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CH/Zürich: Fluglärm-Grenzwert 2008 erstmals überschritten

Zürich (awp/sda) – 49’000 Personen haben letztes Jahr im Raum Zürich unter Fluglärm gelitten. Im Vergleich zu 2007 ist dies ein Plus von 6%. Der Grenzwert des Zürcher Fluglärm-Index (ZFI) von 47’000 Lärmgeplagten ist damit bereits zwei Jahre nach Einführung überschritten worden.
Der Anstieg der belästigten Personen wurde im vergangenen Jahr zu rund 60% durch den Flugbetrieb verursacht, wie es am Donnerstag an einer Medienkonferenz der Volkswirtschaftsdirektion hiess. Gründe sind dabei die Zunahme der Flugbewegungen, veränderte Routen und lautere Flugzeuge während der Nacht.
Zu rund 40% war das Bevölkerungswachstum rund um den Flughafen für den Anstieg verantwortlich. Dieses lag mit rund 2% leicht über dem kantonalen Mittel von 1,5%.
Wie im Flughafengesetz festgeschrieben ist, muss der Regierungsrat bei Überschreiten des Grenzwertes Massnahmen ergreifen. Da bereits im Vorjahr der Grenzwert nahezu erreicht war, beauftragte der Regierungsrat die Volkswirtschafts- und Baudirektion, ein Massnahmenkonzept zu erarbeiten.
Dieses liegt nun vor und wurde vom Regierungsrat zusammen mit dem ZFI-Bericht 2008 verabschiedet. Die Massnahmen sind in “Flugbetrieb” und “Raumentwicklung/Wohnqualität” aufgeteilt.
In den Verkehrsrichtplan “Flughafen Zürich” soll eine Abgrenzungslinie rund um den Flughafen aufgenommen werden. In Gebieten, in denen der Lärm den Grenzwert erreicht oder überschreitet, soll es keine neuen Siedlungsgebiete und keine Neueinzonungen beziehungsweise Um- oder Aufzonungen für Wohnzwecke geben.
Nicht vorgesehen ist eine Beschränkung der Flugbewegungen, wie es im Massnahmenkonzept “Flugbetrieb” heisst. Eine solche wäre gemäss Flughafengesetz erst bei 320’000 Bewegungen pro Jahr in Erwägung zu ziehen.
Hingegen listet der Bericht die siebenstündige Nachtruhe auf – diese ist aber noch durch Beschwerden am Bundesverwaltungsgericht blockiert. Weiter sollen Verbote von Flugzeugen, die den neueren Lärmstandards nicht genügen, geprüft werden.
Das Zürcher Stimmvolk hatte erst im November 2007 Ja zum ZFI gesagt, anstelle einer per Volksinitiative verlangten drastischen Beschränkung der Flugbewegungen.
Der ZFI wird aufgrund einer mathematischen Formel ermittelt. Berücksichtigt werden dabei die Bevölkerungszahl, die Zahl der Flugbewegungen, der Flottenmix, die Dauer der Nachtsperre sowie die An- und Abflugrouten. Betroffene werden keine befragt.
Die ZFI-Monitoringwerte des Jahres 2008 waren von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) im Auftrag der Volkswirtschaftsdirektion im Herbst 2009 berechnet worden.
rt

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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