
ECONOMICS/DE: Verbraucherpreise ziehen kräftig an (AF)
WIESBADEN (awp international) – Steigende Preise für Benzin und Heizöl haben die Verbraucherpreise im März überraschend deutlich in die Höhe getreiben. Die jährliche Inflationsrate sei von 0,6 Prozent im Vormonat auf 1,1 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden auf Basis von Daten aus sechs Bundesländern mit. Von dpa-AFX befragte Volkswirte hatten lediglich mit 0,9 Prozent gerechnet. Auf Monatssicht stieg das Preisniveau um 0,5 Prozent. Volkswirte hatten 0,3 Prozent erwartet. Hauptgrund waren kräftige Preissteigerungen bei Heizöl und Kraftstoffen.
Ökonomen sehen gleichwohl keinen erhöhten Inflationsdruck und auch keinen Handlungsbedarf für die Europäische Zentralbank (EZB) stark nach oben schnellen lassen. Trotz des unerwartet kräftigen Anstiegs der Verbraucherpreise im März sind nach Einschätzung der Postbank keine Inflationsgefahren erkennbar. In den nächsten Monaten dürfte die Inflationsrate basisbedingt zwar weiter steigen; doch dürfte sie im gesamten Jahr 2010 unter zwei Prozent bleiben, heisst es in einer am Montag veröffentlichten Studie des Bankhauses. Im Jahresdurchschnitt erwartet das Bankhaus aufgrund sehr niedriger Teuerungsraten zu Beginn des Jahres eine Inflationsrate von 1,1 Prozent.
ZINSERHÖHUNGEN STEHEN FRÜHESTENS ZUM JAHRESENDE AUF AGENDA
Für die EZB ergibt sich durch die Preisdaten aus Sicht der NordLB noch kein Handlungsdruck. «Zinserhöhungen stehen frühestens zum Jahresende 2010 auf der Agenda», heisst es in einer am Montag veröffentlichten Studie des Bankhauses. Die Verbraucherpreise seien zwar deutlicher gestiegen als erwartet. Das Niveau sei aber weiter niedrig, zumal ein Teil der aktuellen Inflationsrate auf Basiseffekte zurückzuführen sei.
Der für europäische Zwecke berechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) stieg nach Angaben der Behörde im März auf Jahressicht um 1,3 Prozent. Zum Vormonat kletterte der Index um 0,6 Prozent. Ökonomen hatten im Monatsvergleich plus 0,3 Prozent und im Jahresvergleich ein Plus von 0,9 Prozent erwartet. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht mittelfristig bei Inflationsraten in der Eurozone von knapp unter 2,0 Prozent die Preisstabilität als gewahrt an./jha/he