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Demag Cranes will wieder an Boomzeiten anknüpfen (AF)

DÜSSELDORF (awp international) – Der Kranbauer Demag Cranes hat nach einem überraschend starken Schlussquartal die Krise im Grossen und Ganzen für sich abgehakt und will in zwei Jahren wieder an das Umsatzniveau des Boomjahres 2007/2008 anschliessen. «Auf Basis der deutlich abgesenkten Kostenstruktur und einer fortschreitenden Internationalisierung setzen wir auf signifikantes Umsatz- und Ergebniswachstum in den nächsten Geschäftsjahren», sagte Vorstandschef Aloysius Rauen am Dienstag in Düsseldorf auf der Bilanzpressekonferenz. Das Plus solle vor allem aus den Schwellenländern kommen.
Die Aktionäre profitieren vom kräftigen Gewinnplus im Geschäftsjahr 2009/2010 (per Ende September) und sollen eine Dividende von 60 Cent je Aktie bekommen, nachdem sie noch im krisengeprägten Vorjahr leer ausgegangen waren. An der Börse reagierte die Aktie bis zum Mittag kaum auf das Zahlenwerk. Ein Analyst sprach von einem enttäuschendem Ausblick, gab aber zu Bedenken, dass das Management normalerweise konservativ nach vorne schaue. Am Mittag notierte die Papiere nahezu unverändert.
AUSBLICK BIS 2013
Für das jüngst angelaufene Geschäftsjahr 2010/2011 prognostiziert Demag einen Umsatz in der Bandbreite von 970 Millionen bis 1 Milliarde Euro. Spätestens 2012/2013 sollen die Erlöse wieder das Niveau des Rekordjahres 2007/2008 erreichen. Damals konnte der Konzern 1,2 Milliarden Euro erlösen. 2014/2015 soll der Umsatz abermals zulegen. Die Marge auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll 2010/2011 etwas über der von 2009/2010 liegen (5,8 Prozent). Allerdings dürften Entwicklungskosten die Marge mit einem niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag belasten, hiess es weiter. 2012/2013 soll die Marge über zehn Prozent erreichen.
Als Wachstumsregionen hat der Konzern, ebenso wie viele andere Maschinenbauer, die Schwellenländer für sich ausgemacht. In Ländern wie etwa Indien baut Demag Krane für das mittlere Preissegment selbst. Die Strategie sieht vor, die Produkte in den Schwellenländern vor Ort zu entwickeln, zu bauen und zu vertreiben. China ist dabei ein weiterer wichtiger Markt, der laut den Düsseldorfern bei Kränen im mittleren Segment ein jährliches Volumen von 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro hat. Von diesem Kuchen will auch Demag Cranes ein gutes Stück abbekommen. Um dort zu wachsen, kann sich Rauen auch Übernahmen oder Partnerschaften vorstellen.
UMBAU IN DER KRISE
Demag Cranes ist der weltgrösste Hersteller von Hafenmobilkränen, die Container an Land bewegen. Die Flaute der weltweiten Hafen- und Schiffslogistik in der Wirtschaftskrise machte diesem Geschäft sehr zu schaffen. Zudem gehört das Unternehmen als Maschinenbauer zu denjenigen, die erst spät von einem Anziehen der Konjunktur profitieren. In der Folge baute der Konzern Stellen ab und sich selbst um: Doppelstrukturen ging es an den Kragen und 750 Stellen wurden gestrichen. Seit diesem Sommer geht es wieder bergauf.
Im vierten Quartal des vergangenen Geschäftsjahrs kamen in allen Sparten im Vergleich zum Vorjahr mehr Aufträge herein. Zudem schrieben alle drei Segmente, Industriekräne, Hafenkräne und Service schwarze Zahlen. Besonders viele neue Bestellungen konnte Demag Cranes für seine Hafenmobilkräne in die Bücher nehmen. Hier kletterten die Order um mehr als ein Drittel. Das ohnehin robuste Geschäft mit Wartung und Service konnte leicht zulegen, war aber zuvor auch am wenigsten von der Krise betroffen.
UMSATZ UNTER VORJAHR
Der Umsatz lag im Gesamtjahr, wie erwartet, unter dem Vorjahr. Hier macht sich die Auftragsflaute des Vorjahres bemerkbar. Viele der Kräne brauchen sechs Monate und länger bis sie fertig gebaut sind und Umsatz für den Konzern bringen. Seine Ziele für das Gesamtjahr von rund 900 Millionen Euro für den Umsatz und 45 bis 50 Millionen Euro für den operativen Gewinn übertraf der Konzern ebenso wie die Erwartungen der von dpa-AFX befragten Analysten für das Schlussquartal.
Zwischen Juli und September gingen Bestellungen im Wert von 267,6 Millionen Euro ein ? deutlich mehr als im Vorjahr. Der Umsatz lag mit 290,2 Millionen Euro ebenfalls über dem Vorjahr. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbesserte sich von 12,4 Millionen Euro auf 24,4 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben 14,7 Millionen Euro./stb/dct/tw
— Von Stefan Bauer, dpa-AFX —

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