Couchepin geisselt raffgierige Manager
Bundesrat Pascal Couchepin hat die Bereicherung durch Manager und Verwaltungsräte grosser Schweizer Firmen aufs schärfste kritisiert.
In einem Interview des “SonntagsBlicks” bezeichnete er die Entwicklung bei der Rentenanstalt zudem als traurig.
“Man muss diese Leute ausschliessen”, sagte der Wirtschaftsminister über die Manager und Verwaltungsräte, die sich trotz Fehlleistungen bereichern, und fügte hinzu: “Ja, man muss sie ächten. Auf sie zeigen und sagen: Sie haben eine Katastrophe produziert und wollen noch Geld.”
Dies sei eine Schande, sagte Couchepin. Denn diese Leute hätten keinen Sinn mehr für Ehre. Er selbst habe keinen Respekt mehr vor diesen Leuten, sagte der Chef des Volkswirtschafts-Departements (EVD).
Auch Rentenanstalt im Visier
Auf das Investitionsvehikel bei der Rentenanstalt angesprochen, über welches das Management des grössten Lebenversicherers der Schweiz Millionenbeträge kassiert hatte, sagte Couchepin: “Ich kenne einige Leute dort. Es macht mich so traurig, dass ich nicht darüber reden möchte.”
Der Verwaltungsrat der Rentenanstalt wird vom früheren Präsidenten des Wirtschaftsdachverbands economiesuisse, Andres Leuenberger, präsidiert. Zudem sitzt FDP-Präsident Gerold Bührer in dem Gremium, und auch Couchepins Nachfolgerin als FDP-Fraktionspräsident, die Berner Ständerätin Christine Beerli, war bis zum vergangenen Frühling Mitglied des Verwaltungsrats der Rentenanstalt.
Gerold Bührer bezeichnete seine Situation als Mitglied des Verwaltungsrats der Rentenanstalt/Swiss Life als “unangenehm”. Er wolle aber einen Beitrag zur Gesundung des Unternehmens leisten und seine Amtsperiode beenden, sagte Bührer.
Personelle Wechsel nicht mehr tabu
Der Verwaltungsrat der Rentenanstalt hatte am Freitagabend die privaten Gewinne der Konzernleitungs-Mitglieder aus ihrem Engagement an der Beteiligungs-Gesellschaft LTS offengelegt. Die sechs beteiligten Manager verdienten 7,7 Mio. Franken.
Daraufhin forderte die Schutzvereinigung Schweizer Anleger (SVSA), dass personelle Wechsel in der Konzernleitung diskutiert werden müssten. Nur auf diese Weise könne die Rentenanstalt/Swiss Life ihre Glaubwürdigkeit wieder herstellen.
Aufsichtsbehörde beunruhigt
Der Direktor des Bundesamts für Privatversicherungen (BPV), Herbert Lüthy, hat nach den Vorfällen bei der Rentenanstalt ein “ungutes Gefühl” und will “reinen Tisch” machen. In einem Interview der “SonntagsZeitung” sagte der neue Chef der Aufsichtsbehörde aber zugleich, die laufende Untersuchung könne auch zum Schluss kommen, dass sich die Verantwortlichen der Rentenanstalt keine Verfehlung hätten zu Schulden kommen lassen.
Lüthy bestätigte, dass das BPV die Auswechslung des Konzernchefs oder des Verwaltungsrats-Präsidenten verlangen könne. Ein “ungutes Gefühl” reiche für eine solch drastische Massnahme aber nicht aus. Dazu müsse ein handfestes Verschulden nachweisbar sein.
Lüthy kündigte zudem an, dass die Revisionsgesellschaften im neuen Versicherungs-Aufsichtsrecht stärker in die Verantwortung genommen würden. Auch die Aufsichtsrechte würden verschärft.
swissinfo und Agenturen
Wirtschaftsminister Pascal Couchepin richtet deutliche Worte gegen raffgierige Top-Manager auf Schweizer Chefetagen: Wer Flops produzieren und sich dafür noch Millionen zuschanzen würde, habe keinen Sinn für Ehre und müsse geächtet werden.
Die Praktiken bei der Rentenanstalt bezeichnete Couchepin als traurig. Auf Druck der Medien hatte der Verwaltungsrat des grössten Schweizer Lebensversicherers die privaten Millionen-Gewinne der Konzernleitungs-Mitglieder aus ihrem Engagement an der Beteiligungsgesellschaft LTS offenlegen müssen.
Auch das Bundesamt für Privatversicherungen (BPV) zeigte sich beunruhigt über die Vorgänge bei der Rentenanstalt. BPV-Direktor Herbert Lüthy bestätigte, dass sein Amt die Auswechslung des Konzernchefs oder des VR-Präsidenten verlangen könne. Dazu müsse aber ein handfestes Verschulden nachweisbar sein.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch