ECFONOMICS/DE: Wirtschaft strahlt im Frühlingshoch (Zus)
NÜRNBERG/FRANKFURT/BERLIN (awp international) – Weniger als drei Millionen Arbeitslose, die Konjunkturaussichten besser als erwartet und die Schlüsselindustrie weiter auf Wachstumskurs: Die deutsche Wirtschaft strahlt im Frühlingshoch. Zwar schiebt die Krise der europäischen Schuldenstaaten immer wieder ein paar Wolken ins Bild, die Grundstimmung ist aber nach wie vor hervorragend.
So sind die Jobchancen für Arbeitslose derzeit so gut wie selten. Zum ersten Mal seit sieben Monaten fiel die Zahl der Menschen ohne Job im Mai wieder unter die Drei-Millionen-Marke. Allerdings verlor der Aufschwung leicht an Tempo. Mit 2,96 Millionen ging die Zahl der Erwerbslosen in Deutschland lediglich um 118.000 zurück – und damit deutlich geringer als im Schnitt der vergangenen drei Jahre, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mitteilte.
Dennoch ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt nach BA-Einschätzung noch immer ungleich besser als im Vorjahr: Damals hatten die deutschen Arbeitsagenturen und Jobcenter noch 276.000 mehr Menschen ohne festen Job registriert. Entsprechend lag die Arbeitslosenquote im Mai 2010 noch bei 7,7 Prozent. Inzwischen ist sie auf 7,0 Prozent gesunken, nach 7,3 Prozent im April. Eine niedrigere Mai-Arbeitslosigkeit hatte es zuletzt 1992 gegeben. BA-Chef Frank-Jürgen Weise geht davon aus, dass die Arbeitslosigkeit bis zum Jahresende unter der Drei-Millionen-Marke verharrt.
Trotz einer leichten Abschwächung der Arbeitskräftenachfrage im Mai sind in den Betrieben viele Stellen offen. Arbeitslosen böten sich damit weiterhin Chancen, sagte Weise.
Die boomende Konjunktur lässt auch die Experten des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) ihre Prognose anheben: Mit 3,6 Prozent werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2011 noch einmal so stark zulegen wie 2010, teilte das Institut mit. Im März waren die Experten noch von einem Wachstum von 3,0 Prozent ausgegangen. Grund für die gestiegenen Erwartungen ist der gute Start ins Jahr. Starke Impulse kamen von der Binnennachfrage. Ein Risiko für den Aufschwung sehen die Forscher aber in der Schuldenkrise im Euroraum.
Der deutsche Maschinenbau bleibt auf Wachstumskurs, die deutsche Schlüsselindustrie mit zuletzt 917.000 Beschäftigten sieht den Boom aber zunehmend gefährdet. «Es geht nicht mehr so steil bergauf. Wir können nicht ignorieren, was um uns herum passiert», sagte der Chefvolkswirt des Branchenverbands VDMA, Ralph Wiechers, in Frankfurt. Er verwies vor allem auf die europäische Staatsschuldenkrise.
Noch seien die Bücher aber voll und die Investitionstätigkeit auf hohem Niveau. «Die Grundstimmung ist hervorragend, aber es ziehen immer wieder Gewitterwolken auf, die Hagelschauer erwarten lassen», sagte Wiechers.
Im April lag der Auftragseingang im deutschen Maschinen- und Anlagenbau nach VDMA-Angaben real um 22 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahres. Das Inlandsgeschäft stieg um 16 Prozent, das Auslandsgeschäft um 26 Prozent. «Die hohen Zuwachsraten verschleiern eine sich vor allem im Auslandsgeschäft anbahnende Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau», sagte der VDMA-Ökonom: «Die vielfältigen geopolitischen und wirtschaftlichen Belastungen zeigen offenbar Wirkung. Ob dauerhaft oder nur temporär, wird sich in den nächsten Monaten erweisen.»
Die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau lag im ersten Quartal des Jahres um 17,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Der deutsche Maschinenbau profitiere vom deutschen Wachstum und sei ein wesentlicher Teil des Aufschwungs, sagte Wiechers. Insgesamt hält der Branchenverband trotz der wachsenden Risiken an seiner Prognose fest. Demnach wird die Produktion im Gesamtjahr 2011 um 14 Prozent zulegen./kts/hqs/fu rad/DP/bgf