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Diskrete Gesten der Schweiz für den Frieden

Die israelische Mauer ist ein deutliches Zeichen für die Trennung. Keystone

Genf hat diese Woche rund dreissig israelische und palästinensische Lehrkräfte empfangen. Ziel: Einen bei ihnen zu Hause unmöglichen Dialog zu führen.

Die Schweiz verstärkt die Initiativen für den Frieden im Nahen Osten, indem sie verschiedene Projekte und Vereinigungen unterstützt.

“Seit Beginn der zweiten Intifada, also seit bald zwei Jahren, ist es praktisch unmöglich, bei uns zuhause zusammenzukommen”, erklärt Adina Shapiro, eine junge Israelin, welche zusammen mit dem Palästinenser Ghassan Abdullah die Vereinigung MECA (Middle East Children Association) leitet.

“Es gibt nur ganz wenige Ausnahmen”, so Shapiro weiter. “Denn die israelischen Behörden hindern ihre Bürgerinnen und Bürger daran, in die palästinensischen Gebiete zu gehen, und umgekehrt.”

Gaststadt Genf

Die Mitglieder der Vereinigung müssen also ins Ausland reisen, wenn sie sich treffen wollen. Wie zum Beispiel an dem Seminar, das diese Woche in Genf stattgefunden hat.

“Für uns Palästinenser ist Genf ein Ort des Friedens. Die Schweizer, die wir hier treffen, nehmen nicht Partei für das eine oder andere Lager”, hält Abdullah fest.

Diese Zusammenkunft wurde von der Schweizer Regierung und der Stadt Genf finanziert. Sie erhielt auch Unterstützung von der “Association suisse des amis du Dr Janusz Korczak” (Schweizer Vereinigung der Freunde von Dr. Janusz Korczak), einer Organisation, die sich für Kinderrechte einsetzt.

Kampf um Anerkennung an den Schulen

Ohne unter dem direkten Druck des Konflikts zu stehen, versuchten hier je 15 Personen aus den palästinensischen Gebieten und aus Israel, über das weitere Vorgehen für ihr gemeinsames Anliegen nachzudenken: in den Schulen die Anerkennung des anderen – des Feindes – zu erlangen.

Die Aufgabe ist seit Abbruch des Friedensprozesses besonders schwierig geworden. “Sogar bei dieser Zusammenkunft gibt es Argwohn und Klischees, obwohl die Teilnehmenden frühere MECA-Mitglieder sind”, anerkennt Abdullah.

Adina Shapiro erklärt, wie schwierig es ist, von diesen mit den Sicherheitsmassnahmen der israelischen Regierung verbundenen Gewissheiten wegzukommen.

Okkupation gleich mehr Sicherheit

“Die Israelis anerkennen die Realität ihrer Besetzung. Aber sie sehen in ihr die einzige Möglichkeit für ihre eigene Sicherheit”, führt Shapiro aus.

Diese Überzeugung wird von der Welle palästinensischer Selbstmordanschläge gegen Israelis noch verstärkt.

Die Arbeit von MECA besteht darin, den Blickwinkel an den israelischen Schulen zu verbreiten , indem sie die anderen Folgen der Besetzung zur Sprache bringen.

Besetzung und dennoch Anerkennung

“Wir versuchen, die Israelis zu veranlassen, laut auszusprechen, was sie an dieser Besetzung stört, auch wenn sie im Prinzip damit einverstanden sind. Das ist ein erster Schritt”, betont Shapiro.

Auf palästinensischer Seite versucht die Organisation, die Anerkennung Israels zu erreichen. “Aber so lange die Besetzung andauert”, so Abdullah, “solange es Morde und Abriegelung gibt, ist es schwierig, zu unseren Schülern von Toleranz zu sprechen”.

Über die Uneinigkeiten hinaus bedauern die Mitglieder von MECA, wie wenig man an die Erziehung denkt, wenn man vom künftigen Frieden spricht. Die Geste der Schweiz zu ihren Gunsten ist deshalb umso wertvoller.

Frédéric Burnand, Genf

Schweizer Hilfe für Palästina: 9,3 Mio. Franken
Humanitäre Hilfe: 7 Millionen
Beitrag des EDA: 0.5 Millionen
Beitrag des seco: 0.1 Millionen
Humanitäre Hilfe für palästinensische Flüchtlinge in Jordanien, Syrien und Libanon: 6 Millionen

Die MECA (Middle East Children Association) wurde 1996 gegründet. Das Direktorium teilen sich Ghassan Abdullah und Adina Shapiro.

Die MECA-Vermittler unterstützen Zusammenkünfte von Lehrpersonal aus beiden Parteien, um den Dialog wachzurufen.

Die MECA ist mit Hunderten von Lehrkräften in Kontakt und damit indirekt mit Tausenden von Schülerinnen und Schülern.

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