Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Diener schlägt Maurer, SVP verliert auch in St. Gallen

Keystone

Erstmals schickt der Kanton Zürich eine Grünliberale nach Bern in den Ständerat: Verena Diener schlug im zweiten Wahlgang SVP-Präsident Ueli Maurer klar.

Auch in St. Gallen ging die stärkste Partei als Verliererin vom Platz: Die beiden bisherigen Ständeräte Erika Forster und Eugen David wurden bestätigt, SVP-Vize Toni Brunner blieb chancenlos.

Diener erhielt 199’594 Stimmen, womit sie einen Anteil von knapp 53% erreichte. Maurer totalisierte 170’081 Stimmen oder 45% Wähleranteil. Die Stimmbeteiligung betrug 44,8%.

Sie habe absolut nicht erwartet, dass sie ihren Konkurrenten “in diesem Ausmass” überflügeln würde, sagte Diener. Offensichtlich habe die “grosse Koalition der Vernunft” von Parteien der Mitte, der Grünen und der Linken funktioniert.

Maurer zeigte sich enttäuscht und gab an, dass er nun seinen Nationalratssitz behalten werde. Er führte seine Niederlage darauf zurück, dass ihm die Basis des Freisinns die Unterstützung verweigert habe.

Die Nicht-Wahl sei eine Niederlage für die Bürgerlichen im Kanton Zürich insgesamt, sagte er. Seit 1998 war die Zürcher Vertretung in der kleinen Kammer rein bürgerlich.

Mit Gutzwiller

Im ersten Wahlgang vom 21. Oktober wurde nur FDP-Fraktionschef Felix Gutzwiller gewählt. Er erreichte als einziger der zwölf Kandidierenden das absolute Mehr – allerdings nur sehr knapp. Die 58-jährige Diener war nur auf dem vierten Platz gelandet – hinter Maurer und Chantal Galladé von den Sozialdemokraten.

Dank der Unterstützung durch SP, den Grünen, EVP und CVP gelang es der Vertreterin der erst 2004 gegründeten Kleinpartei, den 57-jährigen SVP-Spitzenmann Maurer zu distanzieren. Die FDP-Basis war offenbar der Wahlempfehlung ihrer Partei nur zum Teil gefolgt.

Mehr

Mehr

Ständeratswahl

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Wahl der kleinen Kammer der Bundesversammlung. Sie wird nach kantonalem Recht und deshalb nicht in allen Kantonen am selben Tag und auch nicht immer gleichzeitig mit den Nationalratswahlen durchgeführt. (Quelle: Glossar Bundesbehörden)

Mehr Ständeratswahl

Gezerre um Mitte-Links-Kandidatur

Nach dem ersten Wahlgang kam es zwischen SP und der Grünliberalen Partei (GLP) zum Streit, wer die besseren Chancen habe, Maurer zu schlagen. Grüne, EVP und CVP verlangten von den beiden Parteien, sich auf eine Kandidatur zu einigen. Dies gelang jedoch zunächst nicht.

Da Galladé im ersten Wahlgang 10’000 Stimmen mehr als Diener machte, fand die SP, ihre Nationalrätin solle als Vertreterin von Mitte-Links in den Kampf steigen. Die 34-Jährige gab dann auch als erste ihre Kandidatur bekannt.

Diener blieb aber hart und erklärte, sie trete auch wieder an. Sie begründete dies damit, dass sie für Wählerinnen und Wähler bis weit ins bürgerliche Lager hinein wählbar sei. Die SP-Kandidatin zog darauf ihre Kandidatur “im Dienste der Sache”, wie sie betonte, zurück. Sie empfahl, Diener zu unterstützen.

Sieger des ersten Wahlgangs geschlagen

Auch im Kanton St. Gallen erlitt die SVP als wählerstärkste Partei der Schweiz eine Niederlage. Die beiden Bisherigen Erika Forster vom Freisinn (FDP) und Eugen David von den Christlichdemokraten (CVP) wurden als Standesvertreter bestätigt.

Sie liessen ihren prominenten Herausforderer Toni Brunner im zweiten Wahlgang deutlich hinter sich. Im ersten Wahlgang am 21. Oktober hatte der Vizepräsident der SVP noch das Bestresultat erzielt.

Erika Forster holte 84’547 Stimmen, während Eugen David 80’484 Stimmen totalisierte. Für Toni Brunner legten 68’667 Wählerinnen und Wähler ein. Die Stimmbeteiligung lag bei 49,4%.

Verzicht der Linken gab Ausschlag

Im ersten Wahlgang hatten sechs Personen kandidiert. Die Regierungsrätin Kathrin Hilber von den Sozialdemokraten (SP) und Kantonsrätin Yvonne Gilli von den Grünen verzichteten auf eine Teilnahme am zweiten Wahlgang.

Hilber erklärte, sie wolle nicht die Steigbügelhalterin Brunners sein. FDP und CVP schnürten nach dem ersten Wahlgang ein “Päckli”, um Toni Brunner zu verhindern. Diese Rechnung ging nun auf. Das Ticket Forster/David wurde auch von der SP empfohlen.

swissinfo und Agenturen

Die definitive Zusammensetzung der Schweizer Parlaments nach den Wahlen 2007 (National- und Ständerat, Ziffern in Klammer Sitzzahl 2003):

Schweizerische Volkspartei: 69 (63)
Sozialdemokraten: 52 (61)
Freisinnig-Demokratische Partei: 43 (50)
Christlichdemokratische Volkspartei: 46 (43)
Grüne: 22 (13)
Liberale: 4 (4)
Grünliberale: 4 (0)
Evangelische Volkspartei: 2 (3)
Partei der Arbeit: 1 (2)
Eidgenössisch-Demokratische Union: 1 (2)
Lega dei Ticinesi: 1 (1)
Christlichsoziale: 1 (1)

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft