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CH/Verwaltungsäte: Am meisten sitzen in den Reihen der FDP-Fraktion

Bern (awp/sda) – Von allen Fraktionen im Bundeshaus stellt die FDP am meisten Verwaltungsräte. Aber auch in der CVP befinden sich viele Mandatsträger. Insgesamt halten die Bundesparlamentarier aktuell 2045 Mandate. Das sind 14,7 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, wie eine Studie zeigt.
Wegen des zunehmenden komplexen wirtschaftlichen Umfeldes werde das Lobbying für Firmen immer wichtiger, hält die Baarer Firma Credita AG zu ihrer Studie fest. Neben dem Ausbau von Public-Affairs-Abteilungen sei auch das Vergeben von Mandaten an Politiker ein wichtiger Weg, um Einfluss zu nehmen.
Die FDP-Fraktion hält insgesamt 583 Mandate. Das sind pro Fraktionsmitglied 12,1 Mandate. Die CVP/EVP/glp-Fraktion kommt zusammen auf 565 Mandate, 10,9 pro Parlamentarier. Die beiden grossen bürgerlichen Parteien halten zusammen 56 Prozent aller Mandate.
An dritter Stelle mit den meisten Mandaten pro Fraktionsmitglied ist die BDP platziert (9,8; insgesamt 59). Hinter den Mitteparteien folgt die SP (6,5; insgesamt 310).
Die grösste Fraktion im Bundeshaus, die SVP, ist mit durchschnittlich 6 Mandaten pro Parlamentarier deutlich weniger stark in der Wirtschaftswelt vernetzt (insgesamt 389). Weniger Verwaltungsräte oder Vorstandsmitglieder in Vereinen stellen nur noch die Grünen mit 5,8 Mandaten pro Parlamentarier (insgesamt 139).
Am meisten Mandate hält im Nationalrat Paul-André Roux (CVP/VS). Er sitzt in nicht weniger als 58 Verwaltungsräten oder anderen Gremien. Hinter ihm folgen Arthur Loepfe (CVP/AI) mit 35 Mandaten und Peter Malama (FDP/BS) mit 34 Mandaten.
Im Ständerat führt die Rangliste mit 24 Mandaten Felix Gutzwiller (FDP/ZH) an. Auf den Plätzen zwei und drei rangieren Konrad Graber (CVP/LU) mit 20 Mandaten und Dick Marty (FDP/TI) mit 18 Mandaten.
Zieht man das Kapital der Firmen ein, welche die Mandate vergeben, zeigt sich ein noch deutlicheres Ungleichgewicht zwischen FDP und CVP einerseits und den restlichen Parteien andererseits: Die beiden grossen Mitteparteien vertreten zusammen 11 Milliarden Franken Kapital, was 92 Prozent der Kapitalisierung aller Mandate entspricht.
Auffallend ist weiter, dass Ständeräte im Durchschnitt mehr und höher kapitalisierte Mandate bekommen als Nationalräte, wie es in der Credita-Studie heisst.
Grosse Unterschiede gibt auch zwischen Männern und Frauen: Die Männer verfügen über 1569 Mandate, mit einem Gesamtkapital von 11,3 Milliarden Franken. Die Frauen im Parlament hingegen vereinigen zusammen nur auf 476 Mandate und vertreten knapp eine Milliarde Franken Firmen-Kapital.
Im Nationalrat ist es jedoch eine Frau, welche die höchstkapitalisierten Mandate innehat. Hinter den neun Mandaten von FDP-Fraktionschefin Gabi Huber (UR) stehen 0,83 Milliarden Franken. Im Ständerat ist es Jean-René Fournier (CVP/VS) mit elf Mandaten von Firmen mit einem Kapital von insgesamt über 4,7 Milliarden Franken. Hier spielt allerdings hinein, dass Fournier ein Mandat der Grossbank Credit Suisse hat, welche mit 4,4 Milliarden Franken kapitalisiert ist.
Als Grundlage für ihre Studie diente der Credita AG das Register der Interessenbindungen des Eidgenössischen Parlaments vom Mai 2011. Die Angaben wurden ergänzt mit Einträgen im Schweizerischen Handelsregister. Informationen zur Kapitalisierung der einzelnen Firmen entnahm die Credita ihrer eigenen Datenbank.
Die Credita AG aus Baar ZG ist eine Inkassogesellschaft und bietet Wirtschaftsinformationen an.
dl

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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