CH/EU-Kommission vergibt Aufträge für Navigationssystem Galileo
Brüssel (awp/sda) - Die EU-Kommission hat am Donnerstag erste wichtige Aufträge für das Satellitennavigationssystem Galileo vergeben. Das milliardenschwere System, an dem sich auch die Schweiz beteiligen möchte, soll ab 2014 in Betrieb gehen.
Die nun erfolgte Vergabe der ersten Tranche von Aufträgen betraf die Systemunterstützung, die Satelliten und Startdienstleistungen. Beim deutschen Raumfahrtkonzern OHB wurden die ersten 14 Satelliten für rund 566 Mio EUR bestellt. Im Rennen um diesen Auftrag stach OHB den grösseren Konzern EADS-Astrium aus.
Da mit den beiden Unternehmen ein sogenannter Rahmenvertrag abgeschlossen wurde, ist klar, dass die restlichen der insgesamt 30 Satelliten an OHB oder EADS vergeben werden. Die Kommission setzt auf zwei Lieferanten, "um die Risiken insbesondere im Hinblick auf die Lieferzeiten zu verringern und die Flexibilität zu erhöhen".
Der an die italienisch-französische ThalesAleniaSpace vergebene Auftrag über die Systemunterstützung umfasst die erforderlichen industriellen Dienstleistungen, mit denen die Europäische Weltraumorganisation (ESA) bei der Integration und Validierung des Galileo-Systems unterstützt wird. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf 85 Mio EUR.
Mit dem Start von fünf Sojus-Trägerraketen, die je zwei Satelliten ins All bringen, wurde Arianespace aus Frankreich beauftragt. Hier geht der Vertrag über 397 Mio EUR. Die letzten drei Aufträge für Bodeneinrichtungen, das Bodenkontrollsystem sowie den Betrieb sollen bis Mitte 2010 vergeben werden. Schweizer Firmen können sich grundsätzlich auch beteiligen, allerdings nur als Subunternehmen.
Schon seit längerer Zeit führt die Schweiz mit der EU Gespräche über eine direkte Beteiligung bei Galileo. Das Verhandlungsmandat des Bundesrates liegt seit März 2009 vor. Die Verhandlungen werden aus Schweizer Sicht mit dem Ziel angestrebt, einen weitgehenden Zugang zu den Dienstleistungen des Systems zu erhalten.
Seitens der EU steht der Entscheid für ein Verhandlungsmandat noch aus. Ursprünglich war erwartet worden, dass der Ministerrat vor Ende 2009 dem Mandat zustimmt. "Wir sind noch nicht bereit, aber zuversichtlich", lautete am Donnerstag die Antwort von EU-Verkehrskommissar Antonio Tajani auf eine entsprechende Frage.
Probleme gebe es nicht, verlautete aus der EU-Kommission. Nun wird zuerst abgewartet, bis die neue EU-Kommission ihre Arbeit im Februar aufnimmt. Danach werde man weitersehen. Die hochpräzisen Atomuhren aus Neuenburg, die bei den Testversionen von Galileo zum Einsatz kamen, "können wir auch ohne Abkommen mit der Schweiz kaufen", hiess es in der Kommission weiter.
Galileo ist ein EU-Prestigeprojekt mit Startschwierigkeiten. Für die Umsetzung der EU-Pläne wurde 2004 ein Rahmenabkommen zwischen der EU und der ESA unterzeichnet. Seit Juli 2008 ist die EU für die Leitung der Navigationsprogramme EGNOS und Galileo zuständig. Im Dezember 2008 übertrug die EU der ESA dann die Befugnisse für die Errichtungsphase des globalen Navigationssystems Galileo.
Ursprünglich wurden die Kosten bis zur Inbetriebnahme 2013 auf 3,4 Mrd EUR geschätzt. Inzwischen soll der Betrieb 2014 teilweise aufgenommen werden und Tajani räumte "Probleme mit den Kosten" ein. "Man kann aber noch nicht sagen, dass es höhere Kosten gibt", sagte er am Donnerstag vor den Medien in Brüssel.
Die ersten beiden Satelliten sollen noch vor Ende 2010 ins Weltall geschickt werden. Volle Funktionsfähigkeit hat Galileo dann erreicht, wenn 30 Satelliten in Betrieb sind. Das EU-System wird im Gegensatz zum vom US-Militär kontrollierten GPS unter ziviler Kontrolle stehen.
ps