Deutschschweizer Schüler übertrumpfen Romands und Tessiner in Mathe
(Keystone-SDA) Zahlenspiele scheinen Deutschschweizer Schülern besser zu behagen als ihren Kollegen aus der Romandie und dem Tessin: Nach einer kantonalen Auswertung der PISA-Studie 2012 trumpfen die deutschsprachigen Schüler in der Mathematik und den Naturwissenschaften auf.
In der dritten Disziplin, dem Lesen, liegen dagegen die Westschweizer Schüler obenauf. Dies zeigen Zahlen von elf Kantonen, welche die im Dezember 2013 publizierte PISA-Studie spezifisch ausgewertet haben. Sie erlauben einen Vergleich zwischen den drei Sprachregionen in der Schweiz.
Auffällig ist, dass die italienischsprachigen Schüler verglichen mit ihren deutsch- und französischsprachigen Mitstreitern am schlechtesten abschneiden. Laut der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) bildet das Tessin beim Lesen das Schlusslicht, bei den Disziplinen Mathematik und Naturwissenschaften belegen die Schüler von den untersuchten Kantonen den drittletzten Platz.
Das Tessiner Departement für Bildung sieht die Ergebnisse als Ansporn für Reformen im Bildungssektor, wie es am Dienstag erklärte. Im Vergleich zu den PISA-Ergebnissen von 2009 sind die Abstände zu den anderen beiden Sprachgemeinden unverändert gross geblieben. Seit die Studie 2000 das erste Mal erstellt wurde, sehe man aber deutliche Verbesserung in allen Bereichen.
Über OECD-Durchschnitt
Auch die Romandie hinkt der Deutschschweiz bei den PISA-Ergebnissen hinterher. Mit durchschnittlich 523 Punkten in Mathematik liegen die Westschweizer Kantone unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt (531 Punkte). Verglichen mit den OECD-Ländern (494 Punkte) ist das Ergebnis aber immer noch gut, wie die der Konferenz der Bildungsdirektoren der französischen und italienischen Schweiz (CIIP) mitteilte.
Zwischen den einzelnen Kantonen gibt es teils grosse Unterschiede. So erzielt der Kanton Freiburg mit 550 Punkten ein signifikant besseres Ergebnisse in Mathematik als die anderen Westschweizer Kantone. Neuenburger und Genfer Schüler kamen nur auf 502 Punkte.
Im Allgemeinen wird das Leseniveau in der Westschweiz gleich hoch oder etwas höher eingestuft als die Leistung bei der Naturwissenschaft. Damit setzt sich der Trend der vorherigen PISA-Studie im Jahr 2009 laut CIIP fort.
Durchschnittliche Berner Schüler
Die Unterschiede zwischen den Sprachregionen sind auch im Kanton Bern zu beobachten. Die deutschsprachigen Berner Schüler sind in Mathematik, im Lesen und in den Naturwissenschaften gut bis sehr gut. Damit liegen sie gemäss der PISA-Erhebung im schweizweiten Durchschnitt, doch vor ihren Kameraden im französischsprachigen Kantonsteil.
Wesentlich verbessert haben sich die Leistungen der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, wie die bernische Erziehungsdirektion mitteilte.
Die Wahl des Schultyps – Real-, Sekundarschule oder Gymnasium – hängt stark vom wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Umfeld der Eltern ab, wie die Erhebung zeigt.
Weiter geht aus der Erhebung hervor, dass sich Mädchen in der Mathematik verbessert haben. Entgegen der landläufigen Meinung weisen sie nur noch einen unbedeutenden Leistungsrückstand auf die Knaben auf. Dennoch haben Mädchen häufiger Angst vor Mathe, wie aus der Mitteilung hervorgeht.
St. Galler Musterschüler
Obenauf schwingen die Schülerinnen und Schüler aus den Kantonen St. Gallen. In der Mathematik und in den Naturwissenschaften erbringen sie überdurchschnittliche Leistungen.
Ihre Kompetenz im Lesen unterscheide sich nicht signifikant vom nationalen Durchschnitt, heisst es in der Mitteilung der St. Galler Staatskanzlei. Beim Lesen zeige sich ein geschlechterbedingter Leistungsunterschied zugunsten der Mädchen, der allerdings auch im gesamtschweizerischen Vergleich bestehe.
In fast allen Fachbereichen erbringen im Kanton St. Gallen vergleichsweise viele Jugendliche Spitzenleistungen. Die Zahl der leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler ist im Kanton St. Gallen ähnlich gross wie in der übrigen Schweiz.
Asiatische Schüler an der Spitze
In der Schweiz wurden für die fünfte PISA-Studie über 11’000 Jugendliche im Alter von 15 Jahren getestet. Dazu kamen rund 9000 Jugendliche aus den kantonalen Stichproben.
Unangefochtene Spitzenreiter im Vergleich der Schüler aus 65 Ländern waren auch dieses Mal jene aus Asien. Die zu China gehörende Hafenstadt Shanghai, der Stadtstaat Singapur sowie die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong belegten in allen Kategorien die drei ersten Plätze.