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Deutsche Bank steht in USA wegen Hypothekengeschäften am Pranger

WASHINGTON/NEW YORK (awp international) – Die Deutsche Bank muss sich in den USA heftige Kritik an ihren Hypothekengeschäften gefallen lassen. Ein Ausschuss des Senats wirft dem Frankfurter Geldhaus vor, mit seinem Verhalten die Finanzkrise befeuert zu haben. Konkret soll die Deutsche Bank wissentlich dabei mitgemacht haben, problematische Hauskredite zu Wertpapieren zu bündeln und an Investoren zu verkaufen. Derlei Schrottpapiere brachten die gesamte Finanzwelt ab dem Jahr 2007 ins Wanken.
Der Ausschuss legte am Mittwochabend (Ortszeit) in Washington seinen Abschlussbericht aus zwei Jahren Arbeit vor. Neben der Deutschen Bank gerieten auch andere Institute und die Rating-Agenturen in die Schusslinie, allen voran die US-Investmentbank Goldman Sachs . “Bei unseren Untersuchungen sind wir auf eine Schlangengrube voller Gier, Interessenkonflikten und Missetaten gestossen”, sagte der Ausschussvorsitzende Carl Levin. Gleichzeitig warf er den Aufsichtsbehörden und einzelnen Politikern Versagen vor.
Im Falle der Deutschen Bank verweist der 639 Seiten lange Bericht auf Äusserungen eines hochrangigen Händlers, der bankintern schon früh vor den Risiken auf dem Hypothekenmarkt gewarnt habe. Der Mann sprach demnach von “Mist”, der auf dem Markt sei, und von einem “Schneeballsystem”. Allerdings, das räumt der Bericht ein, habe es unterschiedliche Auffassungen innerhalb des Hauses gegeben und die Deutsche Bank habe letztlich selbst fast 4,5 Milliarden Dollar verloren.
Dagegen gilt Goldman Sachs als Nutzniesser der Finanzkrise. “Als Goldman Sachs erkannte, dass der Hypothekenmarkt am Kippen war, haben sie Anstrengungen unternommen, um von dem Einbruch auf Kosten ihrer Klienten zu profitieren”, erklärte der Ausschuss. Senator Levin hatte sich bereits im April vergangenen Jahres bei einer Anhörung mit Bankchef Lloyd Blankfein angelegt. Levin hatte Blankfeins Haus wiederholt “dreckige Geschäfte” unterstellt.
“Obwohl wir beim Grossteil des Berichts anderer Meinung sind, nehmen wir die Themen, die der Ausschuss aufgegriffen hat, sehr ernst”, sagte ein Banksprecher. Goldman Sachs hatte im vergangenen Jahr 550 Millionen Dollar gezahlt, um Vorwürfe aus der Welt zu schaffen, die Bank habe Investoren bei einem Geschäft mit Hypothekenpapieren übers Ohr gehauen. Die Bank räumte ein, die Investoren unzureichend informiert zu haben, und verordnete sich ein neues Regelwerk./das/DP/chs

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