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ECONOMICS/DE: Erste Schwächeanzeichen in deutscher Industrie

BERLIN (awp international) – Der Monat Juli hat erste Anzeichen für Bremsspuren in der deutschen Industrie geliefert. Die Gesamtproduktion hat nach Daten des Wirtschaftsministeriums vom Mittwoch nahezu stagniert. Die Auftragseingänge als Frühindikator für die Produktion waren sogar deutlich zurückgegangen, wie das Ministerium bereits am Dienstag mitgeteilt hatte. Obwohl die Zahlen für eine merklich langsamere Gangart im zweiten Halbjahr hindeuten, geben sich Ökonomen durchaus zuversichtlich: Der mittelfristige Aufwärtstrend sei nach wie vor intakt, hiess es aus mehreren volkswirtschaftlichen Abteilungen grosser Banken.
Die Experten erklären ihren grundsätzlichen Optimismus vor allem mit den sehr starken Produktions- und Auftragszuwächsen in den Vormonaten. Zudem verweisen sie auf Sonderfaktoren, die die Juli-Ergebnisse belastet haben. Dennoch dürfte die deutsche Industrie ihre Boomphase nach der schweren Rezession hinter sich haben, wie die Grossbank UniCredit betont. “Allerdings gibt es zurzeit auch keine Hinweise auf ein Ende des zugrunde liegenden Aufwärtstrends.”
RUHIGERE GANGART ERWARTET
Die Gesamtproduktion hat im Juli mit einem Zuwachs von 0,1 Prozent nahezu stagniert. Von dpa-AFX befragte Volkswirte hatten mit einem deutlich stärkeren Zuwachs um 0,8 Prozent gerechnet. Im Vormonat war die Produktion noch um 0,6 Prozent gesunken. Im Jahresvergleich ergab sich im Juli ein Produktionsplus von bereinigt 10,9 Prozent. Die Auftragseingänge sanken unterdessen um 2,2 Prozent, allerdings auch wegen eines spürbaren Rückgangs von Grossaufträgen.
“Nach der ausserordentlich kräftigen Frühjahrsbelebung war zu erwarten, dass das Produzierende Gewerbe wieder eine ruhigere Gangart einschlägt”, kommentierte das Ministerium die neuen Zahlen. Gleichwohl dürfte sich der Erholungsprozess in der Industrie fortsetzen, allerdings mit etwas vermindertem Tempo. Im Juli weitete lediglich das Baugewerbe seine Produktion um 0,9 Prozent aus, während der Ausstoss im Energiebereich um 0,1 Prozent sank. Im wichtigen Industriesektor stagnierte die Produktion.
TREND AUFWÄRTSGERICHTET
Im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich (Juni/Juli gegenüber April/Mai) zeigt der Trend mit einem Produktionsplus von 0,9 Prozent weiter nach oben. In dieser Abgrenzung bremste das Baugewerbe, während die Industrieproduktion zulegte. Im Jahresvergleich ergibt sich im Zweimonatsvergleich abermals ein deutlicher Produktionszuwachs um 10,8 Prozent.
Die Entwicklung im Überblick
Juli Prognose Vormonat
Gesamtproduktion
Monatsvergleich +0,1 +0,8 -0,6
Jahresvergleich +10,9 +11,6 +10,8r
(r=revidiert; in Prozent)
/bgf/jsl

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