt, die am Mittwoch in Zürich vom VenturlabExterner Link organisiert wurde. Dieser Wettbewerb, der nun bereits zum zehnten Mal durchgeführt wird, ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, um die Dynamik des Sektors zu spüren und innovative Lösungen kennenzulernen, die das nächste Jahrzehnt prägen könnten.

Hier sind die besten fünf Startups 2020 (dieses Jahr alle aus der Region Zürich), die von einer Jury aufgrund ihres Innovationsgrades und ihres Wachstumspotenzials ausgewählt wurden:

Im Labor gezüchtete menschliche Haut

Das Startup-Unternehmen CutissExterner Link hat eine Technologie entwickelt, mit der Haut nachgebildet werden kann. Und zwar ausgehend von den Epidermis- und Dermiszellen des Patienten, die im Labor gezüchtet werden. Dieser Hautersatz, der das 70fache der entnommenen Fläche erreichen kann, wird auf die Wunden des Patienten transplantiert.

Die Ergebnisse sind wesentlich besser als jene der bisher verwendeten Methoden: Die Hauttransplantate sind weniger dünn, elastischer und hinterlassen wenig Narben. Diese neue Methode der regenerativen Heilung bietet Hoffnungen für Millionen von Menschen, die jedes Jahr Opfer von Verbrennungen oder Hautschäden durch Unfälle, Krankheiten oder Operationen werden.

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Eine auf Kartographie spezialisierte Drohne

Ausgestattet mit sehr hoch entwickelten Kameras, die hochauflösende Bilder aufnehmen können, wird die Drohne des Startups WingtraExterner Link bereits in etwa siebzig Ländern für Kartierungs- und topographische Vermessungsmissionen eingesetzt. Das Hybridgerät, das wie ein Hubschrauber abhebt, aber wie ein Mini-Flugzeug fliegt, kann schnell grosse Entfernungen zurücklegen.

Es wird unter anderem in der wissenschaftlichen Forschung, im Bauwesen, in der Raumplanung, in der Industrie, im Bergbau und in der Landwirtschaft eingesetzt.la.

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Quadrokopter-Drohne im Himmel

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Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Schweiz ist führend im Bereich der Drohnen. Was ist das Geheimnis dieses Erfolgs? Und wie kann ein Chaos am Himmel vermieden werden?

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Sensoren für Pferde

PiavitaExterner Link hat ein Sensorsystem entwickelt, das Pferdebesitzern, Pferdekliniken und Tierärzten ermöglicht, kranke oder rekonvaleszente Tiere mit Hilfe einer App aus der Ferne zu überwachen. Das System wird in Deutschland und den Vereinigten Staaten bereits genutzt. Die Sensoren werden mit den Pferden verbunden und erfassen ihre Vitaldaten wie Temperatur oder Atmung.

Sie senden die Daten in eine Cloud, wo sie mit speziellen Algorithmen analysiert werden. Dieses System bietet neue Perspektiven für die Veterinärmedizin, die im Bereich der Digitalisierung bisher wenig Fortschritte gemacht hat.

Ein Gendarm für Computersicherheit

Innerhalb weniger Jahre hat es das Startup-Unternehmen Exeon AnalyticsExterner Link geschafft, sich einen Platz auf dem hart umkämpften Markt für Cybersicherheit zu verschaffen. Seine Datenanalyse-Software ermöglicht es Unternehmen, ihren Netzwerkverkehr zu überwachen und Cyber-Angriffe zu verhindern, die oft gut versteckt zwischen Millionen von Benutzeraktivitäten stattfinden.

Die Algorithmen des jungen Unternehmens, die an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich entwickelt wurden, dienen bereits dem Schutz verschiedener schweizerischer und europäischer Unternehmen, darunter auch Postfinance.

Ein Heilmittel für die Leber

Das junge Biotechnologie-Unternehmen VersantisExterner Link hat diagnostische Tests und neue Therapien gegen Lebererkrankungen entwickelt. Insbesondere gegen akutes Leberversagen, das zwar relativ selten ist, aber tödlich verläuft. Zu seinen Vorzeigeprodukten gehört eine Flüssigkeit, die durch Leberversagen angesammelte Toxine innerhalb weniger Stunden entfernen kann.

Ein Feld mit Zukunftsaussichten: Denn Leberkrankheiten nehmen zu, unter anderem als Folge einer alternden Bevölkerung und ungesunder Lebensgewohnheiten wie dem Konsum industrieller Nahrungsmittel, Alkohol und Drogen.

Sibilla Bondolfi

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