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Die Schweizer verschwenden Naturressourcen

Eine BFS-Studie zur Nachhaltigkeit zeigt neue Öko-Aspekte auf. swissinfo.ch

Die Schweizer verbrauchen fast dreimal so viele Naturressourcen, wie ihnen im Land auf Dauer zur Verfügung stehen.

Hauptursache für dieses Missverhältnis sei der Energieverbrauch, heisst es in einer Studie des Bundesamts für Statistik.

Die Schweiz lebt ökologisch auf zu grossem Fuss. Wie eine Studie des Bundesamtes für Statistik (BfS) aufzeigt, beansprucht die Schweizer Bevölkerung knapp dreimal so viele Naturressourcen wie auf die Dauer verträglich wäre.

Hauptursache für dieses Missverhältnis ist der Energieverbrauch, heisst es in der Studie “Der ökologische Fussabdruck der Schweiz – ein Beitrag zur Nachhaltigkeitsdiskussion”.

Dieser “Fussabdruck” eines Landes oder der ganzen Welt misst, wie stark der Mensch die natürlichen Ressourcen in diesem Gebiet beansprucht.

Die Methode des Global Footprint Network rechnet die Nutzung der Natur (etwa Ackerbau, Holz- und Energieverbrauch) in Flächen (“globale Hektaren”, gha) um, die notwendig wären, um diese Ressourcen auf erneuerbare Weise bereitzustellen.

Ebenso rechnet sie die “Biokapazität”, also die Fähigkeit der Natur, Rohstoffe zu erzeugen und Schadstoffe abzubauen, in gha um.

Fussabdruck wächst dank Importen

Der ökologische Fussabdruck der Schweiz misst laut diesen Berechnungen derzeit 4,7 globale Hektaren pro Kopf. Demgegenüber beträgt die Biokapazität der Schweiz nur 1,6 globale Hektaren pro Kopf – also rund drei mal weniger.

Seit den 60er-Jahren hat sich der ökologische Fussabdruck der Schweiz mehr als verdoppelt. Die Biokapazität ging dagegen zurück.

“Dieses zunehmende Missverhältnis bedeutet, dass wir unseren Konsum zunehmend mit dem Import von Biokapazität, das heisst mittels Einfuhr von natürlichen Ressourcen aus anderen Ländern und durch den Export von Abfallstoffen wie Kohlendioxyd decken.

Allein deshalb ist es der Schweiz möglich, so viel zu konsumieren, ohne das eigene Naturkapital drastisch zu übernutzen”, schreibt die Studie.

Der Energieverbrauch trägt zu zwei Dritteln des ökologischen Fussabdrucks bei. Er ist weit bedeutender als alle anderen Bereiche.

Weltweites Ungleichgewicht

Der ökologische Fussabdruck der ganzen Erde liegt bei durchschnittlich 2,2 globalen Hektaren. Demgegenüber liegt die weltweite Biokapazität bei 1,8 gha. Seit den 1980er Jahren verbraucht der Mensch das Naturkapital der Erde schneller, als dieses sich zu regenerieren vermag.

Der schweizerische Verbrauch liegt etwa im Schnitt der EU- Länder. Die Länder Nordamerikas und Westeuropas verbrauchen pro Person bis über fünf mal mehr Ressourcen als es ihnen gemäss der weltweiten Biokapazität zustehen würde. Südostasien und Afrika stehen dagegen erheblich unter dem Weltdurchschnitt.

“Die Welt bedarf einer Entwicklung hin zu einer Energie und Ressourcen schonenden Wirtschaftsweise. Sonst wird sich die Übernutzung unseres Planeten nicht nur ökologisch, sondern zunehmend auch wirtschaftlich negativ auswirken”, warnt die Studie.

“Gefordert sind in erster Linie die Industriestaaten”

Die Studie wurde von den Bundesämtern für Raumentwicklung (ARE), für Statistik (BFS), für Umwelt (BFU) und der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) herausgegeben.

Sie überprüfte unter anderem, inwieweit die aus internationalen Quellen stammenden Daten des “Global Footprint Network” der amtlichen Statistik der Schweiz entsprechen. Beide Datensätze stimmten sehr gut miteinander überein, hält das BFS fest.

swissinfo und Agenturen

Der Fussabdruck als Messeinheit der ökologischen Verbrauchsbilanz von Ressourcen pro Kopf setzt sich zusammen aus Ackerbau, Weidewirtschaft, Fischerei, Waldwirtschaft, Energie, Siedlungen.

Während der Energieanteil 1961 noch sehr gering ausfiel, macht er inzwischen mehr als zwei Drittel des Verbrauchs aus.

Dieser Energieanteil ist auch dafür verantwortlich, dass das ökologische Verhältnis von Ressourcenverbrauch und –kapazität pro Kopf in der Schweiz defizitär ausfällt.

Der “ökologische Fussabdruck” ist eine Art “Ressourcen-Buchhaltung”.
Sie zeigt auf, inwieweit der Mensch die Regenerations-Fähigkeit der natürlichen Umwelt ausschöpft.
Der Verbrauch an natürlichen Ressourcen wird in produktive Flächeneinheiten umgerechnet.

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