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Die Schweizer, ein einig Volk von “Chrampfern”

2005 wurde in der Schweiz so emsig gearbeitet wie noch nie (Biscuitfabrik Wernli AG in Trimbach). Keystone

Die Zahlen untermauern den Ruf der Arbeitenden in der Schweiz: Sie haben 2005 mehr als sieben Milliarden Stunden geleistet - ein neuer Rekord.

Die durchschnittliche Normalarbeitszeit ging dagegen im Schnitt leicht zurück, sie betrug 42 Stunden und 20 Minuten.

“Chrampfen”, also hart arbeiten, heisst die Devise: Der neue Rekord bedeutet eine Zunahme der Arbeitsstunden um 0,4% gegenüber dem Jahr 2004, wie das Bundesamt für Statistik in der am Donnerstag veröffentlichten Arbeitsvolumenstatistik mitteilt.

Innerhalb von 5 Jahren sank die wöchentliche Normalarbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten um 8 Minuten. Dem steht ein Rückgang der wöchentlichen Absenzdauer um 11 Minuten gegenüber.

Im Freien

Am längsten arbeiteten auch 2005 die Beschäftigten in Landwirtschaft, Forstwesen und Fischerei (Primärsektors): Sie kamen in der Woche auf 45 Stunden 31 Minuten. Immerhin sank ihre Arbeitszeit seit 2000 um 2 Stunden 6 Minuten.

Lang arbeiteten des weiteren die Beschäftigten der Branchen Immobilien, Informatik, Forschung und Entwicklung. Sie brachten es auf 43 Stunden und 13 Minuten. Ausdauer bewies auch das Kredit- und Versicherungsgewerbe mit 42 Stunden 55 Minuten.

Rund 1,9 Milliarden Arbeitsstunden gingen auf das Konto der ausländischen Erwerbstätigen, was gut einen Viertel der Gesamtleistung ausmacht (26,7%). Das entspricht einer Zunahme um 2,4% seit 2004. Die geleisteten Arbeitsstunden der Schweizer Erwerbstätigen stagnierten (-0,3%).

Mehr Absenzen und weniger Arbeitswochen

Die Zahl der Arbeitsstunden nahm 2005 weniger stark zu als die der Stellen, die um 1,2% zulegte. Das BFS begründet dies mit der tieferen Anzahl der Normalarbeitswochen wegen des Schaltjahrs 2004. Diese sank von 47,2 auf 47. Gleichzeitig nahmen die Absenzen um 1,9% auf 265 Millionen Stunden zu.

Die Ausfälle sind zu 77% auf Krankheit zurückzuführen. An zweiter Stelle folgen mit einem Anteil von 11% Militär-, Zivildienst und Zivilschutz. 13 Millionen Stunden oder 5% der Absenzen gehen auf den Mutterschaftsurlaub zurück.

Die durchschnittliche Absenzdauer betrug 69 Stunden pro Vollzeitstelle nach 68 im 2004. Am meisten Absenzen gab es mit 97 Stunden im Baugewerbe.

Überstunden-Berg

An Überzeit fielen 176 Millionen Stunden an, gleich viele wie 2004. Das entspricht 51 Stunden pro durchschnittlicher Vollzeitstelle. Die Überstunden variierten nach Wirtschaftszweig erheblich. Am meisten Überstunden leistete mit 97 pro Stelle das Kredit- und Versicherungsgewerbe. Das sind dreimal mehr als die Sparte “Gesundheits- und Sozialwesen”, die mit 29 Stunden das Schlusslicht bildet.

Diese Überstunden hätten für 90’000 Vollzeitstellen gereicht. Die tatsächliche Jahresarbeitszeit in einer Vollzeitstelle belief sich auf 1925 Stunden.

swissinfo und Agenturen

Zahlen 2005:
7,004 Mrd. Arbeitsstunden (+0,4%)
Wöchentliche Arbeitsstunden (Schnitt): 42 Stunden 20 Minuten
Absenzen +1,9%.
Überstunden –0,1%.

Am meisten arbeiteten die Griechen und Österreicher, die 2006 auf 44,1 Stunden pro Woche kamen, gefolgt von den Briten (43,1). Den Schluss bilden die Litauer mit 38,5 Stunden.

Laut Gesamtarbeitsverträgen beträgt die Arbeitszeit in Deutschland 37 Stunden, in Italien 38 und in Frankreich 35 Stunden. Die effektive Arbeitszeiten sind aber 41,7 (D), 41,3 (I) und 41 Stunden (F).

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