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Bundesrätin Leuthard: familienfreundliche Arbeitsmodelle

Will Frauen und Familien fördern: Doris Leuthard. Keystone

Die Schweizer Volkswirtschaftsministerin will die Karrieren von Frauen fördern und führt in ihrem Departement flexible Arbeitszeitmodelle sowie einen Vaterschaftsurlaub ein.

Doris Leuthard will damit auch ein Zeichen für die gesamte Wirtschaft setzen.

Erwerbstätige Mütter stiessen immer noch auf zu viele Probleme bei der Abstimmung des Privatlebens mit der Berufstätigkeit, sagte die Chefin des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements (EVD) bei der Vorstellung der Schwerpunkte ihrer Politik 2007.

Auch die Wirtschaft müsse sich noch viel mehr engagieren. Das lohne sich, denn: “Familienfreundliche Arbeitsmodelle werden zum Wettbewerbsvorteil.”

Als Arbeitgeberin von 1040 Frauen bei 2600 Mitarbeitenden im EVD will Bundesrätin Leuthard “mit gutem Beispiel vorangehen”. Sie hat ein Massnahmenprogramm für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erstellt. Die Umsetzung beginnt im Januar.

Unterstützung für Eltern

Die Angestellten können zwischen diversen Modellen flexibler Arbeitszeit wählen. Eltern werden in der externen Kinderbetreuung unterstützt und beraten. Das EVD wird bis zu 50% der Kosten zahlen. Väter können einen bezahlten Vaterschaftsurlaub von 5 Tagen und einen unbezahlten Urlaub von 20 Tagen in Anspruch nehmen.

In einem Bericht mit dem Namen “PotentiELLE”, der vor Weihnachten dem Bundesrat vorgelegt wurde, listet das EVD konkrete Verbesserungen auf, die überall gelten sollen. Der Ausbau des Betreuungsangebots für Kinder im Vorschul- und Schulalter sowie die Beseitigung von “negativen Anreizen für Eltern” gehören dazu.

Handbuch für KMU

Bundesrätin Leuthard kündigte zudem für 2007 eine Konferenz zur Lage der Unternehmerinnen und die Veröffentlichung eines Handbuchs “Beruf und Familie” an. Es soll vorab die kleinen und mittleren Unternehmen bei der Umsetzung einer familienfreundlichen Unternehmensführung im Betriebsalltag unterstützen.

Stärker einsetzen will sich die Volkswirtschaftsministerin für ältere Arbeitnehmende. “Die Altersdiskriminierung in Gesellschaft und Wirtschaft soll abgebaut werden”, sagte sie.

Das System mit den regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) soll entsprechend angepasst werden. “Es soll auch nach dem 65. Altersjahr möglich sein, eine Arbeit aufzunehmen oder weiterzuführen.”

Zukünftige Wirtschaftsmächte im Visier

Aussenpolitisch wird Leuthard 2007 ein Augenmerk auf die Verbesserung des Marktzugangs und den Investitionsschutz für Schweizer Firmen in Brasilien, Russland, Indien und China legen. Diese vier Länder hätten innert zehn Jahren ihren Marktanteil fast verdoppelt; sie seien die wichtigsten Wirtschaftsmächte von morgen.

Um dieses Ziel zu erreichen, wird sich das EVD auf bestehende Instrumente wie die Verhandlungen in der Welthandelsorganisation WTO und bereits unterzeichnete Verträge stützen. Zudem sind eine Intensivierung der Kontakte im Hinblick auf Freihandelsabkommen und ein verstärkter Dialog mittels Expertenkommissionen geplant.

Im Laufe des Jahres 2007 wird sich Bundesrätin Doris Leuthard auf Wirtschaftsmission nach Brasilien und China begeben. In der Schweiz wird sie die Handelsminister von Russland und Indien empfangen.

swissinfo und Agenturen

Doris Leuthard ist seit August 2005 Chefin des Volkswirtschafts-Departements. Die Aargauerin trat damals die Nachfolge ihres christlichdemokratischen Parteikollegen Joseph Deiss an.

Das Volkswirtschafts-Departement beschäftigt 2600 Angestellte. Das Budget beträgt 5,7 Mrd. Fr. (Bundesbudget: 55 Mrd.)

Zum Kompetenzbereich des Departements gehören die Wirtschaftspolitik, die Arbeitsmarktpolitik, die Berufsbildung, die Forschung, die Landwirtschaftspolitik und die Wohnbaupolitik.

Der Vaterschaftsurlaub ist in der Schweiz nicht gesetzlich geregelt. Dies im Gegensatz zum seit 2005 gesetzlich verankerten Mutterschaftsurlaub.

Arbeitgeber gewähren in der Regel einen Vaterschaftsurlaub zwischen einem und drei Tagen. Die Tendenz geht in Richtung grosszügigere Regeln.

So hat der Grossverteiler Migros auf den 1. Januar 2007 zwei bezahlte und zwei unbezahlte Wochen Vaterschaftsurlaub eingeführt.

Die Schweizerischen Bundesbahnen gewähren 5 Tage Vaterschaftsurlaub.

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