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Die Schweiz brilliert an den Wissenschafts-Olympiaden

Die Gewinner Gabriele Gut, Manuela Binggeli, Adeline Colussi, Miriam Luginbühl (v.r.n.l.) freuen sich über die Olympiade-Medaille.

Vor den Olympischen Spielen in Peking wurde an den Wissenschafts-Olympiaden in den Disziplinen Chemie, Physik, Mathematik, Informatik und Biologie um Medaillen gekämpft. An der internationalen Biologie-Olympiade in Mumbai holten alle vier Schweizer Teilnehmer Edelmetall.

“Die Prüfungs-Woche war stressig, doch danach reisten wir in Kerala umher und besuchten verschiedene Nationalparks”, sagt Adeline Colussi, die an der internationalen Biologie-Olympiade in Mumbai teilnahm.

Sie habe in Indien viele Leute wieder getroffen, die sie bei der letzten Biologie-Olympiade in Kanada kennengelernt habe – und einen Haufen neuer Freundschaften geschlossen.

Die Walliserin war bereits zum zweiten Mal an der internationalen Biologie-Olympiade dabei. Während sie letztes Jahr leer ausging, kam sie dieses Jahr mit einer Silbermedaille im Gepäck nach Hause.

Auch die anderen drei Schweizer Teilnehmer waren erfolgreich: Die beiden Bernerinnen Miriam Luginbühl und Manuela Binggeli sowie der Aargauer Gabriele Gut holten je eine Bronzemedaille.

Gute Bilanz

“Dieses Jahr haben wir so viele Medaillen geholt wie in den letzten neun Jahren zusammen”, sagt Daniel Wegmann, Präsident der Schweizer Biologie-Olympiade (SBO).

“Die Schweiz steht im europäischen Durchschnitt gut da”, betont Claudia Appenzeller, Geschäftsführerin des Verbands Schweizer Wissenschafts-Olympiaden (VSWO). Doch die Konkurrenz aus Asien, wo die Schüler stärker getrimmt würden, sei sehr gross. “Korea, Vietnam und China holten lauter Goldmedaillen – in diesen Ländern ist eine Medaille eine Lebensversicherung”, so Appenzeller.

Die Bilanz der Schweizer Teams fällt nicht nur in Biologie, sondern auch in anderen Fächern positiv aus: Silber und Bronze sowie zwei honorable Erwähnungen an der 49. Mathematik-Olympiade in Madrid; eine Bronzemedaille an den 40. Chemie-Olympiade in Budapest und fünf Erwähnungen an der 41. Physik-Olympiade in Hanoi.

Auch für die 20. Informatik-Olympiade, die vom 16. bis 23. August in Kairo stattfindet, ist Appenzeller zuversichtlich: “Das Schweizer Team ist sehr stark.”

Schweizer sind gut vorbereitet

Dieses Jahr war bei den Prüfungen weniger theoretisches Wissen, sondern vielmehr logisches und analytisches Denken gefragt. Gemäss Appenzeller sind die Schweizer Schülerinnen und Schüler gut darauf vorbereitet.

Auch Adeline Colussi war gut vorbereitet: “Zuerst tappte ich im Dunkeln, doch nachdem ich einen Vorbereitungskurs besucht hatte, spürte ich Lust weiterzumachen”, sagt sie. Während in den anderen Ländern die Vorbereitung für die Wissenschafts-Olympiaden von Staat und Universitätsprofessoren übernommen würde, kümmerten sich in der Schweiz Studenten um die Teilnehmer. “Das ist viel motivierender”, so Colussi.

Adeline sei sehr motiviert, bestätigt ihre Mutter, Chantal Balet Colussi. “Doch der Erfolg kommt nicht von nichts.” Adeline habe viel gearbeitet und gar ihre Ferien für die internationale Biologie-Olympiade geopfert.

Einige Teilnehmer würden sich sogar in verschiedenen Disziplinen für die Wissenschafts-Olympiaden einschreiben, sagt Appenzeller. “Es sind nicht einfach Hochbegabte, doch sie bilden ganz klar eine Elite.”

Unterstützung der Schule wichtig

Die Schulen selbst spielen für die Förderung der Wissenschafts-Olympiaden eine wichtige Rolle. Die Liste der Teilnehmer zeigt, dass sich oft mehrere Schüler der gleichen Schule eingeschrieben haben.

Es seien die Lehrer, die Prüfungsbogen für die Vorselektion erhalten. Doch nicht alle Lehrer würden ihre Schüler über die Wissenschafts-Olympiaden informieren, sagt Colussi.

Das gute Abschneiden der Schweizer Teilnehmer ist jedoch gute Werbung. Gemäss Colussi seien die Wissenschafts-Olympiaden nun auch bei anderen Lehrern und Schülern ein Thema.

Nachwuchsförderung

Die Wissenschafts-Olympiaden ermöglichen es den Jungen nicht nur, weltweit Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen, sondern auch die beruflichen Wünsche zu konkretisieren.

Daniel Wegmann setzt auf die Förderung des “wissenschaftlichen Denkens” in der Hoffnung, dass die Teilnehmer die Forscher von morgen werden.

Die Prüfungen werden von ehemaligen Teilnehmern durchgeführt – unentgeltlich versteht sich. Auch Colussi, die diesen Herbst ihr Studium in Zellbiologie beginnt, will sich in Zukunft für die Olympiade engagieren. Während der Rückreise in die Schweiz hat ihr Team bereits Fragen für die nächsten Teilnehmer zusammen gestellt.

swissinfo, Isabelle Eichenberger
(Übertragung aus dem Französischen: Corinne Buchser)

Die Wissenschafts-Olympiaden gehen auf Schülerwettbewerbe in Zentraleuropa zurück. Namentlich dank der Ermutigung der Unesco nehmen heute über 200 Jugendliche aus rund 80 Ländern daran teil.

Die internationale Mathematik-Olympiade fand erstmals 1959 statt (1991 in der Schweiz), die Physik-Olympiade 1967 (1995 in der Schweiz), die Chemie-Olympiade 1968 (1987 in der Schweiz), die Informatik-Olympiade 1989 (1992 in der Schweiz) und die Biologie-Olympiade 1990 (2000 in der Schweiz).

Bei den Prüfungen wird praktisches und theoretisches Wissen getestet. Wie an den Olympischen Spielen gibt es Gold-, Silber- und Bronzemedaillen zu gewinnen.

An den Wissenschafts-Olympiaden teilnehmen kann, wer unter 20 Jahren ist und eine Mittelschule besucht.

Bei einer ersten Prüfung qualifizieren sich die Besten ihrer Disziplin für ein einwöchiges Vorbereitungs-Lager. Danach wird entschieden, wer an die Wissenschafts-Olympiaden reist.

Sie finden jeden Sommer in einem anderen Land statt.

An der 18. internationalen Biologie-Olympiade, die vom 13. bis zum 20. Juli 2008 in Mumbai stattfand, haben über 200 Jugendliche aus 55 Ländern teilgenommen. Die vier Schweizer Teilnehmer holten eine Silber- und drei Bronzemedaillen.

49. Mathematik-Olympiade in Madrid (10. bis 22. Juli): Die sechs Teilnehmer erhalten Silber und Bronze sowie zwei honorable Mentionen.

40. Chemie-Olympiade in Budapest (12. bis 21. Juli): Bronzemedaille.

41. Physik-Olympiade in Hanoi (20. bis 29. Juli): Die fünf Teilnehmer erhalten fünf honorable Mentionen.

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