Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

ECONOMICS/China erwartet zehn Prozent Wachstum (AF)

PEKING (awp international) – Trotz weltweiter Krise erwartet China in diesem Jahr ein starkes Wirtschaftswachstum von rund zehn Prozent. Zum Abschluss der Tagung des Weltwirtschaftsforums in Tianjin mahnten der Chef des Statistikamtes, Ma Jiantang, und Experten der Zentralbank aber mehr Nachhaltigkeit an. Die zweitgrösste Volkswirtschaft müsse schneller umstrukturiert werden. Spekulationen, dass ein Platzen der Immobilienblase die chinesische Wirtschaft in den Abgrund ziehen könnte, wurden zurückgewiesen. An dem “Sommer Davos” genannten, dreitägigen Treffen (in Anlehnung an das Weltwirtschaftsforum im Schweizer Nobelskiort im Winter) nahmen 1500 Unternehmer, Regierungsbeamte und Repräsentanten internationaler Finanzinstitute teil.
Weltbankchef Robert Zoellick nannte den nächstes Jahr beginnenden neuen Fünf-Jahres-Plan der Volksrepublik eine Gelegenheit für China, seine Wirtschaft auf die Zeit nach der Krise auszurichten. Die Hauptaufgabe sei eine Anpassung seines Wachstumsmodells. Es müsse eine bessere Balance zwischen heimischer Nachfrage, Export, Verbrauch und Investitionen geschaffen werden. Um die strukturellen Probleme in der globalen Wirtschaft zu beheben, sollte China seinen Konsum erhöhen, während die USA mehr sparen müssten, zitierte ihn die Nachrichtenagentur Xinhua. Zoellick begrüsste Chinas schnelles Wachstum, das Entwicklungs- und Industrieländern gleichsam helfe.
Nach dem schnellen Start ins Jahr greifen nach Angaben des Chefs des Statistikamtes die Massnahmen, die Wirtschaft etwas abzubremsen. Die Abkühlung des Immobilienmarktes werde aber keine grossen Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, weil der Sektor nur einen kleinen Teil ausmache. Auch wachse der Wohnungsmarkt trotzdem weiter, zitierte Xinhua den Oberstatistiker. Der Zentralbankvertreter Xia Bin nannte es eine “Übertreibung”, dass der überhitzte Immobilienmarkt einen Kollaps der chinesischen Wirtschaft auslösen würde.
Die hohen, zweistelligen Wachstumsraten zwischen 2003 und 2008 seien künftig aber nicht aufrechtzuerhalten, sagte der Zentralbanker. Die Menschen müssten ihre Erwartungen reduzieren. Statistikchef Ma Jiantang nannte zehn Prozent Wachstum und die angestrebten drei Prozent Anstieg der Verbraucherpreise ein “gutes Ergebnis” für dieses Jahr. Er sei aber nicht so sehr beunruhigt über das schnelle Wachstum, sondern vielmehr darüber, wie die wirtschaftliche Umstrukturierung beschleunigt werden könne, zitierte Xinhua.
Das wirtschaftliche Entwicklungsmuster müsse verändert, die Ressourcen wirksamer genutzt und die Umwelt besser geschützt werden, sagte der Statistikchef. Die Massnahmen zur Ankurbelung des heimischen Verbrauchs und zur Stärkung des sozialen Netzes brächten erst langfristig Ergebnisse. Nach dem Konjunkturprogramm sollte die Geldpolitik wieder auf ein “neutrales und angemessenes Niveau” heruntergefahren werden, weil die massive Kreditvergabe im vergangenen Jahr Blasen im Häuser- und Aktienmarkt erzeugt hätten.
In den ersten acht Monaten dieses Jahres waren 5,7 Billionen Yuan (650 Milliarden Euro) an Krediten vergeben worden, während es im Vorjahreszeitraum noch 8,15 Billionen Yuan (930 Milliarden Euro) waren. Im ersten Quartal wuchs China wegen des krisenbedingten schlechten Vorjahreszahlen um 11,9 Prozent. Im zweiten Quartal verlangsamte sich das Wachstum etwas auf 10,3 Prozent.
lw/DP/he

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft