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Die Börsenbaisse setzt der AHV zu

Am kommenden Montag wird im Nationalrat die 11. AHV-Revision und die Volksinitiative "für ein flexibles Rentenalter" behandelt. Keystone

Der Gewinn der Alters- und Hinterlassenen-Versicherung (AHV) hat sich im letzten Jahr fast halbiert. Die schwierigen Verhältnisse an den Finanzmärkten haben zu erheblichen Buchverlusten geführt.

Trotzdem hat die AHV 2007 mit einem Betriebsgewinn von 1,5 Milliarden Franken abgeschlossen. Dagegen schrieb die Invalidenversicherung einmal mehr tiefrote Zahlen.

Die schwierigen Marktverhältnisse hätten im zweiten Semester zu erheblichen Buchverlusten geführt, teilte der Ausgleichsfonds der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) am Dienstag mit. Der ordentliche Gewinn der AHV ging deshalb von 2,7 Mrd. Franken im Jahr 2006 auf 1,5 Mrd. im letzten Jahr zurück.

Der Gewinn der AHV aus der Versicherungstätigkeit blieb mit rund 1,2 Mrd. Franken gegenüber 2006 konstant.

Wegen der Kursverluste an der Börse wurde aus dem Anlageerfolg von rund 1,3 Mrd. Franken im Jahr 2006 jedoch ein Verlust von 2 Mio. Franken. Zusammen mit Zinsgewinnen ergab dies den ordentlichen Betriebsgewinn von 1,5 Mrd. Franken.

Weiter Milliardenverluste für IV

Die Invalidenversicherung (IV) fuhr demgegenüber erneut einen ordentlichen Betriebsverlust von 1,59 Mrd. Franken ein. 2006 waren es 1,56 Mrd. Franken gewesen. Der Grund für die Steigerung waren höhere Zinsen auf dem Verlustvortrag.

Dieser Verlustvortag – und damit auch die Zinsen darauf – wird auch kommendes Jahr wieder steigen, und zwar um 2,081 Mrd. Franken. Zum ordentlichen Verlust von 1,59 Mrd. Franken gesellt sich nämlich ein ausserordentlicher Verlust von 491 Mio. im Zusammenhang mit dem Neuen Finanzausgleich.

Damit erhöht sich der Gesamtverlust der IV von 1,59 Mrd. auf 2,08 Mrd. Franken. Um diesen Betrag steigt der Verlustvortrag der IV an und erreicht damit neu 11,41 Mrd. Franken.

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AHV

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Alters- und Hinterlassenen-Versicherung (AHV) ist eine Grundversicherung, die den Existenzbedarf garantiert für Rentnerinnen und Rentner ab 65 Jahren, Waisen, Witwen und Hilflose. Sie ist obligatorisch und wird zu rund 80% von Beiträgen der Erwerbstätigen und Arbeitgeber finanziert. Den Rest übernehmen der Bund und die Kantone.

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EO erleidet ebenfalls Kursverluste

Mit einem Betriebsverlust von 397 Mio. Franken schliesst die Erwerbsersatzordnung (EO) das Jahr 2007 ab. Auch hier spielten Anlageverluste eine wichtige Rolle: Die entsprechenden Einnahmen gingen von 117 Mio. Franken im Jahr 2006 auf 10 Mio. Franken zurück.

Darüber hinaus sei die Betriebsrechnung der EO durch einen im Vergleich mit den Beiträgen deutlich höheren Aufwand gekennzeichnet, schreibt der Ausgleichsfonds weiter. Dies sei die Folge der Erweiterung der Versicherung durch Taggelder bei Mutterschaft.

Aufwand höher als Einnahmen

Insgesamt hätten die Beiträge, Steueranteile und Einnahmen aus Regress aller drei Sozialwerke in der Höhe von 45,73 Mrd. Franken erneut nicht ausgereicht, um den Aufwand von 46,23 Mrd. Franken zu decken, heisst es weiter. Dem Vermögen von AHV und EO seien deshalb 496 Mio. Franken entnommen worden, um die ausbezahlten Leistungen von IV und EO zu finanzieren.

Die Anlageerfolge für die drei Sozialwerke fielen mit insgesamt rund 8 Mio. Franken äusserst enttäuschend aus. In den letzten vier Jahren hatten jeweils Erfolge von deutlich mehr als einer Milliarde resultiert. 2006 waren es 1,4 Mrd. gewesen.

swissinfo und Agenturen

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Invaliden-Versicherung

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Invalidenversicherung (IV) ist eine obligatorische Versicherung. Sie sichert den Versicherten die Existenzgrundlage, wenn sie invalid werden. Dies geschieht mittels Eingliederungsmassnahmen oder Geldleistungen. Die IV subventioniert auch speziell eingerichtete Institutionen. Die Versicherung wird zu rund 40% von Beiträgen der Erwerbstätigen und Arbeitgeber finanziert. Der Rest stammt aus öffentlichen Geldern.

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Am nächsten Montag befasst sich der Nationalrat mit der 11. AHV-Revision und der Volksinititiative “für ein flexibles Rentenalter”.

Die 11. AHV-Revision will unter anderem das Frauen-Rentenalter erhöhen. Allerdings steht das Vorhaben auf der Kippe. Die Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) will neuerdings nichts mehr wissen von dieser Revision. Damit riskiert diese, an den Bundesrat zurückgeschickt zu werden.

Die Christlichdemokratische Partei (CVP) widersetzt sich der FDP: Sie will die 11. AHV-Revision in der vorliegenden Form unter Dach und Fach bringen. Die
Grünen fordern dagegen 800 Millionen Franken für die Finanzierung
eines flexiblen Rentenalters für tiefe Einkommen.

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund nimmt die Publikation der AHV-Zahlen zum Anlass, für seine Initiative zu werben. Die Zahlen zeigten, dass sich die Schweiz ein flexibles Rentenalter ab 62 leisten könne. Im letzten Jahr habe die AHV statt des budgetierten Milliardenverlustes erneut Gewinn gemacht.

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