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Couchepin will Kultur nicht bürokratisieren

Gut gelaunt: Kulturminister Pascal Couchepin und Festival-Direkter Yvo Kummer in Solothurn. Keystone

Kulturminister Pascal Couchepin hat am Montag die 40. Solothurner Filmtage mit einer Nachricht an die Filmschaffenden eröffnet.

Da sich an der Filmförderung in der kommenden Zeit wenig ändere, müsse die Filmbranche ihren chronischen Geldmangel mit Kreativität wettmachen.

Pascal Couchepin lobte, die Solothurner Filmtage hätten sich in den letzten 40 Jahren zu einem unumgänglichen Treffen für Kinoliebhaber, Vertreter der Filmindustrie sowie auch für Kulturminister entwickelt.

Das immer zahlreicher herbeiströmende Publikum, das grosse Medienecho und die Verleihung des Schweizer Filmpreises seien genug Hinweise darauf, dass Solothurn noch lange Zeit eines der wichtigsten Ereignisse im Schweizer Kinojahr bleiben werde, so der Kulturminister.

Filmtage tragen Schweizer Film in die Kinos

Die Filmtage hätten mit dazu beigetragen, dass der Schweizer Film den Weg in die Kinosäle und zu einem breiteren Publikum gefunden habe. Das Kino sei wie vor 40 Jahren immer noch oder wieder eine der beliebtesten künstlerischen Ausdrucksformen bei den Schweizerinnen und Schweizern.

Der Schweizer Film sei zudem erfolgreich; sogar im Ausland mehrten sich die Erfolge, und die Zahl der an ausländischen Festivals gezeigten Schweizer Filme sei noch nie so gross gewesen.

Staatliche Kulturförderung ja, aber…

Staatliche Kulturförderung sei notwendig, müsse aber diskret bleiben. “Die Kultur muss sich in völliger Freiheit entwickeln können”, sagte Couchepin weiter.

Bei der Filmförderung werde sich in kommender Zeit wenig Grundlegendes ändern. Der Rahmen sei vorgegeben und die Branche werde sich daran gewöhnen. Sie müsse den konstanten Geldmangel mit Kreativität aufwiegen.

Mehr Geld für Romands und Tessiner

Der Bund wird die Filmschaffenden in der französischen und italienischen Schweiz zusätzlich unterstützen. Während dreier Jahre fliessen je 600’000 Fr. in den französischen und je 200’000 Fr. in den italienischen Landesteil.

Damit sollen die im Vergleich zur deutschen Schweiz knappen Märkte kompensiert werden.

Allerdings müsse man realistisch bleiben, da das Parlament dem Kino für die Jahre 2004 bis 2005 ein Ausgabenlimit von 95 Mio. Franken gesetzt hat.

Filmförderung am Pranger

Als Eröffnungsfilm wählten die Veranstalter “Die Vogelpredigt oder das Schreien der Mönche” von Clemens Klopfenstein aus, eine unkonventionelle Komödie über zwei Schauspieler und ihren Regisseur mit Polo Hofer, Max Rüdlinger, Mathias Gnädinger und Ursula Andress.

Der Film geht laut den Kritiken hart ins Gericht mit der Schweizer Filmförderung. Er wolle sich den Film anschauen und sich dann selber ein Urteil bilden, sagte Couchepin.

Jahr des Spielfilms

Festivaldirektor Ivo Kummer verzichtet bewusst auf grosse Jubiläumsfeierlichkeiten oder umfangreiche Retrospektiven. Als kleine Rückblende in die Festivalgeschichte werden vor jeder Filmprojektion Ausschnitte aus der Tagesschau oder Kultursendungen mit Bezug auf Solothurn und den Schweizer Film gezeigt.

Entgegen früherer Jahre, in denen der Dokumentarfilm dominierte, spricht Ivo Kummer diesmal von einem “Jahr des Spielfilms”. Nicht weniger als 36 lange Spielfilme werden in Solothurn gezeigt.

Ganz-Retrospektive und Ex-Jugoslawien

Die diesjährige Retrospektive ist dem Schweizer Schauspieler Bruno Ganz gewidmet, der in den unterschiedlichsten Rollen mit seiner Schauspielkunst sowohl die grossen deutschen Bühnen als auch das internationale Kino erobert hat. Ganz ist am Festival selbst auch anwesend.

Gastländer sind dieses Jahr Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Slowenien und Serbien-Montenegro.

Die Filme aus dem ehemaligen Jugoslawien sollen ein Bild von der Situation der Menschen und ihren Visionen zehn Jahre nach dem Kriegsende zeichnen.

swissinfo und Agenturen

Das Parlament hat dem Kino für die Jahre 2004 bis 2007 eine Ausgaben-Obergrenze von 95 Mio. Franken gesetzt.
Seit der Einführung der erfolgsabhängigen Hilfe haben davon besonders die deutschschweizer Produktionen profitiert.
Kulturminister Pascal Couchepin wird nun zusätzlich während der nächsten drei Jahre je 600’000 Fr. an die französische Schweiz und 200’000 Fr. an die italienische Schweiz ausschütten.

Bis am 30. Januar werden an der 40. Ausgabe der Solothurner Filmtage 179 Filme präsentiert.

Davon sind 77 Spielfilme und etwa ebensoviele Dokumentarfilme.

Das Festival hat keinen Wettbewerb, wird aber am Mittwoch den Schweizer Filmpreis 2005 überreichen.

Bis am Sonntag werden rund 40’000 Besucherinnen und Besucher erwartet.

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