CH/Noch immer keine Einigung über Richtpreis für Vertragsmilch
Bern (awp/sda) - Die Branchenorganisation Milch (BO Milch) hat sich noch immer nicht auf einen Richtpreis für die Vertragsmilch einigen können. Dieser bleibt somit bis Ende März bei 62 Rappen pro Kilogramm. Zum ersten Mal festgelegt hat der Vorstand hingegen die Vertragsmenge für Molkereimilch.
Im Jahr 2010 liegt die zwischen Molkereimilchverarbeitern und Lieferanten vertraglich vereinbarte Industriemilchmenge bei 1,94 Millionen Tonnen. Dies entspreche einem Indexstand von 103,6 Punkten, wie die BO Milch am Freitag mitteilte.
Da diese Menge das diesjährige Absatzpotenzial übersteige, habe der Vorstand an seiner Sitzung vom Donnerstag entschieden, diese vom 1. März bis Ende Juni um 3,6 auf 100 Punkte zu senken. Die gekürzte Vertragsmenge sowie Milch, für die keine mindestens einjährigen Verträge bestehen, müssen zwingend über die Milchbörse, wie es im Communiqué weiter heisst.
Im Basisjahr 2009 entsprachen 100 Indexpunkte einer Industriemilchmenge von 1,88 Tonnen. Gemäss Erhebung der BO Milch wurden im letzten Jahr zusätzlich 116'000 Tonnen Molkereimilch ohne Jahresvertrag vermarktet.
Enttäuscht über die Ergebnisse der Sitzung zeigte sich die Organisation Schweizer Milchproduzenten (SMP). Insbesondere das Nichteintreten auf eine Richtpreiserhöhung sei "inakzeptabel", schrieb sie am Freitag. Die SMP werden zusammen mit den Verantwortlichen der Mitgliederorganisationen klären müssen, welche Massnahmen zu treffen und welche Konsequenzen zu ziehen seien.
"Denn es geht nicht an, dass die Delegierten der BO Milch ein umfassendes Instrumentarium verabschieden und dafür die Allgemeinverbindlichkeit beantragen, einige Exponenten im Vorstand jedoch gar nicht bereit sind, dieses anzuwenden."
Auf eine "vernünftige Milchpreiserhöhung" drängt auch die SVP. Das dreistufige Marktmodell - also Vertragsmilch, Börsenmilch und Vermarktung als Milchpulver - sei konsequent umzusetzen und der Milchpreis um 7 bis 8 Rappen anzuheben, fordert die Partei.
Das neue Marktmodell arbeitete die BO Milch als Reaktion auf die Aufhebung der Milchkontingentierung letzten Mai aus. Ein Teil des neuen Systems ist die Vertragsmilch, die Bauern zum Richtpreis an die Verarbeiter abgeben können.
Ein weiterer Teil, die so genannte Börsenmilch, soll frei zu aktuellen Marktpreisen gehandelt, der Rest als Milchpulver auf den Weltmarkt geworfen werden.
Ziel des Modells ist es, Überproduktion uninteressant zu machen und damit den Milchpreis stabil zu halten. Die Delegierten der BO Milch haben dem System im November zugestimmt. Dieses kann seine Wirkung aber nur entfalten, wenn es für alle Milchbauern gilt.
ra