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Druck auf die Natur steigt

Wer Umweltschäden verursacht, soll dafür aufkommen: Das Ziel der Umweltfachleute ist die Internalisierung der Kosten. swissinfo.ch

Die Ökoeffizienz wächst. Doch noch stärker wächst der Güterverbrauch; die Politik tut sich schwer mit Massnahmen.

Die Schweiz gibt ungefähr 1,6% ihres Bruttoinlandproduktes für Massnahmen im Umweltschutz aus. 1,2 Mrd. Franken betragen die Ausgaben der öffentlichen Hand pro Jahr – damit ist der Anteil vergleichbar mit anderen OECD-Ländern.

“Wir konnten zeigen, dass bei diesen durchschnittlichen Umweltschutz-Ausgaben die Resultate überdurchschnittlich sind”, betonte Bruno Oberle, Vizedirektor des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) am Montag vor den Medien.

Allerdings: Es bleibe noch viel zu tun, hielten die BUWAL-Verantwortlichen bei der Präsentation des Umweltberichtes 2002 fest.

Biosphäre droht zu ersticken

In der Schweiz wird pro Tag eine Fläche von mehr als 10 Fussball-Feldern verbaut. “Durch den Raubbau an natürlichen Ressourcen, die Umweltverschmutzung im grossen Massstab und die Klima-Veränderung droht die Biosphäre zu ersticken”, mahnte BUWAL-Direktor Philippe Roch.

Roch verwies allerdings auch auf Erreichtes: So seien beispielsweise die Luftverschmutzung seit den 80er Jahren zurückgegangen und der Bartgeier in der Schweiz wieder heimisch. Erfolge gebe es auch in der Landwirtschaft (ökologische Ausgleichsflächen) und im Gewässerschutz.

Von Zahlen zum Handeln

Auf 700 Seiten präsentierten die Verantwortlichen Statistiken und Analysen zur Umweltsituation in der Schweiz. “Die Statistik erhält eine zentrale Rolle als Orientierungshilfe für ein zukunftsgerichtetes Handeln”, begründete Adelheid Bürgi-Schmelz, Direktorin des Bundesamtes für Statistik, das minutiöse Zusammentragen der Fakten aus allen Umweltbereichen.

Das Ziel der ganzen Übung: “Kosten internalisieren, Kosten internalisieren, Kosten internalisieren.” Bruno Oberle verwies darauf, dass Verbesserungen nur in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft möglich seien. “Einerseits weil sie betroffen sind, andererseits weil sie das Knowhow haben.”

Herausforderung

Bei den grossen Herausforderungen der Zukunft nannte der BUWAL-Chef beispielsweise die Internalisierung der Umweltkosten im Transportgewerbe und in der Energiewirtschaft. Allerdings sei auch ihm klar, dass es hier um langfristige Politik gehe, so Roch.

Wie erfolgreich die Arbeit der Umweltpolitiker sein wird, ist offen. Im Herbst 2000 lehnten die Stimmberechtigten beispielsweise eine Lenkungsabgabe auf nicht erneuerbare Energie ab – nach einer Nein-Kampagne, die nicht zuletzt von der Wirtschaft finanziert worden war. Bruno Oberle: “Viele gute Ideen haben lange Zeit gebraucht, bis sie sich durchgesetzt haben.”

Gentechnik und Klimaschutz

Von Konsens zwischen Ökonomie und Ökologie kann auch bei weiteren vom BUWAL erwähnten Themen nicht die Rede sein: bei Gentechnik und Klimaschutz. Bei der Gentechnik ringen die Parlamentarierinnen und Parlamentarier seit Monaten um Kompromisse, Lösungen sind noch nicht in Sicht. Und beim Klimaschutz droht – so die Klimaziele der Schweiz nicht erreicht werden – eine CO2-Abgabe.

BUWAL-Direktor Roch bleibt ein Appell: “Stellen wir den wichtigsten globalen Gedanken wieder in den Mittelpunkt: den Gedanken an die eine Welt, unseren Planeten.”

Eva Herrmann

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