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DE/Maschinenbau: Stagnation nach herbem Absturz (AF)

FRANKFURT (awp international) – Nach einem verheerenden Einbruch im Vorjahr erwartet der deutsche Maschinen- und Anlagenbau 2010 eine Stagnation “auf niedrigem Niveau”. Im Vorjahr hatte die deutsche Schlüsselbranche den schlimmsten Absturz der Auftragseingänge seit mehr als 50 Jahren erlitten. “Die Maschinenbestellungen fielen so schnell und drastisch wie noch nie seit Beginn der VDMA- Auftragseingangsstatistik 1958. 2009 kam es für uns knüppeldick”, sagte der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Manfred Wittenstein, am Mittwoch in Frankfurt.
Im Gesamtjahr lagen die Bestellungen im Maschinenbau um 38 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Das Produktionsvolumen sank um knapp ein Viertel auf 151 Milliarden Euro, der Umsatz ging nominal um 23,1 Prozent auf 160 Milliarden Euro zurück.
NUR CHINA KONNTE 2009 WACHSEN
Die Krise traf die Maschinenbauer in aller Welt. Nach VDMA- Schätzung brachen die Umsätze der Branche weltweit im vergangenen Jahr um ein knappes Fünftel ein. In Westeuropa schätzt der Verband das Minus auf 25 Prozent, in Japan auf 40 Prozent und in den USA auf 20 Prozent. Allein China konnte dank staatlicher Investitionsprojekte um 10 Prozent wachsen. Mit einem Ausfuhrplus von 4,2 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro bis November 2009 wurde das Reich der Mitte auch schneller als erwartet vor den USA das wichtigste Exportland der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer.
Eine Prognose für die Absatzentwicklung 2010 in China gab der Verband nicht. “China einzuschätzen ist unmöglich”, betonte VDMA- Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Das hänge auch von den geförderten Projekten in China ab: “Das Land wird aber unser wichtigster Exportmarkt bleiben.”
Die rund 20.000 deutschen Unternehmen bauten 2009 etwa 34.000 Stellen ab. Damit gingen dank Kurzarbeit weitaus weniger als die zu Jahresbeginn vom VDMA befürchteten 60.000 Jobs verloren. “Die Unternehmen hielten ihre Mitarbeiter auf Biegen und Brechen”, betonte Wittenstein. Zum Jahresende beschäftigte die Branche 920.000 Mitarbeiter. 2010 müssen zahlreiche Maschinenbauer weiter Personal abbauen, sagte Wittenstein. Eine Prognose wagte er nicht. Ende September 2009 arbeiteten im Maschinenbau rund 220.000 Menschen kurz.
TALFAHRT BEI AUFTRÄGEN GING ZU ENDE
Die Talfahrt im Auftragseingang konnte im Spätsommer 2009 beendet werden. Seither gehe es “mühevoll, in kleinen Schritten und auf niedrigem Niveau” voran. Im Dezember 2009 erzielte die Branche erstmals seit 15 Monaten wieder ein Auftragsplus im Vorjahresvergleich – die Impulse kamen alleine aus dem Ausland mit einem Plus 15 Prozent. Die Bestellungen aus dem Inland sanken hingegen um vier Prozent. Insgesamt lag das Orderplus gegenüber dem sehr schwachen Dezember 2008 bei acht Prozent. “Das darf aber nicht davon ablenken, dass sich die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen nach wie vor auf einem sehr niedrigen Niveau bewegt”, sagte Wittenstein. Das Bestellniveau vom Dezember liege um 20 Prozent unter dem Schnitt des Zeitraums 2004 bis 2008.
Für die kommenden Monate bleibt der Verband skeptisch. “Die deutsche Maschinenproduktion wird nach unserer Einschätzung in den ersten Monaten des Jahres 2010 ihr Vorjahresniveau teils noch deutlich verfehlen”, sagte Wittenstein. Später im Jahr könne es der wichtigen deutschen Industriesparte wieder gelingen, Plusraten zu erzielen: “Unsere Produktionsprognose 2010 lautet also unverändert: Null Prozent Wachstum.” /hs/stb/DP/she

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