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Die Schweiz macht mit im Kampf gegen Malaria

In Tansania wird einem Kind eine Blutprobe entnommen. STI

Der 25. April ist der Afrikanische Malariatag. Bis 2010 will die Weltgesundheits-Organisation die Zahl der Menschen halbieren, die unter dieser Plage leiden.

In der Schweiz beteiligen sich Hilfswerke und Pharmaindustrie an diesem Kampf.

Malaria ist die grösste gesundheitliche Bedrohung weltweit – noch wichtiger als Aids. Jedes Jahr sterben eine Million Menschen an Malaria, weitere 300 Millionen leiden unter der Krankheit. Das südliche Afrika ist besonders betroffen.

Da Malaria eine Krankheit ist, die vor allem arme Länder betrifft, setzen die Pharmakonzerne andere Prioritäten. So sind von den 1400 Medikamenten, die weltweit zwischen 1975 und 1999 entwickelt wurden, gerade mal vier gegen Malaria.

500 Mio. Dollar für ein Medikament

In Genf versucht die Stiftung “Medicines for Malaria Ventures” (MMV) so genannte “Public-Private-Partnerships” aufzubauen, um alle fünf Jahre neue Behandlungsmöglichkeiten gegen Malaria zu entwickeln. Behandlungen, die für die armen Länder erschwinglich sein sollen.

Denn normalerweise kostet die Entwicklung von neuen Wirkstoffen bis zur Marktreife rund 500 Mio. Dollar. “Die einzigen wirtschaftlich interessanten Zielgruppen sind die Reisenden. Und diese bringen nicht mehr als 200 bis 300 Mio. Dollar”, hält Chris Hentschel, Direktor von MMV, fest.

Gefährliche Resistenzen

Neue Medikamente wären dringend nötig. Denn der Malaria-Erreger ist gegen viele der erschwinglichen Mittel resistent geworden.

So hat das Chlorochin, ein wichtiges Mittel für Menschen in der Subsahara in den letzten 40 Jahren, seine Wirkung als Primärmedikament heute praktisch verloren.

Die Spirale dreht sich immer schneller: Sulfadoxine/Pyrimethamine (SP), erst seit zwei Jahren in den ersten Rängen bei der Malaria-Behandlung, wirkt bereits bei einem Drittel der Patienten nicht mehr.

Ohne diese beiden Mitteln stehen für die Betroffenen beinahe nur noch Therapien zur Verfügung, die zehnmal mehr kosten. Die Folge davon: Die Leute, die sich diese Medikamente knapp leisten können, setzen sie nach zwei Tagen ab, sobald sie sich besser fühlen. Damit kehrt einerseits die Krankheit nach einigen Wochen zurück, zudem fördert diese nicht adäquate Einnahme der Mittel die Resistenzbildung.

Billiges noch zu teuer

Neuer auf dem Markt sind Medikamente, die aus der Pflanze Artemisia annua gewonnen werden. Seit Jahrhunderten gilt die Pflanze in China als Heilmittel bei Fieber, vor einigen Jahrzehnten hat man die Wirkung als Malariamittel erkannt. Doch um die Infektion wirksam zu bekämpfen, muss die Behandlung während einer Woche erfolgen.

Auf der Grundlage der Artemisia hat Novartis Coartem entwickelt. 2001 akzeptierte der Basler Pharmakonzern die Forderung der Weltgesundheits-Organisation und vieler Nichtregierungs-Organisationen, das Mittel in Entwicklungsländern zum Selbstkostenpreis abzugeben.

Die Behandlung kostet in der Schweiz 63 Franken. Unter dem Namen “Riamet” ist es in Entwicklungsländern für knapp 3,50 Franken erhältlich. Und um die Anwendung sicher zu stellen, hat Novartis die Gebrauchsanweisung vollständig in Bildern ohne Text umgesetzt.

Doch für viele Menschen beispielsweise in Tansania ist selbst das billige Medikament noch zu teuer: Durchschnittlich kann eine Person kaum mehr als 5 Franken pro Jahr in Gesundheitskosten investieren.

“Natürlich sind die Ziele der WHO viel höher als die unseren es je sein werden. Doch auch das ist noch nicht genug”, sagt Linda Stephen, Novartis-Verantwortliche für Coartem.

Mückenschutz

Doch nicht nur mit Therapien lässt sich Malaria bekämpfen, sondern auch mit adäquatem Schutz vor Mücken, den Überträgern des Erregers.

Das Schweizer Tropeninstitut in Basel arbeitet dabei im “Kilombero Net Project” (Kinet) mit, das sich zum Ziel gesetzt hat, die 350’000 Bewohnerinnen und Bewohnern in zwei Gebieten im Südwesten Tansanias von der Notwendigkeit von Moskitonetzen zu überzeugen.

Die Botschaft ist einfach: “Am Abend zu Bett gehen gehört zum Gefährlichsten, das Ihre Kinder machen. Und wenn sie unter einem Moskitonetz schlafen, das mit einem Insektizid imprägniert ist, kann das ihr Leben retten.”

Kindersterblichkeit senken

Ein Moskitonetz kostet 7 Franken, dazu kommt Insektizid für 90 Rappen. Der Vertrieb läuft über lokale Läden, Dorfchefs und Gesundheitsstationen. Mit Informationen direkt in den Dörfern oder auf Sportplätzen versuchte man, die Menschen von den Netzen zu überzeugen.

Das Resultat: Zwischen Mai 1997 und Juni 2000 wurden über 65’000 Moskitonetze verkauft. Und die Kindersterblichkeit nahm um einen Viertel ab.

Impfung nicht in Sicht

Trotz all den Bemühungen: Malaria bleibt eine Geissel der Menschheit. Und der Kampf wird wohl erst mit einer wirksamen Impfung gewonnen werden können. Allerdings liegt dies noch in weiter Ferne, trotz Hoffnungen nach der Entschlüsselung des Malaria-Genoms.

In der Schweiz ist eine kleine Firma in Lausanne intensiv an der Arbeit. Erfolge könnten sich in etwa fünf Jahren zeigen. Auch der Pharmamulti GlaxoSmithKline und die amerikanische Armee arbeiten auf Hochtouren an Impfstoffen. Doch der Durchbruch blieb bislang aus.

swissinfo, Vincent Landon und Marc-André Miserez
(Übertragung aus dem Französischen: Eva Herrmann)

Über 300 Millionen Menschen erkranken jährlich an Malaria.

Die Zahl der Todesopfer beträgt pro Jahr über eine Million.

Das südliche Afrika trägt 90 Prozent der Last.

Die meisten Opfer sind Kinder und schwangere Frauen.

Laut WHO sterben täglich 3000 Kinder unter fünf Jahren, d.h., alle 30 Sekunden stirbt ein Kind in Afrika.

Zehn Prozent aller Krankheiten auf dem Kontinent entfallen auf Malaria.

Malaria kostet Afrika über 12 Milliarden Dollar pro Jahr.

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