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Die Geschichte des Bahnunternehmens in Pratteln

Vier Jahre nach der Rettungsaktion für das damalige Adtranz-Werk in Pratteln BL scheint das Schicksal des dortigen Bahnunternehmens besiegelt.

Hier ein Überblick über die fast 60- jährige Geschichte des Waggonwerkes.

1945: Schindler Waggon wird in Pratteln BL als Teil des im Aufzugsbereich tätigen Schindler-Konzerns gegründet.

1987: Übernahme des Waggonbaus der Flugzeugwerke Altenrhein SG.

1. Januar 1996: ABB Asea Brown Boveri und Daimler-Benz gründen ihr gemeinsames Bahnunternehmen Adtranz. Dieses wird weltgrösster Anbieter von Schienenverkehrstechnik und arbeitet mit Schindler Waggons zusammen.

3. September 1997: Adtranz Schweiz übernimmt das Waggon- Geschäft von Schindler in Pratteln mit seinen über 900 Angestellten. Der Standort Altenrhein SG wird verselbstständigt.

Mai 1998: Adtranz kauft das Bahngeschäft der zur Sulzer gehörenden SLM (“Loki Winterthur”).

20. Januar 1999: ABB steigt bei der verlustträchtigen Adtranz aus. Daimler-Chrysler übernimmt für umgerechnet 646 Mio. Franken die gemeinsame Bahntochter ganz.

12. November 1999: Adtranz gibt bekannt, seine beiden Standorte Pratteln und Zürich-Oerlikon zu schliessen, 700 Stellen sollen verloren gehen. Der Entscheid führt zu heftigen Protesten in der Schweiz, im Nationalrat wenden sich Bürgerliche und Volkswirtschaftsminister Pascal Couchepin gegen SP-Forderungen nach staatlichen Rettungsmassnahmen.

17. Mai 2000: Die Adtranz gründet eine Nachfolgegesellschaft für das Werk Pratteln, die “RailTech AG” (später Railcor).

4. Aug. 2000: DaimlerChrysler verkauft Adtranz für umgerechnet 1,21 Mrd. Fr. an die 1942 gegründete kanadische Bombardier-Gruppe. Diese ist in der Schweiz seit 1998 vertreten. Sie übernahm die Vevey Technologies (ehemals Ateliers Mécaniques de Vevey) am Genfersee.

1. Mai 2000: Nach Zustimmung der EU-Kommission wird die Übernahme von Adtranz durch Bombardier perfekt. Dadurch entsteht der grösste Schienentechnikkonzern der Welt mit insgesamt mit 37’000 Beschäftigten.

13. Nov. 2000: Bombardier strukturiert sein Europa-Geschäft neu. Standorte in Ostdeutschland und Grossbritannien werden geschlossen. Pratteln (Railcor) wie auch Villeneuve VD werden dagegen voll in den Konzern integriert.

5. Juli 2002: Bombardier und DaimlerChrysler streiten über den Wert der Adtranz. Bombardier fordert Schadenersatz von einer Milliarde Euro.

27. Sept. 2002: Die Stadler AG in Bussnang TG erhält von der SBB den Auftrag zum Bau von 42 Niederflurpendelzügen des Typs “Flirt”, Bombardier geht leer aus.

Oktober 2003: Bombardier gibt die Schliessung von mindestens 6 seiner 37 Werke in Europa bekannt – dies nach einem Verlust von über 600 Mio. Franken im Geschäftsjahr 2002/2003.

17. März 2004: Bombardier schliesst in Europa sieben Werke und baut weltweit 6600 Stellen ab. Pratteln soll bis Ende 2005 geschlossen werden. 580 Arbeitsplätze gehen in der Schweiz verloren.

swissinfo und Agentur

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