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Brasilianischer Komiker: Meinungsfreiheit “hat einen Preis”

Brasilien war nie ein Fan der freien Meinungsäusserung, sagt der brasilianische Schauspieler und Humorist Gregório Duvivier. Er moderiert die bei jungen Menschen beliebte wöchentliche Show "Greg News" auf HBO-Brazil. Er ist der nächste Interviewpartner der globalen Reihe "Stimmen der Freiheit" von swissinfo.ch.

“Ich geniesse vermutlich eine Freiheit, die fast schweizerisch ist”, sagt Gregório Duvivier. “Aber sie hat einen Preis.”

Nach einem Sketch über einen schwulen Jesus im letzten Jahr mussten Duvivier und seine Mitarbeitenden der Produktionsfirma “Porta dos Fundos” während mehreren Monaten von bewaffneten Sicherheitsleuten beschützt werden. Zudem wurde am Heiligabend ein Brandanschlag auf das Produktionsstudio verübt.

Duvivier, der Sohn eines Bildhauers und einer Sängerin, begann schon als Teenager, seinen Lebensunterhalt mit Comedy zu verdienen. Der Humorist aus Rio de Janeiro wandte sich später der Schauspielerei, der Komödie und dem Schreiben zu. Vor acht Jahren begann er, die brasilianische Politik zu kommentieren.

“Ich bin privilegiert, weil ich mit dem amerikanischen Sender HBO zusammenarbeite. Er hat überhaupt keine Verbindung mit der brasilianischen Regierung. Ich kann dort also sagen, was ich will, solange es kein Verbrechen ist”, sagt der 33-Jährige.

Brasilien ist das grösste und bevölkerungsreichste Land Lateinamerikas (210 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner). Duvivier betrachtet die Meinungsfreiheit im Land äusserst kritisch.

“Ich denke, es wird immer schlimmer. Wir haben eine Regierung, die den Minderheiten offen den Krieg erklärt hat”, sagt er.

Als unabhängiger Komiker sei es unmöglich, zu schweigen und nichts zu sagen, so Duvivier.

“Es ist meine Pflicht, die Grenzen auszudehnen. Das grösste Problem, das grösste Risiko für die Meinungsfreiheit, ist der vorauseilende Gehorsam und die Selbstzensur”, sagt er.

Sein Weihnachtsprogramm über einen schwulen Jesus wurde zunächst von einer unteren Instanz verboten, aber der Oberste Gerichtshof Brasiliens entschied schliesslich, dass es “keine Beleidigung für Christinnen und Christen” sei.

(Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub)

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