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Das Verkehrshaus der Schweiz im Aufbruch

Unbefangener Umgang vor der Kamera: Jugendliche in der "Media-Factory". swissinfo.ch

Für das 50-Jahr-Jubiläum im Jahr 2009 wird das Verkehrshaus in Luzern einer Totalsanierung unterzogen. In diesen Tagen nahmen das neue Empfangsgebäude und eine Medienwerkstatt den Betrieb auf.

Knöpfe drücken, damit technische Prozesse auslösen, beobachten und staunen: Seit jeher faszinieren im Verkehrshaus Luzern nicht nur historische Flugzeuge oder Lokomotiven, sondern auch spielerische Elemente.

Zusammen mit der baulichen Erneuerung und Sanierung weitet das populärste Museum der Schweiz nun seine Spielfelder aus. “Wir verstehen uns als Themenpark der Mobilität und nicht als reines Museum”, sagt Präsident Franz Steinegger.

Die “Media-Factory” ist in Zusammenarbeit mit der SRG SSR idée suisse entstanden. Hier können die Besucherinnen ihre eigenen Radio- oder Fernsehsendungen produzieren, abspeichern, mitnehmen oder per Datenautobahn nach Hause oder ins Klassenzimmer übermitteln. Die Studios und die digitale Vernetzung entsprechen dem aktuellen Stand der Technologie.

“Jugendliche können Moderator spielen oder in die Rolle des Bild-Regisseurs eines Fussballspiels oder eines Popkonzerts steigen”, erklärt der Leiter der Ausstellung, Daniel Schlup. “Dabei merken sie, dass die Welt auf dem Bildschirm nicht ganz komplett ist. Das ist eine wichtige Erkenntnis.”

Platz für die Landung von sechs Helikoptern

Die Totalsanierung des Verkehrshauses soll im kommenden Sommer, rechtzeitig zum 50-Jahr-Jubiläum abgeschlossen sein. Der Begriff “Verkehrshaus” sei schon bei der Eröffnung im Jahr 1959 eine “sympathische Untertreibung” gewesen, hält die Architektin Annette Gigon fest. “Bereits damals bestand die Anlage aus mehreren Ausstellungspavillons und –hallen, nicht nur aus einem Haus.”

1999 gewann das Architekturbüro Gigon und Guyer den 1. Preis im Wettbewerb für den Umbau des Verkehrshauses. Mit dem Abriss der alten Backsteinhallen im Innenhof entsteht eine grosse Freiluftarena, die künftig für Sonderschauen genutzt werden soll. “Da werden gleichzeitig sechs Helikopter landen können. Es wird Platz haben für riesige Schiffe oder für bis zu 450 Autos”, freut sich Direktor Daniel Suter.

Hommage an das Rad

Gleichzeitig mit der Arena wird im Juni 2009 auch die neue Halle zum Thema Strassenverkehr eröffnet. Deren Architektur erinnert an eine Parkgarage oder an eine Werkhalle. Die Autos werden auf Gestellen gestapelt. Ein Roboter wird sie auf Knopfdruck zu den Besuchern hinbringen. “Das ist einmalig auf der Welt”, sagt Suter. “Die Besucher können entscheiden, welches Modell sie sich genauer anschauen wollen.”

Seit wenigen Tagen ist das neue Empfangsgebäude in Betrieb. Die Aussenhülle besteht aus Industrieglas. Dahinter sind in einem Zwischenraum Hunderte von Felgen, Zahnrädern, Turbinen, Propellern und Steuerrädern eingelagert. Je nach Lichteinfall verändert die Fassade ihre Farben und ihr Erscheinungsbild. Annette Gigon bezeichnet “das Sammelsurium aus rezykliertem Altmetall” als “Hommage an das Grundelement der mechanisierten Mobilität”.

Hoher Grad an Eigenfinanzierung

Abgeschlossen sind auch die Sanierungen der Hallen “Luft- und Raumfahrt” und “Schiffbau”. Der Schienenverkehr wurde 2007 anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Gotthardbahn neu gestaltet. Gleichzeitig erhielt das Verkehrshaus eine eigene S-Bahn-Haltestelle.

Im Schnitt besuche jeder Schweizer das Verkehrshaus drei Mal in seinem Leben, glaubt Direktor Suter: “Als Schüler, als Vater und als Grossvater”. Das soll sich nun ändern. Suter will mit Sonderschauen und “permanenten Erneuerungen” trotz der “verschärften Konkurrenz durch andere Museen und Events” eine markante Steigerung der Zuschauerzahlen erreichen.

Der Betrieb des Museums wird vor allem von den Eintritten gedeckt. “Darauf sind wir stolz”, sagt Präsident Steinegger. “Wir sind das günstigste nationale Museum. Mit den öffentlichen Geldern finanzieren wir vor allem die musealen Aufgaben, das heisst, die Sammlung, die Inventarisierung und die Erhaltung der Objekte.”

swissinfo, Andreas Keiser, Luzern

Das nationale Verkehrs- und Kommunikationsmuseum wurde am 1. Juli 1959 eröffnet.

Treibende Kraft waren die Schweizerischen Bundesbahnen und die Schweizerische Post.

Seither ist das Verkehrshaus das meistbesuchte Museum der Schweiz (2007: 875’000 Besucherinnen und Besucher).

Darunter waren rund 60’000 Jugendliche, die mit ihrer Schulklasse nach Luzern kamen und weitere 125’000 Besucher im schulpflichtigen Alter.

1992 ereichte die Besucher-Frequenz mit etwas mehr als 530’000 einen Tiefstand. Seither organisiert das Museum regelmässig thematische Sonderschauen.

1996 wurde das iMax-Filmtheater eröffnet. Heute ist das iMax Luzern das weltweit erste Filmtheater, das die dreidimensionalen Filme digital auf eine 475m2 grosse Leinwand projiziert.

Am 27. Juni 2009 feiert das Verkehrshaus sein 50-jähriges Bestehen.

Zum Jubiläum hat das Verkehrshaus das “Verkehrsbuch der Schweiz” veröffentlicht. Es beinhaltet einen Überblick über die Geschichte des Museums und der Mobilität in der Schweiz.

Prominente Autoren wagen zudem einen Ausblick auf die Mobilität und das Verkehrshaus im Jahr 2059.

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