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Die Schweiz kann stolz sein

Porträt-Plakate von Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey und Prinz Norodom Sihamoni in Kambodscha. (swissinfo)

Die Schweizer Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey hat während ihres offiziellen Besuchs in Kambodscha zwei wichtige humanitäre Projekte besucht und gewürdigt.

Die Spitäler von Beat Richner und die Aufnahmezentren von Piergiorgio und Simonetta Tami sind für Millionen von Menschen überlebenswichtig und tragen erheblich zum guten Image der Schweiz in dem Land bei.

Die Bundespräsidentin traf sich in der Hauptstadt Phnom Penh mit Ministerpräsident Hun Sen und seinem Stellvertreter, wobei ein bilaterales Luftfahrtabkommen unterzeichnet wurde.

Weiter kam sie mit König Norodom Sihamoni zusammen, der Micheline Calmy-Rey stilvoll in seinem Palast empfing. Dabei wurden Wirtschafts- und Entwicklungsfragen erörtert.

Von Hilfsprojekten zu Institutionen

Einen grossen Teil ihres Aufenthaltes in Kambodscha widmete die Bundespräsidentin dem Besuch einiger Schweizer Hilfsprojekte, die mittlerweile zu eigentlichen lokalen Institutionen geworden sind.

Namentlich eines der Spitäler des Schweizer Arztes und Cellisten Beat Richner in Kantha Bopha und ein Aufnahme- und Ausbildungszentrum der Hagar-Stiftung, vom Tessiner Ehepaar Tami gegründet und aufgebaut.

“Ich bin stolz auf derart wertvolle Projekte, die für eine starke humanitäre Bindung zwischen der Schweiz und Kambodscha sprechen und für das gute Image unseres Landes hier verantwortlich sind”, sagte Calmy-Rey an einem kurzen Treffen mit Medienvertretern.

Bekräftigtes Vertrauen

Die vier Spitäler in Kantha Bopha von Beat Richner, die er vor allem mit privaten Schweizer Spenden sowie mit Bundesunterstützung (3 Mio. Franken im Jahr) errichten konnte, haben sich mittlerweile zu einer tragenden Säule des kambodschanischen Gesundheitswesens entwickelt.

Ungefähr 170 Mitarbeitende, 850 Betten (die Zahl kann sich in Notfällen verdoppeln, wenn zwei Patienten in einem Bett liegen) und die Behandlung von rund 85 Prozent aller kranken Kinder in Kambodscha.

Höherer Bundesbeitrag erwünscht

Die Bundespräsidentin besuchte das jüngste dieser Spitäler, Kantha Bopha 4, das am 29. Dezember 2005 eingeweiht worden war. “Meine Präsenz und unsere finanzielle Unterstützung beweisen unsere Wertschätzung für Ihre Arbeit”, erklärte Calmy-Rey vor dem Spitalpersonal.

“Diese Worte freuen mich”, sagte Beat Richner gegenüber swissinfo. Allerdings wünscht er sich einen höheren Beitrag des Bundes, nämlich rund 7,5 Mio. Franken. Dass die Bundespräsidentin das Spital besucht habe, sei für die Spender in der Schweiz wichtig, “ein Vertrauensbeweis”, so Richner.

“Für die Frau, die leidet”

Vor ihrer Abreise nach Siem Raep, wo ein Schweizer Expertenteam bei der Restauration eines der Tempel der antiken Khmer-Zitadelle von Angkor mitgearbeitet hat, besuchte die Bundespräsidentin zwei Zentren der Hagar-Stiftung (“Für die Frau, die leidet”), die 1994 von Piergiorgio Tami und seiner Frau Simonetta gegründet worden war.

“In Kambodscha ist die häusliche Gewalt gegen Frauen weit verbreitet. Geschlagen oder aus dem Haus geworfen landen viele Frauen mit ihren Kindern auf der Strasse, ohne Möglichkeit auf ein neues Leben”, sagt Piergiorgio Tami gegenüber swissinfo.

Tami und seine Frau wurden kürzlich mit dem Preis der Stiftung Brandenberger (eine Art Schweizer “Nobelpreis”) ausgezeichnet für ihre Aktivitäten in Kambodscha und als soziale Unternehmer im Jahr 2005.

Neubeginn des Lebens

“Wir helfen diesen Frauen für einen Neubeginn ihres Lebens. Wir geben ihnen ein Dach über dem Kopf und integrieren sie dank neuer Ausbildungsmöglichkeiten sozial und wirtschaftlich wieder in die Gesellschaft”, so Tami.

Auch hier würdigte Calmy-Rey die Arbeit des Projektgründer-Ehepaars Tami und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

“Spenden haben wir bisher fast nur aus dem Kanton Tessin erhalten, erklärt Piergiorgio Tami. “Wir hoffen, dass der Besuch der Bundespräsidentin dazu beiträgt, unser Projekt auch in der übrigen Schweiz bekannt zu machen.”

swissinfo, Marzio Pescia, Phnom Penh
(Übertragung aus dem Italienischen: Jean-Michel Berthoud)

Beat Richner hat in Kambodscha vier Kinderspitäler aufgebaut (Jahresbudget: 20,5 Mio. Fr.).
Jedes Jahr werden dort rund 800’000 Kinder gratis untersucht.
Das Projekt Hagar der Familie Tami hilft gewaltversehrten oder verlassenen Frauen und Kindern.
Seit 1994 hat Hagar 100’000 Frauen unterstützt und ausgebildet.

Micheline Calmy-Rey wurde von den kambodschanischen Behörden mit grossem Pomp empfangen.

Der internationale Flughafen von Phnom Penh war mit zahlreichen Schweizer Flaggen und mit einem Riesenporträt der Bundespräsidentin geschmückt, neben jenem von König Norodom Sihamoni.

Alle Strassen der Hauptstadt, durch welche die Schweizer Delegation fuhr, waren mit Schweizer Fahnen und Plakaten mit Aufschriften wie zum Beispiel “Es lebe die schweizerische Eidgenossenschaft” dekoriert.

Beim Eintritt der Bundespräsidentin in den Königspalast standen Hunderte von festlich bekleideten Studentinnen und Studenten Spalier. Im Innern des Palastes warfen 20 Mädchen Blütenblätter auf den roten Teppich für Calmy-Rey.

Fläche: 181’035 km2
Bewohner: 14 Mio.
BIP pro Kopf: 346 Dollar
Auslandschweizer: 114

Kambodscha war bis 1953 unter französischer Verwaltung. 1957 erfolgte seitens der Eidgenossenschaft die Anerkennung des neuen Landes.

Das Land gehört zu den ärmsten der Welt, und noch heute zahlt es den Preis für drei Jahrzehnte blutiger Bürgerkriege.

Die Schweiz unterstützt das Königreich von Norodom Sihamoni mit humanitärer Hilfe, Spitalfinanzierung, Teilnahme an internationalen Programmen zur Unterstützung der Privatwirtschaft und mit einem UNO-Gericht, das sich mit den Gräueltaten der Roten Khmer beschäftigt.

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