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EADS lässt sich von Gewinneinbruch nicht verunsichern – Auftragsboom (2. AF)

(neu: Produktionsausweitung bei Airbus, Sparten, Aussagen aus Telefonkonferenz, Aktienkurs)
PARIS/MÜNCHEN (awp international) – Der Flugzeug- und Rüstungskonzern EADS lässt sich nach dem Auftragsboom der vergangenen Monate nicht vom jüngsten Gewinneinbruch verunsichern. Obwohl der operative Gewinn im ersten Halbjahr um mehr als die Hälfte zurückging, soll er im Gesamtjahr weiterhin eine Milliarde Euro erreichen, wie das europäische Unternehmen am Freitag mitteilte. Der Umsatz soll dank des starken US-Dollar von 42,8 auf mehr als 44 Milliarden Euro wachsen. Die wichtigste Konzerntochter Airbus erwartet deutlich mehr Bestellungen, kurbelt die Produktion an und will mit rund 500 ausgelieferten Flugzeugen möglicherweise einen neuen Rekord aufstellen.
Die EADS-Aktie reagierte mit einem Kurssprung auf die Zahlen. An der Pariser Börse legte das auch im MDax notierte Papier am Morgen um 2,73 Prozent auf 18,065 Euro zu und war damit zweitstärkster Wert im CAC-40 .
MILLIARDENSCHWELLE ANGEPEILT
Vor allem wegen Währungseffekten und eines höheren Entwicklungsaufwands blieb nach den ersten sechs Monaten mit 185 Millionen Euro nur knapp halb so viel Gewinn übrig wie ein Jahr zuvor. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen auf Unternehmenswerte und ausserordentlichen Posten – bei EADS als EBIT bezeichnet – schrumpfte weniger stark als von Analysten erwartet um 54 Prozent auf 406 Millionen Euro. Im Gesamtjahr soll diese als operativer Gewinn verwendete Kenngrösse dennoch wie geplant die Milliardenschwelle erreichen.
Der Umsatz stieg in den ersten sechs Monaten wie erwartet leicht auf 20,3 Milliarden Euro. “Die Auftragseingänge auf den Luftfahrtmessen in Berlin und Farnborough zeigen die Erholung des zivilen Flugzeugmarkts”, sagte EADS-Chef Louis Gallois. Der Auftragseingang legte um 79 Prozent auf 30,8 Milliarden Euro zu. Darin sind die Bestellungen von der Farnborough-Messe noch nicht enthalten.
Airbus will im Gesamtjahr nun Neuaufträge für mehr als 400 neue Flugzeuge einsammeln, das sind mindestens 100 mehr als zuvor angekündigt. Von Januar bis Juli hat der Flugzeugbauer bereits mehr als 260 Festbestellungen verbucht, hinzu kommen Vorverträge für gut 120 Flugzeuge. Die Produktion seines Kassenschlagers, der Mittelstreckenflugzeug-Familie A320, will das Unternehmen schrittweise erhöhen. Von derzeit 34 Maschinen pro Monat soll der Ausstoss ab Dezember auf 36, ab August 2011 auf 38 und im ersten Quartal 2012 auf 40 Flugzeuge ausgebaut werden.
AIRBUS-GEWINN BRICHT EIN
Im ersten Halbjahr ging der Airbus-Umsatz um ein Prozent auf 13,9 Milliarden Euro zurück. Das EBIT brach, belastet durch Verluste im Militärgeschäft, gar um 80 Prozent auf 104 Millionen Euro ein. Beim Hubschrauberhersteller Eurocopter ging der operative Gewinn trotz höherer Erlöse um mehr als ein Viertel auf 71 Millionen Euro zurück. Die Rüstungssparte musste hier bei einem stabilen Umsatz einen Einbruch um 23 Prozent auf 110 Millionen Euro hinnehmen. Die Raumfahrt-Tochter Astrium verdiente bei dieser Kennzahl hingegen mit 106 Millionen Euro sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Die Baustellen bei EADS sind grossenteils die gleichen wie noch vor einem Vierteljahr. “Unsere Hauptaufgaben bleiben ganz klar, die Effizienz bei der A380-Produktion zu erhöhen, die A350-Entwicklung voranzutreiben und mit den Kundennationen die Anpassung des A400M-Vertrags abzuschliessen”, sagte EADS-Chef Gallois. Mehrere europäische Staaten setzen in ihren Rüstungsetats den Rotstift an. Für die Drohne Talarion, die den Streichungen zum Opfer fallen könnte, deutete Finanzvorstand Hans Peter Ring an, dass EADS einen grösseren Teil der Entwicklungskosten übernehmen müsse, als dies bislang bei Rüstungsprogrammen üblich ist./stw/stb/wiz

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