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ECONOMICS/DE: Wirtschaft bleibt klar auf Erholungskurs (AF)

(Meldung ergänzt um weitere Angaben)
WIESBADEN (awp international) – Getrieben von Exporten und Investitionen in Ausrüstungen sowie Bauten hat die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal ihre Erholung fortgesetzt. Im Vergleich zum Vorquartal sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,7 Prozent gewachsen, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden in einer ersten Schätzung mit. Das war das stärkste Wachstum seit Anfang 2008. Von dpa-AFX befragte Ökonomen hatten ein etwas kräftigeres Wachstum von 0,8 Prozent erwartet. Nach dem starken Einbruch im Winterhalbjahr scheine sich der leichte Aufwärtstrend der Wirtschaft fortzusetzen, hiess es. Im zweiten Quartal war die Wirtschaft mit einem Plus von revidiert 0,4 (ursprünglich 0,3) Prozent überraschend schnell auf den Wachstumspfad zurückgekehrt.
Positive Impulse kamen laut Behörde insbesondere von den Exporten und den Investitionen in Ausrüstungen und Bauten. Allerdings seien auch die Importe im Vergleich zum Vorquartal kräftig angestiegen. Dies habe unter anderem zu einem Aufbau der Lagerbestände geführt. Die privaten Konsumausgaben seien dagegen zurückgegangen und hätten das Wirtschaftswachstum gebremst.
DekaBank-Experte Andreas Scheuerle sieht die deutsche Wirtschaft weiter auf Erholungskurs. Allerdings gebe es noch “viele, viele Schlaglöcher” auf dem klar nach oben weisenden Weg, betonte er. Die Wirtschaft dürfte im Schlussquartal weiter Fahrt aufnehmen und nach einem erwarteten Einbruch um 4,8 Prozent 2009 im kommenden Jahr um rund 1,3 Prozent wachsen. Im ersten Halbjahr 2010 seien aber immer wieder kleine Enttäuschungen zu erwarten. Gründe seien eine negative Entwicklung am Arbeitsmarkt, eine weiter steigende Insolvenzzahl sowie die nachlassenden Impulse aus den globalen Konjunkturpaketen. Vor diesem Hintergrund dürfte der Konsum zunächst schwach bleiben.
Im Vorjahresvergleich zeige sich aber weiter das Ausmass der tiefsten Rezession der Nachkriegszeit: Hier schrumpfte das BIP im dritten Quartal um 4,7 Prozent. Im zweiten Quartal war der Rückgang mit 7,0 Prozent aber noch schärfer ausgefallen. Kalenderbereinigt schrumpfte das BIP im Jahresvergleich um 4,8 Prozent, nach einem Rückgang um 5,8 Prozent im Vorquartal. Die befragten Experten hatten einen Rückgang um 4,9 Prozent erwartet.
Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung der Commerzbank trotz des sehr starken Wachstums im zweiten Halbjahr am Ende des Jahres gemessen am BIP nur ein Viertel der krisenbedingten Produktionsverluste aufholen. “Wie nach Finanzmarktkrisen üblich; wird sich die Wirtschaft in den westlichen Ländern lange mit niedrig ausgelasteten Kapazitäten herumschlagen müssen”, schreibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Im dritten Quartal sei die Wirtschaft im Vergleich zum Vorquartal kräftig gewachsen. Auch im vierten Quartal sollte sie noch einmal “ordentlich” zulegen. Die wirtschaftlichen Ungleichgewichte seien aber nur zum Teil bereinigt. So hätten die US-Konsumenten erst begonnen, ihre Sparquote zu erhöhen. Das zur Zeit starke Wachstum dürfte sich deshalb nach der Jahreswende normalisieren.
Für das Gesamtjahr 2009 prognostizieren Ökonomen wegen des schwachen Jahresstarts einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 4,0 bis 5,0 Prozent. 2008 war die Wirtschaft noch um kräftige 1,3 Prozent gewachsen. Für 2010 sagen die fünf “Wirtschaftsweisen”, die an diesem Freitag ihr Wirtschaftsgutachten vorlegen, ein Wachstum von 1,6 Prozent voraus./jha/bf

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